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Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich - Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Seite - 119 -
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119 war das neue Abkommen Gegenstand eines Kompetenzgerangels, in dem die ÖVP als Platzhirsch mit der in der Kultur- und Wissenschaftspolitik zunehmend for- scher auftretenden SPÖ, dem kleinen Koalitionspartner, erst umzugehen lernen musste. Aus österreichischer Sicht waren die USA zudem nach wie vor in einer Bringschuld. Bundesminister Drimmel machte das anlässlich der Verlängerung des Programms 1960 in seiner Festansprache deutlich: „Es galt bisher als ein selbstverständlicher Grundsatz im politischen Ver- kehr – und zwar nicht nur auf dem Gebiet der Wirtschaft – dass jeder der Partner etwas gibt, um dafür etwas zu erhalten. Dieser Grundsatz des Römischen Rechts, DO UT DES, ich gebe, damit du gebest, ist anständig, gesund und vernünftig […] Es gibt aber auch ein anderes Gesetz als das DO UT DES. Es lautet DO UT VIVAS. Ich gebe, damit du lebest, weil wir zusammen leben müssen, und zusammen die Wohltaten der Freizeit und der Sicherheit, beides im geistigen wie im materiellen Sinne verstanden, genießen können.“4 Der von Drimmel formulierte Gedanke wirfte einige Fragen auf. Können wir dem Bundesminister unterstellen, dass er die von ihm postulierte Bringschuld der USA nicht nur an der bescheidenen Gegenwart des Kleinstaats, sondern auch an der Vergangenheit, als auf österreichischem Boden gegen den amerikanischen Libe- ralismus gerichtete autoritäre Regime herrschten, festmachte? War die keck for- mulierte Forderung im Kontext des Kalten Krieges eine unverfrorene Variante des Austestens, wer eigentlich mehr auf den anderen angewiesen war – Österreich auf die Supermacht oder die USA oder die kleine Republik am Rande des Eisernen Vorhangs? Oder waren Drimmels Ausführungen bloßer Schein – um sich (und seine WählerInnenschaft) mit dem unabänderlichen Faktum zu versöhnen, dass eben diese Supermacht am Ende bekam, was sie wollte, egal was ein intellektuel- ler Konservativer, als der sich Drimmel gern stilisierte, darüber dachte? War sein forsches Auftreten ein innerkoalitionäres Signal gegenüber der erstarkenden SPÖ, dass er seine Positionen nicht aufzugeben gedachte?5 In den USA fanden nach der Wahl Kennedys zum Präsidenten eine umfassende Neuorientierung der Außenpolitik (Latham 2000, 23ff) und eine Reform der kul- turdiplomatischen Programme statt, die 1963 in den Fulbright-Hays-Act mündete (Bu 2003, 233ff). Vor diesem Hintergrund machten sich die amerikanischen Dip- lomaten im Department of State die seit einigen Jahren dauernden Verhandlungen zur Überleitung der ERP-Kredite in die Hände der österreichischen Bundesregie- rung (Bischof/Kofler 2004, 209) zunutze. Dabei handelte es sich immerhin um elf Milliarden Schilling, und die österreichische Regierung wollte darüber verfügen. Es lag nahe, die Zustimmung zum ERP-Gesetz von weiteren kulturdiplomatischen Initiativen in Österreich abhängig zu machen – und insbesondere dem Programm zur Etablierung von Lehrkanzeln für American Studies, das wir in Kapitel 6 ken- nengelernt haben. Von dem Gespräch des Kulturattachés Michael Barjansky mit Beamten des Unterrichtsministeriums ist folgender Abschnitt protokolliert:
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Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Untertitel
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Autor
Thomas König
Verlag
StudienVerlag
Ort
Innsbruck
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-7065-5088-8
Abmessungen
15.8 x 23.9 cm
Seiten
190
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort 7
  2. Vorwort 11
  3. 1. Einleitung 13
    1. Die Entstehungsgeschichte des Fulbright Program 14
    2. Zur Vorgehensweise der vorliegenden Untersuchung 18
  4. 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
    1. Der Wissenschaftsbetrieb in der frühen Zweiten Republik 29
    2. Die Kommission im Vergleich mit anderen Förderinstitutionen 35
  5. 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
    1. Hochschulautonomie als Wille und Vorstellung 42
    2. Fulbright Grantees – mehr als eine Frage der Definition 49
  6. 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
    1. Herkömmliche Verfahren des Austausches 62
    2. Debatten über US-Visiting Lecturers 66
  7. 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
    1. Weiche Kriterien der Auswahl 74
    2. Der Platzierungsvorgang 82
    3. Die platzierten Gäste 90
  8. 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
    1. Zur Semantik von Social Sciences und American Studies 98
    2. Wissenschaftliche Transferleistungen 106
    3. Institutionelle Innovationen (und ihre Verhinderung) 111
  9. 7. Schluss 117
    1. Anhang: USEC/A Fulbright Visiting Lecturers und Research Scholars 122
    2. Anmerkungen 137
    3. Verzeichnis der Darstellungen 164
    4. Quellen und Literatur 165
    5. Abkürzungsverzeichnis 176
    6. Index 177
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