Page - 193 - in Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Image of the Page - 193 -
Text of the Page - 193 -
Anhang zur dritten Periode. 1V3
auch dieses Ereigniß konnte den gräßlichen Führer der verblendeten
Huffiten nicht beugen, und auch in diesem Zustande leuchtete er seinen
wilden Scharen als ein furchtbarer Leitstern voran. Jetzt ließ er sich
bei den Gefechten auf einem Karren fahren, so daß er von seinen
Leuten gesehen werden konnte, und nach der Beschreibung, die man
ihm von der Gegend machte, ordnete er die Stellung des Heeres an.
Mittlerwelle war es dem Kaiser Sigismund gelungen, die
Fürsten zu einem abermaligen Reichszuge gegen die Hussiten zu ver-
mögen, und im August 1421 erfolgte der Einbruch des Heeres. Es
belagerte Saatz, doch bei dem Anzüge des Feindes ging das Neichs-
heer eiligst zurück, theils aus Furcht, theils weil es Verstärkung er-
wartete. Erst im Winter konnte Sigismund mit einem zweiten
nicht unbedeutenden Heere erscheinen, erlitt aber am 6. Jänner 1422
bei Deutsch-Brod eine Niederlage, der er selbst nur mit Mühe ent-
rann. —
Endlich ging die grauelvolle Laufbahn Hizka's zu Ende. Als er
gegen Mähren ziehen wollte, wo Sigismund's Schwiegersohn, der
heldenmüthige Herzog Albrecht V. von Oesterreich (§. 29), die Hus,
fiten verdrängt, und in wiederholten Kämpfen besiegt hatte, starb er plötz-
lich (12. October 1424) unter Weges, im Lager bei der Stadt Przibis-
lawa im Czaslauer Kreise, an einer pestartigen Krankheit. Stadt und
Schloß wurden sogleich erstürmt und angezündet, zu Zizka's Leichen-
feier, wie die Taboriten sagten.
Die Mäh« ist bekannt, der sterbende Zizka habe befohlen, seine Leiche un-
bekümmert den Vögeln unter dem Himmel zum Raube zu lassen, aber mit
seiner Haut eine Trommel zu überziehen, deren kriegerischer Ton jedes Heer
in die Flucht treiben würde. Wenigstens wurde die, im November 1743
aus dem Glatzer Zeughause nach Berlin gebrachte Trommel für die nämliche
ausgegeben.
Durch Zizka's Tod löste sich die Einigkeit unter den Hussiten vollends
auf. Die Taboriten zerfielen in zwei Haufen: der eine erkannte nach
Zizka's letztemWiilenProcop den Großen, der auch der Gescho-
rene (Holy) hieß, weil er vorher Mönch gewesen, als Führer an; der
andere bestand aus den Wildesten aller Hussiten. Sie hauseten unter
keinem Obdach, und nannten sich Waisen (Orphaniten), als die ihren
Vater verloren, und keinen für würdig achteten, ihn zu ersetzen. Doch
überließen sie sich meistens der Führung eines andern Procop, des
Kleinen, wie er genannt ward. Außerdem bildeten die Hörebiten
und die Prager noch besondere Parteien. Letztere hatten den Litthaui-
schen Prinzen, Sigismund Korybut, zu ihrem Könige gewählt,
der jedoch, nach kurzer Zeit, kein dringenderes Geschäft kannte, als
der Regierung zu entsagen, und nach Litthauen zurückzukehren. Die
12
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494