Page - 206 - in Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Image of the Page - 206 -
Text of the Page - 206 -
»O« Anhang zur dritten Periode.
Martel l aus dem Hause Anjou « Neapel, der Sohn König
Carls II. und Mariens, einer Tochter Stephans V. von Un-
garn, als Thronbewerber aufgetreten, und hatte sich, nachdem er
Dalmatien erobert, in Zara zum König krönen lassen; aber Andreas III.
hatte ihn bei Agram geschlagen (1292), und aus dem Reiche vertrieben.'
Um sich seine Ansprüche zu sichern, ließ sich Carl Martel l zu Rom
vom Papste Bonifacius VIII. krönen, und hinterließ (1295) seine
Rechte seinem Sohne, Carl Robert von Salerno, den ihmseine
Gemahlin Clementina, eine Tochter Kaiser Rudolph's I., ge-
boren hatte. Gegen diesen Priuzen ward, nach dem Tode des Andreas,
Wenzeslaus von Böhmen erhoben (§. 46), und als dieser das Un-
ternehmen aufgab, wählte ein Theil des Ungarischen Adels, der dem
Carl Robert noch immer widerstrebte, den Herzog Otto von
Baiern, einen Enkel Bela's lV. vou weiblicher Seite. Indeß fand
dieser sehr geringen Anhang, und Papst ClemensV. brachte es end-
lich dahin, daß Carl Robert nach neunjährigen Kämpfen allgemein
anerkannt wurde.
Während des Bürgerkrieges hatten Verwirrung und Gesetzlosigkeit
im Lande überHand genommen, Carl Robert aber, ein einsichtsvol-
ler Herrscher, suchte, während seiner langen Regierung (1210 — 1343),
diese Uebel mit Nachdruck und Kraft zu heilen. Handel und Städte blüh-
ten auf, Gerichts- und Münzwesen wurden geordnet.
Als Carl II. von Neapel starb/ hätte diese« Reich, nach den, Rechte der
Erstgeburt, an Carl Robert fallen sollen, der Papst aber wünschte
die Erhebung Robert's, eines jüngeren Bruders Carl Martells.und
der König von Ungarn gab seine Zustimmung. In der Folge eröffnete er
seiner Nachkommenschaft die Aussicht auf den Neapolitanischen Thron durch
die Vermählung seines zweiten Sohnes, Andreas, mit Johanna, der
Enkelin und Erbin Robert's.
Ludwig, der älteste Sohn Carl Robert's, dem die Krone Un-
garns bestimmt war, hatte auch Hoffnung, auf den Thron von Pohlen
zu gelangen; denn seine Mutter, Elisabeth, war die Schwester C a-
simirs des Großen, des letztenKönigs vom Stamme derPi asten
in Pohlen. Carl Robert trat Galizien und Lodomerien an Pohlen
ab, um seinen Kindern das mütterliche Erbrecht aufdie Pohlnische Krone
zu sichern.
Ludwig I. (1343—1382), der nach dem Tode seines Vaters'als
ein siebzehnjähriger Jüngling den Thron von Ungarn bestieg, führt mit
Recht den Namen des Großen. Durch wichtige Verbesserungen in den
Hauptzweigen des bürgerlichen Zustandes ward er der Wohlthäter seines
Volkes. Er schaffte die Gottesurtheile ab, gründete eine hohe Schule zu
Fünfki'rchen, bepflanzte die Tokaischen Berge mit Reben, und ermunterte
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494