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Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich - Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
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19 Entwicklung ist die Expansion des Wissenschaftsbetriebs zu nennen, also der Gesamtheit spezifischer, mit der Produktion und Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnis beschäftigter Einrichtungen und Akteure in einem nationalen Kontext. Durch den Ausbau staatlicher Regulations- und Steuerungsmaßnahmen im 20. Jahrhundert erfuhren Wissenschaften einen großen Bedeutungszuwachs. Das geht mit einem komplexer werdenden Zusammenwirken des Wissenschaftsbetriebs mit anderen gesellschaftlichen Teilbereichen einher. Bestimmend für die Expan- sion sind daher nicht allein WissenschaftlerInnen, sondern auch Akteursgruppen aus Politik, Wirtschaft und Militär. Die zweite Entwicklung ist das Streben nach Autonomie. Unter Autonomie- streben können wir das Fernhalten wissenschaftsexterner Einflüsse auf Entschei- dungsprozesse zur Gestaltung des wissenschaftlichen Feldes verstehen. In einer Zeit, da der nationale Wissenschaftsbetrieb expandiert und der Einfluss von exter- nen Akteuren steigt, kommt der Autonomie eine neue und neuartige Bedeutung zu. Entscheidungsprozesse im Wissenschaftsbetrieb werden zu dessen Effizienz- steigerung und zur Aufrechterhaltung der wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit formalisiert und nachvollziehbarer. Zugleich dient das diskursive Argument der Autonomiewahrung aber auch einem Ausverhandeln von Handlungsspielräu- men. Als Zentralbegriff wissenschaftspolitischer Auseinandersetzungen unterliegt Autonomie unterschiedlichen Verständnisweisen. Die Internationalisierung der Wissenschaften ist, als dritte Entwicklung, nicht von der weltpolitischen Konstellation des 20. Jahrhunderts zu trennen. Nach 1945 diffundieren insbesondere in den USA etablierte Formen des Wissenschaftsbe- triebs in die Welt. In unserem Zusammenhang werden insbesondere die Wissen- schaftsbereiche der Social Sciences und der American Studies eine wichtige Rolle spielen.21 Beide zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich als ganz besonders abhän- gig von gesellschaftlichen Trends, politischer Einflussnahme und wirtschaftlicher Verwertbarkeit erwiesen haben. Die skizzierten drei Entwicklungen sorgten im österreichischen Wissenschafts- betrieb für Dynamik und Konflikte. Ausgetragen wurden sie unter anderem im Rahmen der Implementierung und Durchführung des Fulbright Program. Die besondere Stellung des Fulbright Program ist dabei in dreierlei Hinsicht gege- ben: (1) Als komplexes wissenschaftsorganisatorisches Geflecht mit der USEC/A als intermediärer Organisation vor Ort war das Programm ein Prototyp, der sich vom Rest des damaligen Wissenschaftsbetriebs deutlich unterschied. (2) Das Pro- gramm basierte auf Entscheidungen, die nach wissenschaftsinternen Regeln zu treffen waren. Der damit einhergehende hohe Grad an Formalisierung und Pro- fessionalisierung setzte auf ein neues Verständnis institutionalisierter Autonomie. (3) Zuletzt betrieb das Programm den binationalen WissenschaftlerInnenaus- tausch in einem bis dahin ungeahnt großen Ausmaß und mit einer bemerkens- werten Schwerpunktsetzung. Als spezifisches Instrument amerikanischer Foreign Policy war es Teil der Internationalisierung der Wissenschaften; als ein Angebot zur Erweiterung des eigenen begrenzten Handlungsspielraums stellte es aus Sicht der österreichischen Akteure im Wissenschaftsbetrieb eine (zuweilen gefährliche) Verlockung dar.
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Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Untertitel
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Autor
Thomas König
Verlag
StudienVerlag
Ort
Innsbruck
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-7065-5088-8
Abmessungen
15.8 x 23.9 cm
Seiten
190
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort 7
  2. Vorwort 11
  3. 1. Einleitung 13
    1. Die Entstehungsgeschichte des Fulbright Program 14
    2. Zur Vorgehensweise der vorliegenden Untersuchung 18
  4. 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
    1. Der Wissenschaftsbetrieb in der frühen Zweiten Republik 29
    2. Die Kommission im Vergleich mit anderen Förderinstitutionen 35
  5. 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
    1. Hochschulautonomie als Wille und Vorstellung 42
    2. Fulbright Grantees – mehr als eine Frage der Definition 49
  6. 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
    1. Herkömmliche Verfahren des Austausches 62
    2. Debatten über US-Visiting Lecturers 66
  7. 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
    1. Weiche Kriterien der Auswahl 74
    2. Der Platzierungsvorgang 82
    3. Die platzierten Gäste 90
  8. 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
    1. Zur Semantik von Social Sciences und American Studies 98
    2. Wissenschaftliche Transferleistungen 106
    3. Institutionelle Innovationen (und ihre Verhinderung) 111
  9. 7. Schluss 117
    1. Anhang: USEC/A Fulbright Visiting Lecturers und Research Scholars 122
    2. Anmerkungen 137
    3. Verzeichnis der Darstellungen 164
    4. Quellen und Literatur 165
    5. Abkürzungsverzeichnis 176
    6. Index 177
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