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496 Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669)
Sprache
Stöger
Bliemel
Origo Stams, Cod. D 40 ; Edition mit Übersetzung : Haidacher 2000) ist nicht bekannt.
Lebersorg hat mit der Arbeit wohl entweder nach 1631, als sich abzeichnete, dass
Paul Gay nach seiner Wahl zum Abt nicht mehr dazu kommen würde, Geschichte
zu schreiben, oder sogar erst nach Gays Tod im Jahr 1638 begonnen. Lebersorgs
Werk behandelt die Zeit von der Vorgeschichte der Klostergründung durch die
Zisterzienser aus Kaisheim bis zum Beginn des 17. Jhs. Der Aufbau der Chronik ist
im Vergleich zu Gays Historia einfacher : In rein annalistischer Form werden Jahr
für Jahr Ereignisse beschrieben und Urkunden sowie andere Quellen zitiert. Das
Quellenmaterial steht im Zentrum : Die Darstellung wird je nach Vorhandensein
oder Fehlen von Nachweisen ausführlicher oder summarischer. Als Stiftsbibliothe-
kar und -archivar konnte Lebersorg die Stamser Bestände mit außerordentlicher
Gründlichkeit auswerten. Seine Genauigkeit geht so weit, dass er stets die Archiv-
signaturen der genannten Urkunden angibt, was damals keinesfalls üblich war. Das
Werk nimmt in seinem Aufbau und in seiner systematischen Auswertung des ur-
kundlichen Materials, wenn auch noch nicht in der Anwendung von Quellenkritik,
die Historiographie des 18. Jhs. vorweg. Lebersorg ist als Autor sehr präsent, äußert
etwa öfters Vermutungen oder gibt seine Unkenntnis bestimmter Sachverhalte zu.
Die Sprache der Chronik variiert nicht nur bei wörtlich zitierten Quellen, son-
dern auch bei einer Paraphrase und in den jeweils umliegenden erzählenden Partien
zwischen Lat. und Deutsch. Dabei überwiegt in der ersten Hälfte des Werkes das
Lat., da die herangezogenen Quellen hauptsächlich auf Lat. abgefasst sind, in der
zweiten dementsprechend das Deutsche.
Auf der Grundlage der von Lebersorg für die Weiterführung der Chronik vorbe-
reiteten Materialien stellte sein Nachfolger als Bibliothekar und Archivar, Martin
Stöger (1592–1677 ; vgl. Album Stamsense 36), ein Auctarium („Zugabe“ ; Stams,
Cod. D 40) zusammen, das die Chronik über das Jahr 1601 hinaus fortsetzt.
Auch im Stift Wilten befasste man sich mit der eigenen Klostergeschichte. Die
Rolle des Historiographen übernahm dort Prior Wilhelm Bliemel († 1658), der
nach seinem Gelübde und den Anfangsstudien in Wilten Theologie und Kirchen-
recht in Salzburg und Dillingen studierte, nach seiner Rückkehr an der Hauslehr-
anstalt unterrichtete und als Präses dortiger Disputationen mehrere Werke auf dem
Gebiet des Kirchenrechts und der Philosophie veröffentlichte (vgl. Tovazzi, Nr.
830 ; Gasser 1, 88 ; Haidacher 1956–1962, Bd. 1, 59, 96).
Sein einziges Geschichtswerk ist eine kurze Schrift mit dem Titel Origo et anti-
quitas coenobii Wilthinensis („Ursprung und Alter des Wiltener Klosters“ ; Abschrift :
TLMF, FB 1457).
Bliemel beklagt das Fehlen älterer Geschichtswerke im Kloster und beruft sich für die
generelle Korrektheit der Darstellung auf ältere Historiker, darunter Christoph Wilhelm
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593