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Interviewperson aus der städtischen Kulturverwaltung (VERLI2) als sehr hoch
eingeschätzt:
„In einer Stadt musst du natürlich die ganzen ‚Opinionleaders‘ erreichen. Wenn du die
nicht hast, dann kippt die Politik auch sofort, weil wenn der Politiker, der selber bei den
Lions oder den Rotariern ist und seine Rotarierfreunde sagen, das ist ein Schas, was du da
machst, dann ist er sofort weg. Dann kannst du als Kulturdirektor, Künstler oder Kultur-
schaffender sagen, was du willst, weil das ist seine Community, wo er daheim ist und dort
will er glänzen und nicht bei mir.“ (VERLI2)
Abgesehen davon, dass sich auch hier wieder patriarchale Strukturen manifestie-
ren, bieten diese hybriden bzw. intermediären Sozialen Welten Möglichkeiten,
Entscheidungen informell durch persönliche Beziehungen zu beeinflussen, da in
ihnen auch AkteurInnen aus unterschiedlichen Sozialen Welten – der Kulturver-
waltung, der Kunst- und Kulturschaffenden, der Kulturbetriebe – zusammentref-
fen, die sich in einem Milieu (Konstellation der häuslichen Welt (Boltanski,
Thévenot, 2014: S. 241)) bewegen. Der Modus des Zusammentreffens ist infor-
mell, allerdings ist die gesellschaftliche Position entscheidend, um Teil dieser
einflussreichen Minderheiten bzw. elitären Netzwerke zu werden.
Eine Kulturverwaltung, die Interesse an einer kulturpolitischen Mitgestaltung
der Stadt hat (Stichwort Kulturentwicklungplanung), ist daher noch vor einer
Einbindung der Bevölkerung daran interessiert, die PolitikerInnen und ihr infor-
melles soziales Umfeld für ihr Anliegen zu gewinnen – ansonsten könnte die
Einbindung der Bevölkerung als „aufrühren“ (VERLI) und „rebellisch machen“
(ibd.) von Seiten der PolitikerInnen blockiert werden. Schließlich ist deren Kon-
sens zu partizipativen Prozessen eine wichtige Voraussetzung, um die darin vor-
geschlagenen Empfehlungen auch in politische Maßnahmen umzusetzen
7.3 DIE SOZIALE WELT DER KULTURBETRIEBE
IN DER STADT
Hier stellt sich in der Analyse zunächst die grundsätzliche Frage, ob überhaupt
von einer Sozialen Welt der Kulturbetriebe gesprochen werden kann. Grundsätz-
liche Bedingungen, die eine Soziale Welt bzw. Kollektivierung auszeichnen,
sind für kommunale Kulturbetriebe in Städten mit der Größe von Linz und Graz
nur in Ansätzen vorhanden. Dazu gehören eine zumindest punktuelle Koordina-
tion, um zu gemeinschaftlichem Handeln (Interaktion, Aktivitäten) zu kommen,
sowie ein Ethos bzw. gemeinsame Bewertungskriterien. In jedem Fall ist diese
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Titel
- Cultural Governance in Österreich
- Untertitel
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Autor
- Anke Simone Schad
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 322
- Schlagwörter
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Kategorie
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293