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Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 195
weise Ausbildens einer vollständigen neuen Schale verstehen: Ausgehend vom Mack-
ayikosaeder mit zwei das Zentralatom umgebenden Schichten (55 Atome, siehe Kapi-
tel 5.5) wird im Folgenden zunächst eine Kappe von Atomen ausgebildet (Cu71−), die
auf Lücke auf dem Cluster zum Liegen kommt (anti-Mackay-Kappeix). Man kann die
Struktur als zwei verschmolzene Ikosaeder ansehen. Weitere Atome lagern entlang des
Randes der Kappe an, sodass das freie sphärische Volumen der neuen Schale sukzessive
aufgefüllt wird. Bei 116 Atomen ist ein weiterer Teilschalenabschluss möglich, der ei-
nem dreischaligen Ikosaeder entspricht, dem eine Kappe entfernt wurde. Diese Struktur
zeigt nicht-kompakte (100)-Flächen an der noch offenen Clusterseite, was aus Sicht
einer energetischen Betrachtung möglicherweise ungünstig ist. In der Tat kann für die-
sen Kupfercluster (Cu116−) eine Mischung verschiedener Strukturmotive den experimen-
tellen Befund besser erklären. Ein geringer Anteil einer (ino-)dekaedrischen Struktur
von ca. 10% führt zu einem leicht kleineren Rw-Wert von 2,4% (siehe Tabelle 16). Dies
stellt keine signifikante Verbesserung dar, nichtsdestotrotz ist die Beurteilung konsistent
mit der Schlussfolgerung eines einsetzenden Strukturübergangsbereichs der für den
Cluster Cu147− zu einer nahezu ausgeglichenen Mischung zwischen ikosaedrischem und
dekaedrischem Strukturmotiv führt.
Die Analyse der sMexp-Funktion des Clusters Cu251− bezieht sich auf eine ausgeprägte
Schulter entlang des zweiten Streumaximums an der Stelle s ≈ 5Å-1, die durch eine de-
kaedrische Struktur erklärbar wird: Der Marksdekaeder ist eine relativ kompakte Struk-
tur und besitzt aus 238 Atomen aufgebaut einen geometrischen Schalenabschluss.
Durch ein Erweitern um zusätzliche 13 Atome kann eine einzelne Seite des Clusters
komplettiert werden. Dieses Bindungsmotiv ergibt verglichen mit ikosaedrischen und
oktaedrischen (fcc) Modellstrukturen den kleinsten Rw-Wert (4,9%). Ein Anteil von
25% einer (unvollständigen) Ikosaederstruktur führt zu einer geringfügigen Reduzie-
rung auf 4,6%. Der Cluster steht damit dem kleineren Cu116− gegenüber, für den ein
umgekehrtes Mischungsverhältnis der Bindungsmotive gefunden wird. Beide Cluster
rahmen vermutlich den Übergangsbereich NIh→Dh von Kupferclustern bei T = 95K ein,
über den sich die Zusammensetzung aus Ih und Dh kontinuierlich verschiebt.
Aus Tabelle 16 können die Anpassungen der verschiedenen Strukturmotive sowie ggf.
optimale Mischungsverhältnisse der Elemente Ni und Ag entnommen werden. Die zu
Anpassungen verwendeten Strukturen sind jeweils in den entsprechenden Guptapoten-
zialen dieser Elemente relaxiert. Man findet qualitativ übereinstimmende Reihenfolgen
der Strukturmotivpräferenzen in den Clustern von Ni und Ag. Der visuelle Vergleich
der sMexp-Funktionen in Abbildung 146 deutete dies bereits an: Im Gegensatz zu Cu
gelten hier für den Größenbereich, in dem Isomerengemische gefunden werden, erwei-
terte Grenzen. In homologen Nickelclustern sowie in Silberclustern ist bereits ab einer
Größe von 71 Atomen das Auftreten dekaedrischer Strukturisomere angedeutet (beste
Mischungen beinhalten hiervon 10% bzw. 15%). Mit Ausnahme der Motivzusammen-
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Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Title
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Author
- Thomas Rapps
- Publisher
- KIT Scientific Publishing
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Categories
- Naturwissenschaften Chemie
Table of contents
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333