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222 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen
zwischen den Atomen. Eine Abschätzung dieses Einflusses anhand verfügbarer Kupfer-
festkörperdaten53 ergibt, dass bei einer Temperatur von T = 530K bei kleinen Streuwin-
keln (s = 3Å-1) der anharmonische Anteil des DWFs gegenüber der thermischen Expan-
sion ca. 1% beträgt. Da der in der Anpassung der sMtheo-Modellfunktion bestimmte kd-
Wert aufgrund der Gewichtung v.a. von der Verschiebung des ersten Streumaximums
abhängt, ist beim Verwenden eines harmonischen Modells von einem vernachlässigba-
ren Fehler der Volumenausdehnung auszugehen.
Für fcc-Festkörperstrukturen des Kupfers ist der thermische lineare Ausdehnungskoef-
fizient α bekannt.325 Integriert man seinen Verlauf, so kann man über den Bereich der
experimentellen Punktmessungen (T1 = 95K und T2 = 530K) eine Ausdehnung der mitt-
leren Bindungslängen von ca. +0,52% (+0,31% für T2 = 400K, wie für Cu55− relevant)
erwarten. Die experimentell bestimmten Werte für die Cluster können in dieser gleichen
Größenordnung gefunden werden. Generell ist in kleinen Partikeln aufgrund des hohen
Anteils von Oberflächenatomen mit relativ geringer Koordinationszahl unter der An-
nahme großer Schwingungsauslenkungen (hohe Temperatur) mit einem größeren an-
harmonischen Bereich und insgesamt eine stärkere Wärmeausdehnung zu erwarten als
in einem unendlich ausgedehnten Kristallgitter. Dies wird u.a. auch in den geringeren
mittleren Bindungsenergien (pro Atom) sichtbar (siehe z.B. Kapitel 5.5). Aufgrund der
unterschiedlichen Strukturmotive der untersuchten Clusterionen, die sich vom Festkör-
pergitter unterscheiden, sind weitere Abweichungen der Wärmeausdehnung zu erwar-
ten. Man kann erkennen, dass im Falle ikosaedrischer Strukturen (Cu55− und Cu71−) die
mittleren Bindungslängen stärker zunehmen als in einem makroskopischen fcc-
Ausschnitt. Dies ist konsistent mit den oben ausgeführten Überlegungen. Der gefundene
Strukturtyp beschreibt jedoch trotzdem eine relativ kompakte Anordnung der Atome. Es
bleibt deshalb wahrscheinlich, dass eine fcc-Struktur dieser Größe eine noch stärkere
Ausdehnung vollführen würde.
Tabelle 20: Absolute mittlere Bindungslängen <d>exp. bei T = 95K und relative thermische Aus-
dehnung Δ<d>exp. bis T = 530K bzw. 400K (Cu55−, Daten aus Kapitel 6.2). Vergleich mit be-
kanntem Ausdehnungsverhalten des Festkörpers bei tiefen Temperaturen (Abbildung rechts).325
Cluster <d>exp. ΔT Δ<d>exp.a
Cu26− 2,48Å 435K +0,60%
Cu38− 2,48Å 435K +0,61%
Cu39− 2,48Å 435K +0,34%
Cu40− 2,49Å 435K +0,34%
Cu55− 2,48Å 305K +0,41%
Cu71− 2,49Å 435K +0,56%
a Erwartete Längenausdehnung eines fcc-
Festkörpers: +0,52% (ΔT = 435K),
+0,31% (ΔT = 305K). 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450
0,0
2,0x10-6
4,0x10-6
6,0x10-6
8,0x10-6
1,0x10-5
1,2x10-5
1,4x10-5
1,6x10-5
1,8x10-5
2,0x10-5
Temperatur T (K)
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Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Title
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Author
- Thomas Rapps
- Publisher
- KIT Scientific Publishing
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Categories
- Naturwissenschaften Chemie
Table of contents
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333