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3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 161
Die elektronischen Spinmultiplizitäten sind für die Elemente Cu und Ag der Gruppe 11
wie zu erwarten klein (Triplett, M = 3). Innerhalb der vorangehenden Nickelgruppe er-
hält man hingegen deutlich höhere Spinmultiplizitäten von M = 24 (Pd) und 40 (Ni).
Die Beschreibung der Ci-Struktur des Pd55–-Clusters führt dabei zu einem klaren elekt-
ronischen Zustand, der mit einer einzigen Slaterdeterminante formuliert werden kann
(single reference). Der Erwartungswert von S2 spiegelt dies in Form eines im Rahmen
der Variationsrechnung energieminimierten reinen Zustands wider, der der Gleichung
Sz·(Sz + 1) genügt, und spricht insgesamt für eine ferromagnetische Spinkopplung. Im
Falle der beiden magnetischen Elemente Ni und Co, findet man in der elektronischen
Lösung eine geringe Spinverunreinigung. S2 weicht hier um den Betrag +0,8 bzw. +1,6
zu größeren Werten ab, weshalb hier wahrscheinlich komplexere Beschreibungen der
elektronischen Strukturen der Cluster notwendig wären. Die Cobaltverbindung führt zu
der mit Abstand höchsten berechneten Spinmultiplizität (M = 105) unter den Elementen
mit Ikosaedergeometrie. Ein Zusammenhang dieser elektronischen Eigenschaft mit dem
zuvor für die Struktur dieses Metalls gefundenen geringen geometrischen Krümmungs-
winkel der Oberfläche ist vorstellbar (d.h. eine große Multiplizität führt möglicherweise
zu einer geringeren Sphärizität), lässt sich jedoch nicht anhand dieser einfachen Größe
quantifizieren. Man findet z.B. in einer hypothetischen Ih-Symmetrie für einen Fe55–
Cluster einen noch größeren Winkelwert von 3,4° bei einer gleichzeitig ähnlich hohen
Spinmultiplizität von M = 150. Das zu Eisen nächstentfernte Element Mangan verhält
sich in dieser aufgezwungenen Geometrie entgegengesetzt und besitzt einen negativen
Krümmungswinkel von -2,1° (M = 21).
Eine weitere einfache geometrische Überlegung kann man als mögliche Ursache über-
prüfen: Die im Festkörpergitter realisierten optimalen Bindungslängen unterscheiden
sich von Element zu Element und führen aus diesem Grund durch die von Oberfläche-
natomen induzierte bevorzugte Sphärizität im ikosaedrischen Nanoteilchen zu einer
verschieden ausgeprägten Stärke der strukturellen Frustration. Ein solcher Zusammen-
hang alleine erklärt den Co-Befund jedoch nicht, da z.B. sowohl Ni mit dem kleineren
<d>bulk = 2,487Å wie auch Cu mit einem größeren Abstand <d>bulk = 2,551Å (Co:
2,499Å) einen größeren Krümmungswinkel zeigen. Deshalb ist anzunehmen, dass für
die besondere Größe des Gürtelumfangs im Co-Ikosaeder v.a. elektronische Wechsel-
wirkungen zwischen äußeren Kanten- und Eckatomen mit der inneren Schale von ent-
scheidender Bedeutung sind. Es wäre interessant diesen Effekt anhand des nächstgröße-
ren Elements der Gruppe 9 (Rh) zu untersuchen, das im atomaren Grundzustand eine
vergleichbare d-Besetzung wie Co besitzt.
Cobalt ist das Randelement zu dem für Eisen und weitere untersuchte bcc-Elemente
gefundenen Strukturmotiv (siehe kommender Abschnitt 5.5.2). Deshalb wird an dieser
Stelle kurz auf die DFT-Bewertung des im Anschluss vorgestellten polyikosaedrischen
Strukturtyps für einen hypothetischen Cobaltcluster eingegangen. Unter energetischen
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Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Title
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Author
- Thomas Rapps
- Publisher
- KIT Scientific Publishing
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Categories
- Naturwissenschaften Chemie
Table of contents
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333