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198 III, Erzählungen.
bald nur zu deutlich, daß durch da-^, wac- fur
Llgav Verioandtc gefchehcn war, durch dcn
Grafen Verinögenostand erschüttert war und
schleunige Poriorge erbcischu ?a^ Schinn,usie
zu dieser ^elwirrung hatten Llgns beide Brüder
getau, Wie denn liberhaupi oao Unglück nur
schlingende Geuußlicbe des leichtfertigen Paares
gelverden, Äns die ,'lasse dec- ^kasen inil ilnem
Unterhalte ange,viesen, hatte,i sie dcn »der
,. nnd nattideni der in Seligkeit sclnoiui
inende L^raf aus die evste» Aufragen seiner be
sargte» Geschäftsleute ungeduldig die Antwort
erteilt hatte: nian solle es »ich! zu genau nehmen
uud sen,en Sanragern geben, >oas sie b,-
war bald des Forderns und Nehmens lein ^udc
beängstigendem ',>>>,» der Gedanle an
Clga machte ihn bange, 2r!ird das heitere, in
unbefangenem Frohsinn su gern hinschivebende
Vesen — ? Aber e>^ innsüe sein, uud der Grai
tat, was er mnßte. Mit llopsendem herzen trat
>! ,,, ^lgac- ( i^eniach, Aber wie angcnehin ward
er überrascht, als, da er kaum die Ve,!
sclnldert I,a!te, die Stadt zu verlassen,' uui ani
eigener Scholle den Leichtsinn der letztverslossencn
Zeit N'ieder gut zu machen, als bei der ersten
Andeuiung schon Liga an seine Nrus! siinzte
uud si,I> bereitivillig uud erfreut erklärte. Was
er wolle, wa>^ er gebiete, sie werde nur gehe,^
saui sein! Tabei stürzten Tränen aus ihren
Augen, uud sie wäre zu fciucn Füßen gefallen,
wenn er r^ uicht verlnudert, fic nicht cmpor-
gebobeu hätte zu einer langen, Zeit und Außen-
welt aufhebenden Umarmung,
„ÄUe Ännalleu ,'!>r Abreise wurdeu geniacht,
Etarsllieuc-In, der, vmi Iligeud auf au dinsaui
te,t geivulnit, alle Freuden des Hofes und der
Etndt Ulir in der Freude, die seine Gattin daran
zeigte, genossen hatte, segnete beinahe die Un
fälle, die ihn zwangen, in den Schoß seiner
ländlichen Heimat zuiiickznlehrc». Clga packte
und sorgte, nnd in dcn ersten Nachmittagsslundeu
, 'armen Maitages war man >ni! eisten
uud ^ätleu in dem altertümlichen Stammschlosse
angelommen, das, neu eiugeriättet und aufs
beste in Ttaud geseht, durch Ä^achtigalleuschlng
Palästen der Städte allenfalls hätte ucrmisscn
„Bald nach der Ankuuft schien sich zum ?eile
aufzullärei,, u,'arum Clga die Änderung der
bisherigen Lebensweise so leicht geworden war,
Eie stand in den >>s!eu Monaten einer bi-> ieht
verhcin,lichten Schwangerschaft, und Starscheu vl», sü l jV
le,e ne,,,en je^u^> Niiäs.
,,^!,,!!lm,> uud ^lnnmer verstr>cl,eu nuter
ländlichen M'gbylicbleiten, orducudeu ^inrich-'
gejalleu war nnd rauhe Sturme, die ersteu Voten
deo ^viulerc-, au den ^eusieiu de>? ^llilosses
rüttelten, nahte Liga die eiselnne nnd ge»
siirllil.le ^luude, s,e gebar, nnd em engelschönes,
le,,e!,l,' ^ei>I,t überstand.',,, u,'!e d>e Gebnr!,
waren die Folgen, und <n>i,a l'iuiue bald wieder
einer Nose gleiäi,
„Eouiel günstige ^^niälle il'urdeu leidee
siadt uulerbroelieu, ?er alle Starost, Ligas
^aier, n'ae gesiorben uud hatte feine llmslande
iu der grösüeu Zerrültu,,g luuteriajse,!, Tie
beide» Söhne, iu ilirer lallen ^erj>l!>l>euduug
nicht mehr rwn ihrem bedät!,t!icher gewm'denen
TehN'ager untersüint, liauiieu Sänilden auf
Lrwartnng dadnrch getäns>I,t, dasz iu dem ^esla
niente dec- 3tarosien eiue beträchtliche Snnime,
infolge einer früher geschehenen förmlichen
'llnnluug, an jenen aemen '^ei!e> ^ginsl»
ubeigmg. Dieser Vetter war, wie belauni, seil
lange, ee '^>eil t'ersslNl'undeu, (5r uiusue aber decl,
noch leben, und sei,, Änsenlhalt niclit jedermann
gesellten sich überdies no>l! Gerüchte, al-? ob
sie nenerdiug-7 verbotene Anschlage l,egten nnd
Parteigänger für landeoschadliche ?,'euerungen
unirben, ^la> i!i!e,,>>!» sah sich auf<- ,,!>> elasligsle
von seinen ^ ,!>!»>!,>ern nnd ihren c,laubige»,i
bestürmt, er wies aber, nachdem er gelan, wa>>
in seinen Krästen stand, alle weitere Anforde
g,lügen, Llga in ihre» Gesinnungen mit den
die Vrüder, gleichsam zum lenlen Versu>!>, sill,
anf dem Schlosse des Graieu eiuiauden, sahen
sie sich von der Schwester mit Vorwürfen über-
häuft, uud man schied beinahe i» Feindschaft,
„So Fingen mehr als zwei Jahre uorüber,
und der Friede des .Hanfes blühte, nach über
standenen Stürmen, nur nm so schöner cinftoi.
Sah sich gleich der Graf in seinen wünschen
nach einem mänulnben ^lammbaliee forlwal!
rend getäuscht, se, wendete sich dasür eine um
so grösiere, eine ungeteilte Liebe anf das teure,
einzige >!ind
,,>!aum tonnte aber aucl> et!oae> N>'i',endere<>
gedacht »verdeu, alo das Keine, rasch sich enl
,vic!e!iide ^iädchen ^n allen säioi, angetündig'
ten Formen der Mutter Abbild, siiueu sich die
schassende Viatur bei dem holden «opschcn in
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik