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Anhang zur dritten Periode.
Auf zwei Versammlungen, zu Nürnberg (Jänner 1356) und zu
Metz (December 1356),(brachte dieser Kaiser (Carl IV.) ein Reichs-
grundgesetz zu Stande,^dessen Hauptzweck war, dem Streit und Zwie-
spalt entgegen zu wirken, welche schon seit langer Zeit fast jede Römi-
sche Königswahl zu einer Quelle von Unruhen für Deutschland gemacht
hatten. Durch diese berühmte Urkunde, welche von dem daran gehäng-
ten Sigill den Namen der goldenen Bulle trägt, wurde das ausschlie-
ßende Recht der sieben Churfürsten (Mainz, Trier, Köln, Böhmen,
Pfalz, Sachsen und Brandenburg), den Römischen König zu wählen,
gesetzlich, und zugleich das Recht der Erstgeburt in den Landern, auf
welchen die Chur haftete, die Untheilbarkeit dieser Länder, das Pfälzi-
sche und Sächsische Vicariat, und das, nebst vielen andern Rechten und
Vorzügen, den Churfürsten ertheilte^ us äe nan »ppellnnäo bestimmt. Un-
ter den weltlichen Churfürsten ward den Königen Böhmens der erste Rang
mit dem erblichen Erzschenkenamte angewiesen.')
Selbst gelehrt und wissenschaftlich gebildet/gründete Kaiser C ar l IV.
zu Prag die erste Universität Deutschlands, ,
»damit die Böhmen,« wie e« im Stiftungsbriefe vom 7. April t348 heißt,
»nicht mehr genöthiget würden» ihren unablässigen Heißhunger nach den
Früchte» der Wissenschaft durch Betteln bei den Ausländern zu stillen.«
Zum Muster dienten ihm die Universitäten zu Paris und Bologna.
Er lud, durch einen offenen Brief, sowohl Lehrer als Studierende ein,
sich auf seiner neuen hohen Schule niederzulassen. Sie sollten nicht nur
alle Freiheiten anderer Universitäten genießen, sondern auch auf ansehn-
liche Belohnungen rechnen dürfen. Car l bestimmte auch, zur Unterhat,
tung der Lehrer, gewisse Güter. Der Professoren waren Anfangs nicht
mehr als acht, welche die gewöhnlichen vier Facultäten bildeten. Zum
bestäudigen Kanzler der Universität ernannte Car l den Erzbischof von
Prag. Lehrer und Lernende wurden in vier Nationen abgetheilt. Diese
waren die Böhmische, die Baierische, die Pohlnische und die
Sächsische.
Zu der Böhmischen gehörten nebst den Böhmen die Mährer, die Südslawcn und
Ungarn; zu der Baierischen die Oesterreich«, Franken, Schwaben und
Rheinländer; zu der Pohlnischen die Schlesier, Lilthauer und Russen; zu
der Sächsischen die Meißner, Thüringer, Dänen und Schweden.
Diese Nationen entschieden durch ihre Stimmen die vornehmsten An-
gelegenheiten, besonders die Wahl des Retters. Carl's Universität zu
Prag war gleichsam eine hohe Schule für das ganze östliche Europa.
Eine ganz besondere Sorgfalt erfuhr die Stadt Prag, welcher Car l
schon als Kronprinz viele Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Der Umfang
ihrer zwei Theile, der Altstadt und der Kleinseite, reichte für die seit der
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494