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46 Von den Anfängen bis zu Meinhard II. und der Begründung der Tiroler Landeseinheit (um 1285)
Vita Haimhrammi
Inhalt deutig als dessen Bruder dar) – bezeichnet Arbeo in Kap. 30 als seinen nutritor
(„Ernährer“). Unter Bischof Joseph von Freising wirkte Arbeo als Archipresbyter
und Notar, 763 wurde er zum Abt des Klosters Scharnitz berufen, 764 oder 765
zu Josephs Nachfolger als Bischof von Freising. Von diesem Amt trat er 782/83 zu-
rück, was wohl durch seine Parteinahme für die fränkischen Oberherren gegen den
bayerischen Herzog Tassilo III. bedingt war (zu den politischen Konflikten und de-
ren Niederschlag in Arbeos Viten s. Glaser 1983, 67–76). Unter Arbeos Episkopat
wurden zahlreiche Klöster gegründet, wie etwa Innichen im Pustertal, Schäftlarn
und Schliersee in Oberbayern, und der Besitz des Bistums erweitert, was die ca.
100 Schenkungsurkunden, die aus jener Zeit erhalten sind, belegen. Arbeo war es
auch, der zu Beginn seines Episkopats die sterblichen Ăśberreste des Hl. Corbinian
von Mais bei Meran nach Freising ĂĽberfĂĽhren lieĂź. Arbeo, der seinen Namen mit-
unter in Heres („Erbe“, vgl. Vita Corbiniani, Prolog) latinisierte bzw. in Cyrinus
hebraisierte (vgl. Vita Haimhrammi 47), war auch ein Förderer von Wissenschaft
und Kultur ; er ließ Hs. – Bibeltexte, exegetische Schriften, Werke des Hieronymus,
Gregors des Großen u.a. – kopieren und legte so den Grundstein für die Freisinger
Dombibliothek. Nach Baesecke 1930 soll er auch die Verdeutschung des Abrogans,
eines lat. Synonymenwörterbuches, veranlasst haben, was mittlerweile jedoch ange-
zweifelt wird (vgl. Splett 1978). Der Ire Virgil, Abt des Benediktinerstiftes St. Peter
und Bischof von Salzburg, dem die Kosmographie des Aethicus Ister zugeschrieben
wurde und mit dem Arbeo eine persönliche Bekanntschaft pflegte, regte seinen
Amtskollegen zu eigener schriftstellerischer Tätigkeit an : Arbeo verfasste die Le-
bensbeschreibungen zweier Lokalheiliger, des Hl. Emmeram, Abt und Bischof von
Regensburg, und des Hl. Corbinian, der als erster Bischof von Freising gilt (auch
wenn der Bischofssitz erst 739 durch Bonifatius eingerichtet wurde).
Hauptthema der Vita vel passio Sancti Haimhrammi martyris26 („Leben oder Lei-
den des Hl. Emmeram, des Märtyrers“), die Arbeo wohl in der Absicht verfasste,
den in Regensburg bereits bestehenden Emmeramkult zu fördern und zu festigen,
ist das Martyrium Emmerams, seine Vorgeschichte wie auch seine Nachwirkungen,
während sich die Darstellung der eigentlichen vita auf die ersten sieben von insge-
samt 47 Kapiteln beschränkt. Bei den Quellen, auf die Arbeo beim Verfassen seiner
Biographie zurĂĽckgreifen konnte, handelt es sich wohl lediglich um mĂĽndlich tra-
dierte Informationen.
Emmeram (vgl. Babl 1973), der Bischof von Poitiers gewesen war, gelangt auf
seinem Missionszug auch nach Regensburg und wird vom dort residierenden Her-
zog Theodo dazu bewegt, als Bischof in Bayern zu bleiben. Als die Tochter des Her-
26 Hg. von Krusch 1920, 1–99 ; eine auf Krusch basierende, leicht modifizierte Ausgabe mit Überset-
zung legte Bischoff 1953 vor.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593