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Zweite Periode <24ss —1285. 77
den, chc sie den Kaiser erreichen sonnten, von dessen Gefolge niederge-
macht. Endlich gelang es einem Ritter aus Thüringen, Rudolph's
Streitroß zu durchstoßen. Als den Kaiser die Seinigen fallen sahen,
sprengten sie heran, und schützten ihn mit ihren Leibern so laiige, bis
Ber tho ld von Kapel len ein anderes Pferd zuführte. Nachdem
der Kaiser gerettet war, fiel Ver tho ld von Kapel len mit seinen
frischen Truppen auf Ottokar 's Heer, und durchbrach dessen Reihen.
Da rief der Markgraf von Hochberg, indem er den Adler hoch in die
Lüfte flattern ließ: «Die Feinde fliehen!« Seine Schar rief es gewaltig
nach, und die wankenden Haufen O t t o k a r ' s ergriffen bestürzt
die Flucht. In diesem entscheidenden Augenblicke sandte Ot tokar , der
als Held gefochten, dem M i l o ta von Dieditz den Befehl, schleu-
nigst mit der Reserve vorzurücken. Aber jetzt gedachte dieser der Schmach
und Marter,, so ihm und seinem Bruder Venesch widerfahren, ant-
wortete dem keuchenden Voten mit Hohngclächter, ließ zum Rückzüge
blasen, und eilte treuloser Weise mit der ganzen Reserve davon. Wie
Rttdolph vor der Schlacht seines Feindes Leben geschützt, so schickte
er auch jetzt auf die erste Nachricht von Ot to kar's Gefahr die nächsten
Befehlshaber zu seiner Rettung ab, und ließ allen Abtheilungen des sie-
genden Heeres befehlen, des gesalbten Hauptes zu schonen. Aber
Schlacht und Tod keimen und achten nichts, als die Gewalt. Mitten
im Gewühlc des Kampfes suchten Ot tokar rastlos auf, Se i f r i ed
von Mähre nberg, ein Vetter des Getödteten, und Ber tho ld
Schenk von Emerberg, beide selbst und in ihren Anverwandte»
eben so schwer beleidigt, als der flüchtige M i lo ta . Ot tokar traf
hart auf sie, und hätte sie vielleicht, wie so viele andere, überwältigt,
wäre nicht sein Pferd unter ihm zusammen gestürzt. Nach grimmi»
gem Widerstände, mit achtzehn Wunden bedeckt, siel er.
Seine Mörder rühmten sich ihrer That so wenig/ daß viele Widersprüche dar-
über sind, durch wen eigentlich der König gefallen. Ihn fand Heinrich
von Berth oldsd orf, des königlichen Schmuckes beraubt, halb nackt,
durch Staub, Blut und Wunden entstellt, noch heftig athmend, die Augen
offen, im harten Todcskampft. Ereilte, ihn mit Wasser aus der nächsten
Quelle zu laben, und sti»e Blöße zu bedecken. Der Kaiser selber kam hinzu.
Tief ergriff es ihn, und das milde Auge füllten Thränen bei dem Anblicke
dieser hohen Warnung : wie alles Irdische eitel sey. Auch verzieh Rudolph
dem gefangenen Herbert von Fül lcnstein, der ihm in der Schlacht
hart nach dem Leben getrachtet, aber von ihm in den Sand gestreckt wor-
den war.
Was sich nicht mit Mi lota auf die Flucht gegeben, wurde gefan-
gen, und der Erschlagenen wurden über 14000 gezählt.
Die Leiche Ottokar's wurde zu den Schotten nach Wien gebracht, von dan-
ncn unter Begleitung des gcsammten Elerus, doch ohne Gesang und Geläute,
weil er im Banne verstürbe», zu den minderen Brüdern. Dort wurde er
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494