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Radetzkymarsch
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Trommler trommelten ohne Unterlaß, und die schweren Klöppel der großen Pauke begannen zu wirbeln wie junge, muntere Schlegel. Der betrunkene Pauker schlug plötzlich an den silbernen Triangel, und im selben Augenblick machte Graf Benkyö einen Freudensprung. »Das Schwein ist hin!« schrie der Graf auf ungarisch. Aber alle verstanden es, als ob er deutsch gesprochen hätte. Plötzlich begannen einige zu hüpfen. Immer schneller schmetterten die Kapellen den Trauermarsch. Dazwischen lächelte der Triangel silbern, hell und betrunken. Schließlich begannen die Lakaien Chojnickis, die Instrumente abzuräumen. Die Musiker ließen es sich lächelnd gefallen. Mit aufgerissenen Augen glotzten die Violinisten ihren Geigen nach, die Cellisten ihren Celli, die Hornisten den Hörnern. Einige strichen noch mit den Bögen, die sie behalten hatten, über das taubstumme Tuch ihrer Ärmel und wiegten die Köpfe zu den unhörbaren Melodien, die in ihren trunkenen Köpfen rumoren mochten. Als man dem Trommler seine Schlaginstrumente fortschleppte, fuchtelte er immer noch mit Klöppel und Schlegel in der leeren Luft herum. Die Kapellmeister, die am meisten getrunken hatten, wurden schließlich von je zwei Dienern weggezogen wie die Instrumente. Die Gäste lachten. Dann wurde es still. Niemand gab einen Laut von sich. Alle blieben, wie sie gestanden oder gesessen hatten, und rührten sich nicht mehr. Nach den Instrumenten räumte man auch die Flaschen weg. Und dem und jenem, der noch ein halbvolles Glas in Händen hielt, wurde es weggenommen. Leutnant Trotta verließ das Haus. Auf den Stufen, die zum Eingang führten, saßen Oberst Festetics, Major Zoglauer und Rittmeister Zschoch. Es regnete nicht mehr. Es tropfte nur noch von Zeit zu Zeit aus den schütter gewordenen Wolken und von den Vorsprüngen des Daches. Den drei Männern hatte man weiße, große Tücher über die Steine gebreitet. Und es war, als säßen sie schon auf ihren eigenen Leichentüchern. Große, zackige Regenwasserflecke starrten auf ihren dunkelblauen Rücken. Die Fetzen einer Papierschlange klebten feucht und nunmehr unlösbar am Nacken des Rittmeisters. Der Leutnant stellte sich vor ihnen auf. Sie rührten sich nicht. Sie hielten die Köpfe gesenkt. Sie erinnerten an eine wächserne militärische Gruppe im Panoptikum. »Herr Major!« sagte Trotta zu Zoglauer, »ich werde morgen um meinen Abschied bitten!« Zoglauer erhob sich. Er streckte die Hand aus, wollte etwas sagen und brachte keinen Laut hervor. Es wurde allmählich hell, ein sanfter Wind zerriß die Wolken, man konnte im schimmernden Silber der kurzen Nacht, in die sich schon eine Ahnung vom Morgen mischte, deutlich die Gesichter sehen. 267
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Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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