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vom 06.03.2022, aktuelle Version,

Bregenzerwaldbahn

Bregenz–Bezau
Ein Dampfzug auf der Sporeneggbrücke
Ein Dampfzug auf der Sporeneggbrücke
Streckennummer (ÖBB): 915 01
Kursbuchstrecke (ÖBB): ex 43a
Streckenlänge: 35,302 km
Spurweite: 760 mm, bis km 1,58 auch 1435 mm
0,025 Bregenz 398 m ü. A.
von der Bahnstrecke Lindau–Bludenz (Beginn Dreischienengleis)
1,090 Vorkloster 400 m ü. A.
1,300 Anschluss Vorarlberger Genossenschafts-Verband
1,580 Anschluss Schöller (Ende Dreischienengleis)
1,820 Riedentunnel (212 m)
2,620 Rieden
3,200 Kennelbacher Kanal
4,700 Kennelbach 422 m ü. A.
5,470 Kennelbacher Kanal
8,430 Fluh (ab 1937)
9,150 Rickenbachtunnel (86 m)
9,200 Rickenbach (9 m)
9,600 Verladestelle Wirtatobel (ab 1920)
10,180 Langen-Buch (bis 21. Mai 1977)
12,330 Rotachtunnel (123 m)
12,400 Rotach (19 m)
13,640 Doren-Sulzberg 456 m ü. A.
15,020 Weißachbrücke (ab 1904)
15,060 Weißach (40 m)
18,180 Langenegg-Krumbach 468 m ü. A.
18,720 Oberlangenegg (bis 1957)
19,730 Verladestelle Pommerngraben (bis 1930)
20,740 Lingenau-Hittisau 506 m ü. A.
21,130 Subersach (18 m)
22,340 Egger Viadukt (110 m)
23,450 Egg 553 m ü. A.
24,000 Schmittenbach (20 m)
24,750 Unterbach 578 m ü. A.
25,900 Pfisterbach (70 m)
26,750 Andelsbuch 615 m ü. A.
27,900 Bezegg 618 m ü. A.
29,300 Bersbuch 633 m ü. A.
30,320 Schwarzenberg 636 m ü. A.
31,730 Sporeneggbrücke (31 m)
33,560 Reuthe 625 m ü. A.
34,270 Bregenzerach
34,370 Grebenbach (13 m)
Anschluss Wälderhaus
35,100 Grebenbach (8 m)
35,327 Bezau 642 m ü. A.

Die Bregenzerwaldbahn, im Volksmund auch Wälderbahn oder Wälderbähnle genannt, ist eine österreichische Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 760 Millimetern, der sogenannten Bosnischen Spurweite. Sie liegt im Bundesland Vorarlberg und verband von 1902 bis 1983 auf einer 35,302 Kilometer langen Strecke Bregenz am Bodensee mit Bezau im Bregenzerwald. Heute ist nur noch ein 5,01 Kilometer langes Teilstück als Museumsbahn in Betrieb, die restliche Strecke ist stillgelegt und abgebaut.

Geschichte

Planung

Anleihe der Bregenzerwaldbahn von 1900 zur Finanzierung des Bahnbaus

Für den Warentransport in- und aus dem Bregenzerwald standen bis Ende des 18. Jahrhunderts nur Saumpfade und dann erste Wege für den Fuhrwerksverkehr zur Verfügung. Ein anderes wichtiges Transportmittel war der wilde Gebirgsfluss Bregenzer Ach selbst, deren Hochwasser die gefällten und entästeten Holzstämme aus dem Bregenzer Wald nach Bregenz „beförderte“. Weitsichtige Persönlichkeiten sahen in dem sich überall ausbreitenden Bahnverkehr das ideale Transportmittel auch für die Täler des Bregenzerwaldes. Man erwartete sich „Vorteile für Industrie, Gewerbe und Fremdenverkehr, eine Wertaufstockung der Grundstücke, die Erhöhung des Viehbestandes und bessere Beschäftigungsmöglichkeiten für heimische Arbeitskräfte“. Auch der „verlustreiche Holztransport auf der Bregenzerache sollte ein Ende haben“.[1]

Bereits 1864, also drei Jahre vor der Eröffnung der Bahnstrecke Lindau–Bludenz regte Bezirksförster Johann Koderle aus Bezau eine Pferdeeisenbahn von Bregenz bis Au an.[1]

Allerdings verhielt sich die Bregenzerwälder Bevölkerung vorsichtig. Noch 1871 lehnte man ein bereits sehr detailliert ausgearbeitetes Eisenbahnprojekt wegen Zweifel an der Wirtschaftlichkeit in einer Volksversammlung ab. 1891 stellte dann ein Konsortium einen neuen Antrag, dem letztendlich im August 1899 mit der Konzession zum Bau und Betrieb der schmalspurigen Lokalbahn von Bregenz nach Bezau stattgegeben wurde.[2]

Streckenführung

Die Strecke führte vom Bahnhof der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz durch das Vorortgebiet Rieden nach Kennelbach. Von hier verlief die Trasse 19 Kilometer lang durch das Engtal der Bregenzer Ach an deren nördlichem (rechtsseitigem) Ufer. Außer der Bahn gab es entlang des Flusses keine andere Verkehrsverbindung. Die hoch oben liegenden Dörfer waren mehrere Kilometer von den Bahnstationen entfernt und teilweise nur über Pfade und Steige angebunden. Zum Anschluss der Gemeinde Buch auf einer westlich der Bregenzerach liegenden Terrasse erbaute man sogar zwei Hängebrücken über den Fluss zu den Bahnhöfen Doren-Sulzberg (heute noch erhalten) und Langen-Buch (nur noch Ruinenreste).

Erst in Egg erreichte die Strecke wieder erschlossenes belebtes Gebiet und führte über Andelsbuch durch den Bersbucherwald zum Bahnhof Schwarzenberg (heute Beginn der Museumsbahn) und weiter bis Bezau.[1] Von 1910 bis 1914 plante man eine Verlängerung der Bahn bis Schoppernau, konnte sie aber wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges nicht verwirklichen.

Bau

Bau des Rotachtunnels, circa 1901
Eröffnungszug am 21. September 1902 in Egg

Der 25. Mai 1900 war der Gründungstag der privaten Aktiengesellschaft Bregenzerwaldbahn (BWB) und am 7. September 1900 erfolgte am „Riedener Tunnel“ der erste Spatenstich. Baumeister Johann Bertolini übernahm die Leitung für den Bau von Teilstücken wie die Strecke Andelsbuch-Bersbuch sowie einige Brückenbauten. Die Arbeiter kamen aus dem Trentino, aus Slowenien, Kroatien und Ungarn.

Während der Bauzeit zerstörte ein Hochwasser die meisten Neubauten im Achtal, wodurch auch die dort beschäftigte Baufirma in Konkurs geriet. Erst mit erheblicher Verspätung, im April 1902, setzten die Bauarbeiten wieder ein und führten dann doch ziemlich rasch am 15. September 1902 zur Eröffnung der Strecke. Kurz zuvor hatte die k. k. Post- und Telegraphendirektion Innsbruck einen Fahrplan für die Bregenzerwaldbahn veröffentlicht.[2]

Betrieb

Heizhaus Bregenz Vorkloster und zwei Loks der Reihe U um 1903

Mit der Betriebsführung waren die k.k. österreichische Staatsbahnen beauftragt, an Triebfahrzeugen standen in den ersten Jahren vier Lokomotiven der Baureihe U zur Verfügung. Während des Ersten Weltkrieges wurden mehrere Fahrzeuge zum Kriegsdienst abgegeben, die zum Teil nicht mehr zurückkehrten. 1932 ging die Konzession für den Betrieb an die Bundesbahnen Österreichs (BBÖ) über, den heutigen Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).

In den ersten Jahren brachte die Bahn der Region den erwünschten wirtschaftlichen Aufschwung. 1936, also nach 34 Jahren, wurde allerdings schon ein erster Antrag auf Einstellung der Bahn eingebracht, der jedoch mit dem Hinweis auf fehlende alternative Straßenverbindungen abgelehnt wurde. 1937 lösten die ersten Diesellokomotiven der Baureihe BBÖ 2041/s (später ÖBB 2091) nach und nach die bisherigen Dampflokomotiven ab, um die Traktion wirtschaftlicher zu gestalten.

In der ersten österreichischen Republik gehörte die Strecke in den Zuständigkeitsbereich der Bundesbahndirektion Innsbruck. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 firmierte diese kurzfristig als Reichsbahndirektion Innsbruck, bevor sie bereits zum 15. Juli 1938 aufgelöst wurde. Die Strecke wurde der Reichsbahndirektion Augsburg unterstellt.[3] Nach 1945 wurden die ÖBB wieder gegründet, die Direktionsstruktur aus der Zeit vor 1938 wieder eingerichtet, auch die Bundesbahndirektion Innsbruck.

Ab den 1960er-Jahren kamen die damals neu beschafften Lokomotiven der ÖBB-Baureihe 2095 zum Einsatz. Sie sollten bis zur Streckenstilllegung die Hauptlast des Verkehrs tragen. Im Jahr 1974 kehrte der Dampfbetrieb auf die Bregenzerwaldbahn zurück. Mit Unterstützung der Schweizer Organisation EUROVAPOR wurde ein Nostalgiebetrieb mit einer von der Zillertalbahn stammenden Dampflokomotive aufgenommen, später folgte als Ergänzung eine 699, die vom Verein Club 760 angemietet wurde. Diese Nostalgiezüge waren ein voller Erfolg und brachten der Wälderbahn, die zu dieser Zeit bereits als akut einstellungsgefährdet galt, dringend benötigte Zusatzeinnahmen.

Betriebsschwierigkeiten

Als großes Problem erwies sich die Linienführung durch das teilweise schluchtartige Engtal der Bregenzer Ach. Immer wieder führten Hangrutschungen, Felsstürze und Zerstörungen durch Hochwasser zu Streckenunterbrechungen und minderten so das wirtschaftliche Ergebnis der Bahn. Auch waren die Stationen in diesem Streckenabschnitt weit abseits und tief unterhalb der zugehörigen Orte gelegen, erst ab Egg aufwärts lagen sie günstig zu den Ortszentren.

Einstellung

„Am 21. April 1980 wurde der Zugverkehr wegen der Unterspülung der Rotachbrücke eingestellt. Ab dem 16. Juni wurde der Personen- und Güterverkehr auf der Gesamtstrecke wieder aufgenommen. Außergewöhnlich lang anhaltende Niederschläge in den Sommermonaten verursachten am 3. Juli 1980 bei Streckenkilometer 7,45 eine Hangrutschung. Dadurch war die Strecke zwischen den Bahnhöfen Kennelbach und Egg bis zum 5. Juli unterbrochen. Am 14. Juli ereignete sich bei Kilometer 7,1 wiederum eine Hangrutschung im Ausmaß von circa 6000 Kubikmetern. Zwischen den Bahnhöfen Kennelbach und Egg wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Mit den Aufräumungsarbeiten im Achtal wurde begonnen. Am 13. August wurden diese Arbeiten jedoch eingestellt, da es an derselben Stelle zu einem Nachrutschen der Erdmassen kam. Damit war das Schicksal der Strecke Kennelbach-Egg besiegelt.“

Informationstafel Geschichte der Bregenzerwaldbahn : im stillgelegten Bahnhof Doren-Sulzberg in der Bozenau[2]

Im Oktober desselben Jahres wurde dann auch der verbleibende Inselbetrieb zwischen Egg und Bezau und 1983 schließlich der restliche Gesamtverkehr von Bregenz nach Kennelbach aufgegeben.

Eine Ermächtigung des Vorarlberger Landesstatthalters[4] brachte am 29. Jänner 1985 die offizielle Einstellung der Bahn. Bereits kurz darauf begann man, in einzelnen Abschnitten die ersten Gleise abzutragen.

Museumsbahn

Die Bregenzerwaldbahn als Touristenattraktion im Jahr 2007.
Touristenausfahrt im August 2007.

1985 wurde der Verein Bregenzerwaldbahn-Museumsbahn gegründet, um die Strecke zumindest in Teilabschnitten zu erhalten und im Museumsbetrieb weiter zu bedienen. Die Originalfahrzeuge waren jedoch schon alle abtransportiert worden, weshalb der Betrieb 1987 nur mit von anderen Strecken beschafftem Rollmaterial, darunter einem umgespurten Beiwagen der Stubaitalbahn, von Bezau ausgehend bis zum Bahnhof Schwarzenberg eröffnet werden konnte. Das erste Triebfahrzeug war ein zu einem Schienenfahrzeug umgebauter Lastkraftwagen, einige kleinere Diesellokomotiven, unter anderen die heute mit Namen "Hilde" bezeichnete Heeresfeldbahnlokomotive (HF130C), welche von der Lokalbahn Payerbach–Hirschwang stammte und dort als D1 bis zur Einstellung am 12. August 1982 im Einsatz war, und weitere Wagen der Stubaitalbahn wurden in den folgenden Jahren angeschafft. Auch konnte ein weiteres Teilstück bis zur Haltestelle Bersbuch reaktiviert werden.

Das Pfingsthochwasser von 1999 brachte die Sporeneggbrücke zum Einsturz, die im Juni 2000 nach einem Neubau des weggerissenen Pfeilers, der Aufarbeitung des in den Fluss gestürzten Fachwerkträgers und dem Ersatz des eingestürzten Gewölbebogens gleichfalls durch einen Fachwerkträger wiedereröffnet werden konnte.[5] Das Alpenhochwasser 2005 fügte der Bahntrasse ebenfalls Schäden durch Unterspülung des Gleiskörpers und Überschwemmung des Bezauer Bahnhofes zu, diese konnten jedoch innerhalb weniger Wochen behoben werden.

Die Dampflokomotive setzt auf der Segmentdrehscheibe im Bahnhof Bezau um.

Der Museumsbetrieb wird heute auf der restlichen Strecke Bezau–Schwarzenberg abgewickelt, es stand schon mehrmals eine Verlängerung nach Andelsbuch oder weiter nach Egg zur Diskussion. Allerdings trat ab Oktober 2004 genau der gegenteilige Fall ein. Die Strecke wurde um 1,1 Kilometer (neuer Endbahnhof Schwarzenberg) verkürzt, da die Bahntrasse zwischen Schwarzenberg und Bersbuch für ein Straßenbauprojekt abgegeben werden musste. Weiters musste sich der Verein von einigen Grundstücken am Bezauer Bahnhof zurückziehen, auf denen in Folge ein Supermarkt errichtet wurde. Als Ersatz für das alte Heizhaus wurde eine neue Fahrzeug- und Werkstättenhalle errichtet, an Stelle einer Weiche wurde am neuen Streckenende zwecks optimaler Nutzung der verbleibenden Fläche eine Segmentdrehscheibe eingebaut.

Fahrzeuge

Als erste Dampflokomotive des Museumsbetriebes kam Anfang der 1990er-Jahre die ehemalige 798.101 „Nicki S.“ leihweise zum Einsatz, nachdem diese zuvor durch die Einstellung der Jagsttalbahn auf ihrer Stammstrecke arbeitslos geworden war. Seit 1993 steht mit der U.25 wieder eine aufgearbeitete Original-Dampflok der Baureihe U der Bregenzerwaldbahn betriebsfähig zur Verfügung, 2001 folgte mit einer Uh eine zweite Dampflokomotive. Die notwendigen Personenwagen wurden auf den Fahrgestellen von Güterwagen neu aufgebaut.

Eine weitere Dampflok U.24 ist 2021 abgestellt vorhanden. Daneben gibt es auch einige Diesellokomotiven: 2091.08, eine Heeresfeldbahnlokomotive HF 130 C (2092.01) und eine HK 130 C (D1), sowie die 2095.13. Für diese Lokomotive sind auch fünf zeitlich passende vierachsige Schmalspur-Spantenwagen vorhanden.[6]

Nachnutzungen der Trasse

Remise Kennelbach
In Kennelbach erhielt das Stationsgebäude anstelle des Güterschuppens einen Garagenanbau.

Der Bahnhof Andelsbuch wird als Kulturveranstaltungsort genutzt, neben dem nun der Werkraum Bregenzerwald ein imposantes Ausstellungsgebäude erhielt, geplant von Peter Zumthor. Die Trasse zwischen Andelsbuch und Egg wurde 1992 zu einem Radweg ausgebaut, der seit 2013 über Lingenau bis nach Doren führt.[7] Offizielle und inoffizielle Nachnutzungen, wie Klettersteige an Brücken oder Kunstwerke an Bäumen wurden in mehreren Reportagen 2014 von Studierenden der Fachhochschule Vorarlberg entdeckt, ausgestellt und beschrieben.[8]

Ein Bregenzer Pensionist begann etwa 2010 in Privatinitiative, den stellenweise verschütteten, sehr den Naturgewalten ausgesetzten Abschnitt am Steilufer zwischen Doren und Kennelbach von Steinen, umgestürzten Bäumen und anderen Hindernissen zu befreien, baute Stege und eine Brücke aus alten Schwellen.[9] Da dieser Abschnitt nun gern von Ausflüglern genutzt wird, die verfallenden Tunnel und Kunstbauten aber weiterhin eine Gefahr darstellten, begann man Anfang 2021 mit (aufgrund des mit Fahrzeugen kaum erreichbaren Geländes logistisch sehr aufwendigen) Sicherungsmaßnahmen, um z. B. die Gefahr des Herabstürzens von Blöcken aus den Ausmauerungen des Rickenbach- und Rotachtunnels zu bannen. Eine offizielle Freigabe dieses Abschnitts als Wander- bzw. Radweg ist aber dennoch nicht vorgesehen.[10]

Zwischen Kennelbach und Bregenz wurde die Trasse zum größten Teil in Fahrradwege umgewandelt. Alle drei Tunnel auf der Strecke sind in gutem Zustand, da sie kurz vor der Stilllegung noch saniert wurden. Der Riedentunnel (212 m) ist bei Radfahrern trotz seiner Steigung sehr beliebt. Ab hier, bis kurz vor dem Bahnhof Bregenz ist die Trasse fast komplett verschwunden. Allein ein Schrankenwärter-Häuschen, das heute als Imbiss dient, zeugt noch von der Bregenzerwaldbahn. Auch das Dreischienengleis, das auch elektrifiziert war, bis kurz vor den Riedentunnel wurde abgebaut. Die normalspurigen Gleise dieses Abschnittes waren noch bis weit in die 2000er Jahre bis zur ehemaligen Remise Rieden zu sehen. Bei dieser Remise, die heute von einer Jugendeinrichtung als Werkstatt verwendet wird, sind noch kurze Gleisstücke der Bregenzerwaldbahn erhalten.[11]

Die Verkehrsplanungsabteilung des Landes Vorarlberg gab 2011 eine Studie in Auftrag, welche Neutrassierungen sinnvoll und möglich sind und welche Teilstrecken wieder aktiviert werden könnten. Hierbei wurde auch jene Variante[12] geprüft, die von Dornbirn über das Stadtspital nach Gütle führt und als acht Kilometer langer Tunnel nach Bersbuch und auf der noch von der Museumsbahn genutzten Trasse bis nach Bezau und weiter nach Schoppernau reichen würde. Über einen weiteren Tunnel würde man ins Kleine Walsertal gelangen, welches zwar zu Vorarlberg gehört, aber von dort bislang nur über einen mehrstündigen Fußweg erreichbar ist.

Die Industriellenvereinigung Vorarlberg präsentierte am 30. August 2016 eine Kombination einer Schienen- und Seilbahnlösung, die über das Hochälpele führen soll.[13]

Wälderbahn-Lied

Über die Wälderbahn wurde das volkstümliche Lied „Fahr' ma no' a klele“ („Fahren wir noch ein bisschen“) verfasst. Dass Lieder über Schmalspurbahnen gedichtet wurden, war durchaus üblich. Das Lied ist heutzutage Kindern und Erwachsenen im Vorarlberger Unterland und im Bregenzerwald nach wie vor bekannt.[14]

Zwischenfälle

1943 entgleiste eine Dampflokomotive in der Nähe des Rotachtunnels; Lokführer und Heizer starben im ausströmenden Dampf.[15]

Am 11. Jänner 1965 um 19:02 Uhr prallte der Abendzug (Zugnummer 7311, 18:15 Uhr ab Bezau) zwischen Egg und Lingenau/Hittisau, kurz nach Egg, vor der Tuppenbrücke (Straßenbrücke) gegen die Trümmer eines Felssturzes. Die Diesellokomotive 2095.05 stürzte 30 Meter tief und kam im Flussbett der Bregenzerache aufrecht zu stehen.[16] Der Lokomotivführer wurde schwer verletzt. Der nachfolgende Postwagen blieb – weil die Kupplung zur Lokomotive brach – am Hang auf der Stützmauer hängen. Die drei dahinter angehängten Personenwagen verblieben entgleist, aber kaum beschädigt auf den Gleisen. Die Lok wurde repariert und war (zumindest) bis Oktober 1980 wieder auf der Strecke im Einsatz.[16]

Am 10. September 1965 wurde der Zug von Bezau nach Bregenz (Abfahrt Bezau um 18:17 Uhr) überfallen. Ein etwa 22-jähriger Einzeltäter brach die Tür zum Postwagen auf, in dem sich mehr als eine Million österreichische Schilling befanden (Einnahmen aus den Postämtern im Bregenzerwald, die jeden 10. im Monat nach Bregenz transportiert wurden) und griff den im Wagen befindlichen Postbeamten mit zwei Messern an. Nach einem Kampf, bei dem beide Männer schwer bzw. lebensgefährlich verletzt wurden (der Postbeamte durch 18 Schnitt- und Stichwunden), flüchtete der Täter ohne Beute. In der Nähe des Rickenbachtunnels, bei Kilometer 9,3 um 19:34 Uhr, konnte der Postbeamte die Notbremse auslösen und um Hilfe rufen. Die Fahndung nach dem Täter blieb bis heute erfolglos.[17][18] Der gleiche Postbeamte saß auch in dem Postwagen, der am 11. Jänner 1965 knapp einem Absturz in die Bregenzerache entging.

Literatur, Video

  • Karl Blodig: Die Bregenzerwaldbahn. In: Heinrich Hess (Red.): Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Nr. 12/1902 (XXVIII. Jahrgang), München/Wien 1902, S. 143 f.
  • Markus Rabanser, Martin Hebenstreit: Die Bregenzerwaldbahn. Die Geschichte einer Eisenbahn oder „d’ Zuokumpft rumplot mit G’wault daher“. (Zweite Auflage). Hecht, Hard 1990, ISBN 3-85430-106-5.
  • Krobot, Slezak, Sternhart: Schmalspurig durch Österreich. Geschichte und Fahrpark der Schmalspurbahnen Österreichs, 327 Fotos, 1063 Fahrzeugskizzen, 23 Streckenpläne, 36 Bahnhofspläne, 11 Typenzeichnungen. (4. Auflage). Slezak, Wien 1991, ISBN 3-85416-095-X.
  • Die Bregenzer Wälderbahn. 1 Videokassette (VHS, PAL), 40 Minuten. S. R. Film & Video Filmproduktionsgesellschaft, Rosental 1994, OBV.
  • Lothar Beer: Eine Bahn im Rhythmus der Zeit. – Die Geschichte der Bregenzerwald-Museumsbahn. Hecht, Hard 2007, ISBN 978-3-85298-147-5.
  • Norbert Fink: Die Bregenzerwaldbahn 1902 bis 1983. Sutton, Erfurt 2009, ISBN 978-3-86680-442-5. (Kommentar und Pressemitteilung online).
  • Johann Karl Heribert Koderle, Denkschrift über die Bevölkerungs-, Besitz- und Verkehrsverhältnisse des Achthal-Bahngebietes, Bregenz 1871, Selbstverlag (google books).
  • Norbert Fink und Peter Balmer: Die Bregenzerwaldbahn – Gestern und Heute. Sutton, Erfurt 2020, ISBN 978-3-96303-148-9
Commons: Bregenzerwaldbahn  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 siehe Weblink zum Archiv des Vereins Bregenzerwaldbahn-Museumsbahn
  2. 1 2 3 Informationstafel Geschichte der Bregenzerwaldbahn im stillgelegten Bahnhof Doren-Sulzberg in der Bozenau
  3. Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz vom 6. August 1938, Nr. 36. Bekanntmachung Nr. 488, S. 213.
  4. in Vorarlberg der Vertreter des Landeshauptmanns
  5. 10 Jahre neue Sporeneggbrücke | Waelderbaehnle Museumsbahn. Abgerufen am 21. Juni 2021.
  6. Bregenzerwald-Museumsbahn erhält Bahnkultur-Preis. In: Die Museums-Eisenbahn. Nr. 4, 2021, S. 4.
  7. Nachnutzung der Trasse auf der Webseite Bregenzerwaldbahn früher-heute
  8. Reportage „Interpretationen“
  9. Matthias Rauch (VOL.AT): Eine Brücke zu viel auf der alten Bahntrasse des Wälderbähnle. 21. Mai 2016, abgerufen am 21. Juni 2021.
  10. https://www.bregenz.gv.at/rathaus/news/showNews/materialtransport-per-helikopter/
  11. Die Bregenzerwaldbahn - früher - heute. Abgerufen am 7. Oktober 2018.
  12. Blogeintrag zu einer neuen Streckenführung, abgerufen am 26. März 2014
  13. „Wälderbahn“: Seilbahnprojekt in den Wald, ORF Vorarlberg Bericht abgerufen am 31. August 2016
  14. Daniela Mathis: Bregenzer Wald: Fahr' ma no' a klele! In: DiePresse. 22. August 2017, abgerufen am 6. August 2019.
  15. http://www.pfaenderpedia.com/Pfaenderpedia/Ausfluege/Eintrage/2010/6/27_Auf_den_Spuren_der_Walderbahn_files/Wa%CC%88lderbahnwanderung.pdf
  16. 1 2 Die Bregenzerwaldbahn - früher - heute - Die Loks. Abgerufen am 5. Juni 2020.
  17. Thomas Feurstein: Tatort:Kilometer 9,3, Thema Vorarlberg, Ausgabe 49, Juni 2019, S. 46.
  18. Postbeamter der Bregenzerwälderbahn überfallen, Vorarlberger Nachrichten vom 11. September 1965.