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daher nicht scheuen, derartige Fragen anzugehen. Anderenfalls begeben
sich die Schülerinnen und Schüler selbst auf die Suche nach Antworten und
können dadurch zu fehlgeleiteten Informationen und Konzepten gelangen.
Vermeidung ist deshalb keine Alternative. Die Lehrenden sollten dafür sor-
gen, dass der Dialog im Klassenzimmer in einer sicheren und konstruktiven
Atmosphäre verläuft, und den Schülerinnen und Schülern das Gefühl und
Vertrauen vermitteln, dass ihre Fragen und Belange Gehör finden und von
den Lehrenden und der Schule berücksichtigt werden. Dadurch werden
die Schülerinnen und Schüler veranlasst, das Unterrichtsgespräch für die
Auseinandersetzung mit ihren Problemen und Zwangslagen zu nutzen. Ver-
trauensbildung ist beim Umgang mit Tabus entscheidend und ein wichtiger
Schritt zur Vermeidung von Ausgrenzung.
Frage: Einige Schülerinnen und Schüler in meiner Klasse gehören Minder
heiten an und werden im Zusammenhang mit gewalttätigem Extremismus
möglicherweise stigmatisiert. Ist es dennoch angebracht, die Frage zu
diskutieren?
Antwort: Ja, solange die Diskussion ausgewogen ist. Erstens ist es äusserst
wichtig, dass die im Klassenzimmer vertretenen Schülerinnen und Schüler
aus Minderheiten nicht mit den Urhebern extremistischer Gewalttaten gleich-
gesetzt werden, die derselben Minderheit/ethnischen Gruppe angehören.
Stellen Sie die individuelle oder persönliche Identität gegenüber der Identität
der Gruppe heraus und betonen Sie, dass jeder Mensch als eigenständiges
Individuum geachtet werden muss. Zweitens ist es sinnvoll, die Frage der
ungerechten Stigmatisierung anzusprechen, von der nach extremistischen
Gewalttaten, die von einer oder zwei mit einer Minderheit in Verbindung ge-
brachten Personen begangen wurden, mitunter die gesamte Minderheit be-
troffen ist. Die Schülerinnen und Schüler müssen verstehen, welches Unrecht
sie selbst unschuldigen Menschen ungewollt durch Stigmatisierung und Aus-
grenzung zufügen können. Drittens muss der Lehrende bei der Diskussion
von Anfang an unterstreichen, dass gewalttätiger Extremismus nicht auf eine
bestimmte rassische, religiöse, ethnische, geschlechtsspezifische oder poli-
tische Gruppe beschränkt ist. Sehr wichtig ist es, unterschiedliche Beispiele
für gewalttätigen Extremismus zu geben in Bezug auf den Hintergrund der
Täter.
Lehrerhandbuch zur Prävention von Gewalttätigem Extremismus
- Titel
- Lehrerhandbuch zur Prävention von Gewalttätigem Extremismus
- Herausgeber
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Luxemburgische UNESCO-Kommission
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 58
- Kategorie
- Tagungsbände
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- Danksagungen 7
- 1. Einleitung 9
- 2. Gewalttätiger Extremismus 11
- 2.1. Gewalttätiger Extremismus/Radikalisierung 11
- 2.2. Gewalttätiger Extremismus und Bildung 15
- 2.3. Lokale Erscheinungsformen von Extremismus 18
- 2.4. Rolle der Gemeinschaft, der Familie und der Medien 20
- 3. Führen des Unterrichtsgesprächs 23
- 3.1. Ziele 23
- 3.2. Vorbereitung 26
- 3.3. Unterrichtsgespräch 28
- 3.4. Themen für die Auseinandersetzung mit gewalttätigem Extremismus 37
- 3.5. Nachbesprechung und Weiterverfolgung 40
- 4. Zu vermittelnde Kernbotschaften 43
- 4.1. Solidarität 44
- 4.2. Respekt für Diversität 45
- 4.3. Menschenrechte 46
- 4.4. Lernen, zusammenzuleben 48
- 4.5. Einbeziehung Jugendlicher 49
- Anhang 50
- Häufig gestellte Fragen 50