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486 Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669)
Pietas Austriaca
Teil 1 Lequiles Werk stellt einen der besten und wichtigsten Augenzeugenberichte über
dieses Ereignis dar, das ganz Europa in Staunen versetzte (s. Schaffenrath 2004).
Lequiles Hauptwerk ist unter mehreren Bezeichnungen bekannt, so z.B. Pietas
Austriaca („Österreichische Frömmigkeit“), De rebus Austriacis („Österreichische
Angelegenheiten“), Domus Austriaca („Haus Österreich“) oder Collectanea de om-
nibus Austriis rebus („Sammlung, alles Österreichische betreffend“). Dies resultiert
daraus, dass der Autor den Titel im Laufe der Zeit mehrfach änderte und die ein-
zelnen Bände mehrere Titelblätter haben. Der Haupttitel der ersten Auflage des
ersten Bandes lautete schließlich Pietas Austriaca septies sibi fortuna ac totidem suae
fortunata posteritati („Österreichische Frömmigkeit, siebenfaches Glück für sich
selbst und genauso oft für ihre Nachkommenschaft gesegnet“). Ursprünglich waren
von Lequile sieben jeweils einem Habsburgerfürsten gewidmete Bände vorgesehen,
die verschiedene Aspekte des Hauses Österreich behandeln sollten : Abstammung,
eingegangene Ehen, Besitztümer, Recht auf die Kaiserkrone, Titel, Tugenden und
schließlich Treue zum katholischen Glauben. Der zentrale Gedanke des Werkes
lässt sich folgendermaßen umschreiben : Die Habsburger verdanken all ihr Glück
ausschließlich ihrer pietas (vgl. Coreth 1950, 36–38 und 1982). Zum Druck ge-
langten nur die zwei ersten, der Genealogie gewidmeten Bände, deren Aufbau au-
ßerordentlich verwirrend und unsystematisch ist.
Der erste Teil, 1655 in Innsbruck veröffentlicht, ist Kaiser Ferdinand III. ge-
widmet. Nach einer ausführlichen Erklärung zweier allegorischer Kupferstiche und
einer Verteidigung der symbolträchtigen Zahl sieben, die für die Einteilung des
Werkes gewählt wurde, widmet sich Lequile in elf Kapiteln, die wiederum vielfach
unterteilt werden, der habsburgischen Genealogie. Zuerst untersucht er verschie-
dene Herkunftstheorien, die den Ursprung der Familie bei den Trojanern, den Fran-
ken, den Schwaben oder den Römern suchen (s. MIÖG 55, 171–245). Als Italiener
entscheidet er sich für eine Abstammung vom Trojaner Aeneas über die römische
Patrizierfamilie der Anicier bzw. deren Nachkommen aus der Familie Perleoni. Er
versucht aber auch die Theorie von der fränkischen Abstammung, die auf Umwe-
gen ebenfalls auf Troja zurückgeht, mit dem Konzept der römischen Herkunft in
Einklang zu bringen. An Quellen verwendet Lequile ältere Historiker und Genea-
logen, u.a. de Roo (vgl. hier S. 324–328) und Guillimannus, deren Meinungen er
einander gegenüberstellt. Im letzten Kapitel wird die habsburgische Genealogie von
Rudolf I. bis in Lequiles Gegenwart dargestellt. Ein Teil der Auflage dieses ersten
Bandes wurde 1660 unter dem Titel Piissima atque augustissima Domus Austriaca
una cum Borbonorum prosapia eadem in radice Itala ac regia vetustate illustris („Das
frommste und erhabenste Haus Österreich, gemeinsam mit dem Geschlecht der
Bourbonen durch die gleiche Wurzel italienisch und königlich, durch seine Alt-
ehrwürdigkeit berühmt“) wieder in Umlauf gebracht, mit eigenem Titelblatt und
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593