Seite - 83 - in Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich - Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Bild der Seite - 83 -
Text der Seite - 83 -
83
Beeinflussung des Ergebnisses auszunutzen versuchten. Gleich meldete ein Kan-
didat, Joseph H. Bunzel, in einem persönlichen Schreiben an Unterrichtsminister
Drimmel sein Interesse an:
„Auf dem Soziologentag in Washington […] erfuhr ich durch einen Zufall,
dass die Wiener Universitaet an das Fulbright Committee herangetreten
war, um einen Professor fuer Sozialwissenschaft und Sozialforschung fuer
das Jahr 1958/59 zu berufen. Obgleich ich weiss, dass das Komite [sic!] eher
abgeneigt ist, naturalisierte Staatsbuerger in deren Heimatland zu senden,
habe ich dennoch um die Gastprofessur eingereicht, da ich der Meinung
bin, dass ein Oesterreicher eher geeignet sein mag die hiesigen neueren
sozialwissenschaftlichen Methoden zugaenglich zu machen als jemand, der
mit dem Oesterreichischen Unterrichts- und Universitaetswesen nicht so
vertraut ist und der auch die Sprache, selbst wenn er sie linguistisch meis-
terte, nicht semantisch beherrscht.“47
Das Bundesministerium unterstützte diese Bewerbung gern, auch weil Bunzel zu
jenen Emigranten gehörte, mit denen der Minister selbst in Verbindung geblieben
war.48 Von CBC und BFS wurde dann freilich ein anderer Bewerber ausgewählt,
nämlich Joseph B. Ford vom San Fernando Valley State College in Los Angeles.
Entsprechend verständigte der Generalsekretär der Kommission den Antragsteller
des Projektes „Sociology“, August M. Knoll, darüber, dass
„von den zuständigen amerikanischen Stellen in Washington die Bewer-
bung des Herrn Prof. Joseph B. Ford, außerordentlicher Professor für
Soziologie“, ausgewählt worden sei. „Wir erlauben uns, in der Beilage das
Gesuch des Herrn Prof. Ford und einige Beurteilungen auszugsweise zu
übersenden. Nach eigenen Angaben spricht Prof. Ford fließend deutsch.“49
Darüber hinaus bat Porhansl um eine „grundsätzliche Entscheidung darüber,
ob die Universität Wien bereit ist, den amerikanischen Gelehrten als Gastdozent
unter dem Fulbright Programm 1958/59 anzunehmen.“50 Knoll ließ die Anfrage
(möglicherweise krankheitsbedingt) zunächst liegen und leitete sie erst rund einen
Monat später an das zuständige Professorenkollegium weiter:
„Weil die Fakultätssitzung erst am 22. März stattfindet und Dr. Porrhansl
[sic!] […] dringendst um baldige Erledigung gebeten hat, bitte ich die
Zustimmung der Fakultät im Umlauf gütigst einholen zu wollen. Dazu
kommt, daß ich selbst infolge eines mir von ärztlicher Seite verordneten
Krankenurlaubs an der Fakultätssitzung nicht werde teilnehmen können.“51
Knoll hatte seinen Kollegen an der Fakultät anderes erzählt, als er in seinen Antrag
an die Fulbright Commission geschrieben hatte. Das wird aus dem folgenden
Nachsatz deutlich:
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Untertitel
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Autor
- Thomas König
- Verlag
- StudienVerlag
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Abmessungen
- 15.8 x 23.9 cm
- Seiten
- 190
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117