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Dritte Periode 4282 -1522.
Renatus wartn Luxemburg, die Schweizer waren in die Grafschaft
Burgund eingefallen. Car l der Kühne schlug seine Gegner zurück,
eroberte Lothringen, hielt in Nancy mit gewohnter Pracht seinen Einzug,
und drang in die Schweiz, wo sein Glücksstern unterging. Die Burgun-
der eroberten Granson mit Sturm, und hieben in ihrem Grimme die
tapfere Besatzung nieder; allein schon nach neun Tagen, am I. März
4476, schlugen 18,000 Eidgenossen bei derselben Stadt Carl's Heer
in eine unordentliche Flucht, und eroberten Lager, Geschütz, Gepäck,
und anderthalb Millionen an Beute.
Den großen Diamant, welchen der Herzog überall« seine Kostbarleiten schätzte,
und den gegenwärtig die Schatzkammer in Wien verwahrt, fand ein gemeiner
Schweizer, und verkaufte ihn an seinen Hauptmann fur einen Gulden.
Aus der Franche Comto, wohin er geflohen war, rückte Car l
schon am siebenten Tage wieder vor in die Wand, gegen Lausanne, und
belagerte Murten. Am 22. Juni kam der Entsatz der Eidgenossen. Die
Schlacht war blutig und heftig; es galt den Ruhm der Burgundischen
Kriegs'Ordonnanz und des Adels. Endlich ward das VurgundischeFuß»
Volk getrennt, die Englischen Scharfschützen flohen, ein Theil ward in
den nahen See gesprengt. Ueber 20,000 Burgunder lagen todt auf der
Wahlstatt.
Da« große Beinhaus zu Murten schließt diese redenden Denkmähler ein.
Der Herzog von Lothringen, der in dem Heere der Schweizer ge-
fochten hatte, führte die Sieger vor Nancy. Sofort zog Car l nach
Lothringen, um dem Herzoge Renatus die am 6. October genom-
mene Stadt Nancy wieder zu entreißen. Er trug dem Grafen von Cam»
pobasso den ersten Angriff auf, und als er erfuhr, daß dieser Be-
fehlshaber ihn verrathe, betrachtete er diese Nachricht als eine Schlinge.
Eampobasso ließ die Belagerung in die Länge ziehen, und gab da-
durch dem Herzöge Renatus und den Eidgedoffen Zeit, mit 20,000
Mann heranzurücken. Bei Annäherung dieses Heeres ging er mit seinen
Truppen zum Feinde über, so daß Carl's Heer nur noch aus 4000
Mann bestand. Gegen den Ausspruch seines Rathes wagte Carl der
Kühne dennoch den Kampf. Den Z. Jänner 147? trafen beide Heere
aufeinander; die Flügel des Vurgundischm wurden durchbrochen und
zerstreut, und das Mittel, von dem Herzoge in Person befehligt, von
vortt und auf den Flanken angegriffen.
Carl setzte seinen Helm auf, und da er den goldenen Löwen, der ihm zur
Zierde diente, vor sich zur Erde fallen sah, rief er: »Lcce m38'"»u »>8^
n»m Hei!«
Geschlagen und von den Fliehenden fortgerissen, stürzte Car l der
Kühne mit dem Pferde in einen Graben, wo er durch einen Lanzen-
stich getödtet ward.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494