Seite - 31 - in Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Bild der Seite - 31 -
Text der Seite - 31 -
2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik:
eine Annäherung
2.1 (WIE) IST KULTUR VERHANDELBAR?
Kulturpolitik bezieht sich als explizite oder nominale Kulturpolitik (Ahearne,
2009) im engeren Sinn auf öffentliche Interventionen im Bereich der Kunst und
Kultur. Zudem werden durch staatliche Regulierung der Produktion und Zirkula-
tion symbolischer Formen unterschiedliche, funktionell bestimmte Zwecke ver-
folgt (Zembylas, 2004: S. 309), die mit bestimmten Staatlichkeitskonzepten ver-
bunden sind: nationalistische, propagandistische, distributive und redistributive
(McGuigan, 2004: S. 15), darüber hinaus akquisitive, restriktive, protektive, re-
gulative (Wimmer, 2011: S. 109-122).
In Westeuropa diente Kulturpolitik bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhun-
derts hinein zur Stabilisierung nationaler Identität (Knapp, 2005; Wimmer, 2011:
S. 73). Seit den 1970er Jahren definierte sich Kulturpolitik breiter als werteorien-
tierte Gesellschaftspolitik. In diesen historischen Phasen wird der Staat (Govern-
ment) als weitgehend souverän in der politischen Definitionsmacht und damit
handlungsfähig in der politischen Umsetzung seiner Programmatik gedeutet.
Bis heute wird Kulturpolitik auch im alltäglichen Sprachgebrauch im enge-
ren Sinn mit Kunstpolitik assoziiert und damit mit Objekten verbunden, denen
ein ästhetischer, affektiver, symbolischer Wert zuerkannt wird (McGuigan,
2004: S. 34). Zwischen „Kunst und Kultur (Weltbildern, Werten, Lebensfor-
men)“ besteht „nach wie vor eine enge Bindung“ (Zembylas, 2004: S. 148).
Ähnliches gilt für die Assoziation von Kulturpolitik mit dem Nationalstaat, der
gemeinsam mit Kulturpolitik im Globalisierungsdiskurs bereits für obsolet er-
klärt wurde (McGuigan, 2004: S. 34). Populistische, nationalistische Parteien
und Regierungen vertreten jedoch – auch als Antwort auf die als Krise gerahm-
ten Migrationsbewegungen – in jüngerer Zeit wieder verstärkt eine konservative,
repressive Kulturpolitik, etwa in Ungarn, Polen, der Türkei.
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Titel
- Cultural Governance in Österreich
- Untertitel
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Autor
- Anke Simone Schad
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 322
- Schlagwörter
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Kategorie
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293