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218 Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands
II. von Tirol (1595)
Jakob Huter
einseitige
literarische
Resonanz
Konzil von Trient
Trient im 16. Jh. durch den andernorts reformfreudigeren Adel. Auch die militärischen Vorstöße des
Schmalkaldenbundes 1546 und von Moritz von Sachsen 1552 durch die Ehren-
berger Klause bei Reutte bewirkten hierin keinen Umschwung, weil sie zu keiner
nachhaltigen Besetzung Tirols führten.
Von Süddeutschland und von der Ostschweiz drang auch das Gedankengut der
Wiedertäufer nach Tirol. Auch in ihm verbanden sich religiöse mit sozialen Re-
form anliegen, deren Radikalität die Obrigkeit zu härtester Verfolgung mit einer
großen Zahl von Hinrichtungen veranlasste. Unter der Führung des Pustertalers
Jakob Huter fanden Tiroler Täufer in Mähren eine neue Heimat, wo sie weitgehend
nach ihren Prinzipien leben konnten. Huter selbst wurde bei einem späteren Auf-
enthalt in Tirol festgenommen und 1536 in Innsbruck verbrannt. Sein Name lebt
in den „Hutterern“, die als religiöse Gemeinde in den USA noch immer an ihren
alten Gebräuchen festhalten, bis heute fort.
Es ist bezeichnend, wie einseitig die Resonanz auf diese tiefgreifenden Ereignisse
in der zeitgenössischen Tiroler Literatur ausfällt, sieht man von historiographischen
Texten ab, die sie sozusagen ex officio zu behandeln haben. Es gilt wohl auch hier
der Satz von der Geschichte der Sieger. Zu ihnen zählten die oberen Stände, das
unmittelbare Angriffsziel der religiösen und sozialen Umstürzler, aber auch der
Landesfürst, von dem sich diese nicht selten (so z.B. auch Gaismair) eine Art über-
parteiliche Schiedsrichterrolle erhofft hatten.
Ferdinand I. entfaltete nicht nur auf den Feldern von Politik und Verfassung,
sondern auch auf dem der kirchlichen Reformen große Eigeninitiative. Die Miss-
stände in Kirche und Klerus lagen klar vor Augen, doch bedurfte es hier eines
grundsätzlichen Neubeginns, um nachhaltige Änderungen anzustoßen. Deshalb
drangen Ferdinand I. und sein kaiserlicher Bruder auch darauf, am Konzil von Tri-
ent zuerst eine organisatorische Reform der Kirche anzugehen und sich erst dann
mit dogmatischen Fragen zu beschäftigen. Da Papst Paul III. gegenteiliger Meinung
war, begann man letztlich doch mit Fragen der Lehre.
Dass ein Tiroler Ort für diesen Wendepunkt in der Geschichte des Katholi-
zismus ausgesucht wurde, hat wohl mit der alten Brückenfunktion des Landes
zwischen Nord und Süd zu tun. Ursprünglich war das Konzil zuerst nach Mantua,
dann nach Vicenza einberufen worden. Vom neuen Tagungsort versprach man
sich stärkere Teilnahme aus dem deutschen Norden, diese Hoffnung erfüllte sich
allerdings kaum. Das Konzil tagte von 1545 bis 1563 in drei Sitzungsperioden.
Trient rückte damit in den Mittelpunkt europäischer Politik. Die Stadt war durch
die glanzvolle Regierungszeit zweier bedeutender Fürstbischöfe baulich und kul-
turell gerüstet : Bernhard von Cles übernahm das Bistum 1514, stieg dann auch
zum Kanzler Ferdinands I. und unter Papst Clemens VII. im Jahr 1530 zum
Kardinal auf. Er bemühte sich um kirchliche Reformen, setzte politische um, v.a.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593