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Dichtung 411
Wirkintention
und Zielpublikum
Arcionus,
De ascensione
rische Polemik sonst in auffälliger Weise fehlt. Die Verbindung von christlichen
Anliegen und lukrezischem Ton kommt besser in den Anfangsversen der ersten
demonstratio zum Ausdruck :
Infandum vitium dominatur mentibus aegris,
Neglectu nescire DEUM vel temnere scire.
Quem tamen (esto procul) quae fecerat indice produnt
Inque videt ratio cupiens effectibus ipsum;
Quae non gnara Dei est, temnit vel negligit, inquit
Beda pius, Cleri lux et Venerabilis author,
Nam natura DEI tot signis obvia nostrae
Obicitur menti […]
Ein unsagbares Laster herrscht in kranken Geistern : Aus Nachlässigkeit kennen sie GOTT
nicht oder verschmähen es, ihn zu kennen. Das sei fern von uns ! Verraten ihn doch zei-
chenhaft die Dinge, die er gemacht hat, und die Vernunft, die will, sieht ihn selbst in den
Folgen seines Wirkens – die, welche ihn nicht kennt, verschmäht oder vernachlässigt ihn !
Dies sagt der fromme Beda, Licht der Geistlichkeit und ehrwürdiger Gewährsmann. Denn
die Natur GOTTES tritt unserem Geist durch so viele Zeichen entgegen […]
Über die Absichten, die ihn beim Verfassen seines Werks geleitet haben, und über
die Leserschaft, für die es gedacht ist, schweigt O’Connor sich aus. Die i.A. leicht-
fassliche Darstellung komplexer theologischer Fragen, die Tatsache, dass der Autor
über sein Werk in Bozen eine öffentliche Disputation abhalten wollte, und der Um-
stand, dass er in der besseren Gesellschaft Bozens hohes Ansehen genoss (Straganz
1926–1927, 152), lassen aber immerhin vermuten, dass er sich in erster Linie an die
gebildeten Schichten Bozens und Tirols i.A. wandte.
Die erzählenden Formen der geistlichen Poesie reichen thematisch von der
Christus- über die Heiligendichtung bis zur Kloster- und Ordensgeschichte. Als
erstes ist ein in der Hs. BCR, 14.9 erhaltenes, etwa 130 Hexameter umfassendes
Heroicum poema de sublimi ascensione Domini nostri Iesu Christi („Epos auf den
Aufstieg unseres Herrn Jesus Christus in die Höhe“) zu nennen. Seine Niederschrift
datiert der vollständige Titel auf den 23.5.1634 : Offenbar wurde es zum Feiertag
Christi Himmelfahrt verfasst, der 1634 auf den 25.5. fiel. Über den Autor, einen
Curtius Arcionus, wissen wir nichts.12
12 „Cuzzio Arcione“ (so der Katalog der BCR) dürfte auf eine falsche Lesung des Namens im Titel
zurückgehen.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593