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Dritte Periote 1283 —l522. »?
In diesc Zeit und auf Kaiser Albrccht's Rechnung wird gewöhn-
lich der Anfang des SchwcizcrblMdcs gesetzt;) allein cs sind wichtige
Gründe vorhanden, aus denen sich der spätere Ursprung desselben nach-
weisen läßt. Die Gründung der engeren Vereinigung der drei Rcichs-
gcmcindc» Ur i , Schwyz und Untcrwalden wird mit so merkwür-
digen Umständen erzählt, daß sie nothwendiger Weise in ganz Deutsch-
land hätte Aufsehen erregen müssen, und folglich von keinem Geschieht«
schreibcr jener Zeiten hätte Übergängen werden können. Indessen findet
man davon bei keinem einzigen gleichzeitigen Schriftsteller die geringste
Spur, obschon die Verfasser der Jahrbücher von Colmar und Straßburg
nahe genug warcu, um von den Vorgängen in der Schweiz unter-
richtet zu seyn. Selbst der einheimische Geschichtschreiber Johann von
Win ter thur , welcher alle noch so geringfügigen Anecdoten seines Va,
tcrlandes und die übrigen Habsburgischcn Kriege in diesen Gegenden an-
führt, uud sonst von Albrecht alle Mährchcn des Pöbels mit ermü-
dender Umständlichkeit erzählt, macht der Schweizer und ihrer Fehde mit
Oesterreich zuerst Erwähnung bei der streitigen Kaiserwahl zwischen
Friedrich dem Schönen und Ludwig von Ba ie rn , ohne eines
ältern Mißverständnisses zu gedenken. Dieses Stillschweigen aller gleich-
zeitigen Schriftsteller wird selbst durch öffentliche Urkunden bekräftigt.
In der Bestätigung der Rcichsfrcihcite» der Gemeinden Uri, Schwyz
und Unterwalden durch Kaiser Heinrich VlI., den unmittelbaren Nach-
folger Albrecht's l . , geschieht weder einer Nachlassung der Strafe
wegen der Ermordung «nd Vertreibung der Reichsvögte, noch irgend
einer Irrung mit dem Reiche die geringste Meldung. Die Ermordung
Geßler's durch Wi lhe lm Te l l und dessenPfcilschuß sind insbeson-
dere Sagen, die eines jeden historische» Grundes entbehren. Dieser
Dichtung gebührt nicht einmahl das Verdienst der Neuheit, indem die
ganze Geschichte T cll's schon in viel früherer Zeit von dem Dänen-Kö-
nige Harald und einem gewissen Tholko erzählt wurde, und sich
ausführlich in den Werken des Saro Grammat icus findet.
Im Jahre 133« (die Geschichte Tel l 's soll sich im Jahre 1307 ereignet ha-
ben) ließ der Canton Uri die sogenannte Tellskapelle erbauen, und bei der
Eröffnung derselben sollen 114 Personen vorhanden gewesen seyn, die sich
Tel l 's als eines Vertheidigers der Freiheiten von Uri erinnerten. Auch
El ingenberg 's und E t t er l in 's Chroniken/die am Ende des vierzehn-
ten und im Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts geschrieben wurden, wol-
len gleichfalls T e l l als einen Vertheidiger von Uri kennen. Allein dies« um
ein ganzes Jahrhundert späteren Zeugnisse von dem bloßen Daseyn Tel l 's
und dem einzigen Umstände, daß er ein Vertheidiger von Uri war, kann
man wohl nicht als einen Beweis betrachten, daß die gemeine Erzählung
von dem Ursprünge dcs Schweizcrbundes gegründet sey. Diese Erzählung
entstand offenbar aus der Sage von einem gewissen W i l h e l m Te l l und
einem Grafen v«n Seedor f , der Herr eines Theiles von Uri war, »nd
im zwölften Jahrhunderte lebte, aus der Fabel vom Könige Ha ra l d und
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494