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Geschichte
Vor 1918
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
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224 Vierte Periode «22—l?4o. hatte, mußten die Einwohner auf Befehl des Generals Montclas selbst die Festungswerke abtragen, und öffentliche wie Prwalhäuser durch Minen in die Luft sprengen helfen. Weil dieß Alles noch zu langsam ging, so ward endlich der Rest der hall, vecschüttetcn Stadt durch die Flamme vertilgt (5. März). Dasselbe Schicksal traf hiernächst die schönen Städte Offcnburg, Kreuznach, Labenburg, Oppenheim, Gcrnsheim, Wachenheim, Bretten, Bruchsal, Frankenthal, Alzcy, Rochsheim, Pforzheim, Baden, Naftadt, Kuppenheim, Stollhofen und unzählige kleinere Orte und Dörfer, die alle dem Erdboden gleich gemacht, und deren Einwohner, nachdem die entsitt- lichten Scharen Ludwig's XIV. viehische Gräuel an ihnen verübt hatten, zu Bettlern gemacht wurden. Nicht einmal die Flucht nach einem andern Orte ward ihnen gestattet, außer wenn sie in das Französische Gebieth wan- dern wollten. Das härteste Schicksal erfuhren die alten Reichsstädte Speier und Worms. Neide hatten sich im vorigen Herbst auf die Bedingungen er- geben , daß Rath und Bürgerschaft in ihren Geschäften und Rechten unange- tastet bleiben, und nur einige hundert Mann auf Französische Kosten als Be- satzung in ihren Mauern bleiben sollten. Man hatte ihnen diese Zusage auf das heiligste bekräftigt, aber nur um sie desto sicherer zu hintergehen. Die Zahl der eingelegten Truppen wurde bis auf das Sechsfache erhöht, und an Vergütung der Unterhaltungskosten ward nicht gedacht. Noch mehr, die Einwohner wurden ohne Ausnahme gezwungen, die Summen, die sie in Holland, Köln, Frankfurt, Nürnberg oder in andern Staaten, mit denen sich Frankreich im Kriege befand, schuldig waren, auf das gewissenhafteste anzugeben, und an die Französische Kriegscasse zu bezahlen. Im Februar mußten sie, wie die Manheimer, ihre eigenen Festungswerte zerstören helfen. Hierauf wurden die Zeughäuser erbrochen, alles Geschütz nach Landau ge- führt, und was man nicht fortschleppen konnte, in den Rhein versenkt. Bei schwerer Strafe mußten die Einwohner alle Kurnvorräthe, ihren letzten Trost bei der vorauszusehenden Hungersnoth, nach Philippsburg zur Unterhaltung der dortigen Französischen Besatzung ausliefern. Von Speier, wo damals noch das Reichskammcrgericht war, wurden die Acten desselben, sammt den Eassen, eingepackt und nach Lanbau geführt. Und nun, da die Einwohner mit größtem Gehorsam sieben Monathe lang sich Allem unterworfen hatten, was nur die härteste Willkllhr verlangen konnte, und nichts als der Tod ihnen noch übrig schien, ward ihnen am 22. Mai 16W angekündigt, Lud- wig's Interesse erfordere es, die Städte Worms und Spcier ganz von der Erde zu vertilgen, doch solle es den Bürgern erlaubt seyn, sich nach den zu- nächst gelegenen Französischen Städten zu retten. Die bebenden Einwohner suchten wenigstens eine Milderung ihres Schicksals vo» diesen Unmenschen zu erflehen, aber Alles, was sie erlangen konnten, waren einige hundert Wagen, die man ihnen zum Fortschaffen ihrer wenigen noch übrigen Habe überließ. Die meisten derselben wurden mit den bisher noch verborgenen Lebensmitteln beladen, welches die Franzosen nicht sobald merkten, als sie ihnen dieselben auch noch wegnahmen, und so die Unglücklichen, die vor ei- nem Jahre noch in Wohlstand und Ansehen gelebt hatten, in brot- und hei- mathlose Vertriebene verwandelten. Darauf wurden, auf ein gegebenes Zeichen, beide Städte in Brand gesteckt (Speier den 21. Mai, Worms den g. Juni 1689), und in wenigen Stunden in zwei große Aschenhaufen ver- wandelt. In Worms blieb nur der Dom verschont. Sechs Wochen hinter einander beschäftigten sich hiernuf die Mordbrenner mit Durchsuchung der Keller und Gewölb«, worin sie Beute mancherlei Art fanden. Sogar die Begräbnisse wurden erbrochen, und die Todten ihres Schmuckes beraubt. In dem gleichfalls verwüsteten Dome zu Speier fanden die Räuber in den Gräbern der alten Kaiser zwei silberne Särge, öffnete» sie, streuten die Gebeine auf den Boden umher, und schafften die Sarge nebst den darin ge- fundenen Kostbarkeiten fort. So erneuerte Ludwig XIV. im siebzehnten Jahrhunderte die Schreckcnstage des Att i la.
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Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Title
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Author
Leopold Haßler
Publisher
Ignaz Klang
Location
Wien
Date
1842
Language
German
License
PD
Size
12.31 x 20.0 cm
Pages
532
Keywords
Babenberger, Habsburger, Monarchie
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort III
  2. Einleitung IX
    1. Allgemein IX
    2. Einteilung Geschichte X
    3. Literatur X
  3. Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
    1. Älteste Schicksale 1
    2. Römerzeit 2
    3. Völkerwanderung 5
    4. Karolingisches Zeitalter 10
    5. Magyarisches Zeitalter 12
    6. Erneuerung Mark 16
    7. Babenbergisches Haus 17
    8. Literatur 18
  4. Erste Periode (983-1246) 19
    1. Leopold I. 19
    2. Heinrich I. 20
    3. Albrecht I. 21
    4. Ernst der Tapfere 23
    5. Leopold III. 25
    6. Leopold IV. 26
    7. Leopold V. 29
    8. Heinrich II. 31
    9. Landes ob der Enns 35
    10. Leopold VI. 36
    11. Herzogtum Steiermark 40
    12. Friedrich I. 44
    13. Leopold VII. 44
    14. Herzogtum Krain 51
    15. Friedrich II. 52
    16. Literatur 63
  5. Zweite Periode (1246-1283) 65
    1. Friedrich der Streitbare bis Albrecht I. 65
    2. Literatur 79
  6. Dritte Periode (1283-1522) 80
    1. Haus Habsburg 80
    2. Albrecht I. 81
    3. Friedrich der Schöne 89
    4. Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
    5. Herzogtum Kärnten 104
    6. Rudolph IV. 105
    7. Tirol 108
    8. Albrecht III. und Leopold III. 109
    9. Albrecht IV. 116
    10. Albrecht V. (Albrecht II.) 117
    11. Ladislaus Posthumus 123
    12. Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
    13. Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
    14. Maximilian I. 153
    15. Karl V. und Ferdinand I. 168
    16. Literatur 169
    17. Anhang 172
  7. Vierte Periode (1522-1740) 221
    1. Ferdinand I. 221
    2. Ferdinands I. Söhne 240
    3. Fortsetzung: Erzherzog Ferdinand II. 249
    4. Fortsetzung: Erzherzog Karl II. 250
    5. Rudolph II. 252
    6. Mathias 259
    7. Ferdinand II. 263
    8. Ferdinand III. 296
    9. Leopold I. 307
    10. Joseph I. 347
    11. Karl VI. 353
    12. Mailand 373
    13. Mantua 374
    14. Toscana 375
    15. Literatur 376
  8. Fünfte Periode (1740-1838) 378
    1. Maria Theresia 378
    2. Joseph II. 412
    3. Leopold II. 424
    4. Franz II. 429
    5. Ferdinand I. 492
  9. Sach-/Namensregister 494
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