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Fünfte Periode 5740 — 1826.
20. März ein. Ludwig XVIII. entkam, nicht ohne Gefahr, über
Lille nachVrüssel. Bereits imMärz, ehe „och dieKunde von Napo-
leon's Abfahrt von Elba nach Wien kam, war man dort über die
wesentlichen Streitpuncte, insbesondere über die Theilung Sachsens
zur Befriedigung der Preußischen Ansprüche, im Reinen. Nun kam
man auch über die Grundlinien der Deutschen Verfassung durch die
Bundes-Acte (8. Juni 1815) und über die allgemeinen Europäischen
Angelegenheiten durch die Schluß-Acte (11. Juni) überein, und eilte
dann auf den Kampfplatz gegen den gemeinschaftlichen Feind.
Um das Unternehmen Napoleons zu unterstützen, hatte inzwi-
schen auch Joachim Murat in Italien die Waffen ergriffen. Seine
Absicht, dieses schöne Land bis an den Fuß der Alpen hin seiner Herr-
schaft zu unterwerfen, ward bald durch die Siege des Oesterreichischen
Heeres unter Bianchi vereitelt. Die Niederlage, welche er bei Tolen-
tino erlitt (2. May 1815), zwang ihn, nach der Insel Ischia zu fliehen,
von wo er sich nach Frankreich begab. Murat's Gemahlin Caro-
line, eine Schwester Napoleon's, fand mit ihren Kindern eine
Freistätte in Oesterreich, und auch ihm selbst sollte späterhin vergön-
net seyn, in den Oesterreichischen Ländern als Privatmann zu leben.
Im Wahne, das Volk werde sich für ihn erheben, zog er es vor, in
Calabrien bei dem Städtchen Pizzo zu landen; er ward aber von den
Truppen des rechtmäßigen Königs, Ferdinand's IV., der inzwischen,
nach einer zehnjährigen Abwesenheit, aus Palermo nach Neapel zurück
gekehrt war, ergriffen, und dem Statthalter der Provinz überliefert,
der ihn, am 15. October, nach den Artikeln dcs von Murat selbst ein-
geführten Crimiual-Gesetzbuches zum Tode verurtheilen und erschie-
ßen ließ.
Mit außerordentlicher Schnelligkeit hatte Napoleon seine Armee
gesammelt. Unerwartet setzte er über die Sambre, und stürzte sich
hierauf bei Ligny (16. Juni 1815) in altgewohnter Weise mit dem
größten Theile seiner Streitkräfte auf die Preußen, welche unter
Blücher's Befehlen in sehr ausgedehnten Stellungen die Niederlän-
dische Gränze besetzt hielten. Endigte sich der Kampf auch unglücklich
für die Preußen, so war er für sie doch nicht ruhmlos durch die Länge
des Widerstandes und durch die Unversehrtheit des Rückzuges. Der
greise Feldmarschall Blücher,
welcher am Abende des Schlachttages mit seinem getöbtcten Pferde gestürzt,
und also liegend beim Vorwärts- und Niickwärtsjagen der feindlichen Reite-
rei der Gefangenschaft Preis gegeben gewesen, aber nicht erkannt «der nicht
gesehen worden war,
zog ungebeugten Muthes einige Meilen hinter dem Schlachtfelde, bei
Wawre, seine Scharen wieder zusammen. Napoleon, der ihn ver-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494