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1. Zur deutschen Literatur, 23?
si 1, ">veü,e odl'r ^iinller zum Muster und Vor«
^,,,e zivene Art den Knuten zu zerhauen,
wäre der Ausspruch: derlei Geister »linderen
Ramies sollten eben gar uicht schreiben, Tic
^o>',,e verlöre dabei nichls nnd das vorhandene
^orlresfliche tonnte uni so nngestörier aus-
inan >veiß, nnwidcrste!,lichcn Trang sich auszu-
spreche» suhlen^ die Befriedigung dieses edelsten
freut, ja bildet das größere Publikum ebeu das
«in meiste», was in der eigene,i ^',eit, unter
i i ocheu wird. Längst dagewesenes gleich-
alter, das nicht seine eigenen Grlebniise lebendig
auszubilden sich bestrebt, über der irrigen Bc-
l ,,e versauen, die in der Knust noch schlimmer
ist als der Leichifinn, Jedermann kennt die
Pedanterie, die mit kriechen und Römern ge-
Lhakefpeare zum Pedauien werden tonne, da
von scheinen nnsere Laudsleutc derzeit iwch leine
und sollen schreiben nud sie bedürfen da^n
Mnster, eben weil sie uicht selbständig sind,
^ i r sind ans diese Art wieder auf iinseren
^'s kann liier nichi die Frage sein- wer von
l> ic' , der größere TulUer ist. Ich halte mit
dem Verfasser des besvroi'iicne,, Anssaves^eelben
dafiir, Es ist aber ein Unterschied zwiill-en vor
!r,'!'lich alc- Indivitiunm uud ansgczeiclniet als
der Nachahmung sein, fnr seine ganze «^aliuii.i
ge,valt,'a,n an die ^vine einer »Gattung stellen
n>oll!e, so wäre diese allerdings ^i^e ',i>'ml,c!i
s>l>lc,l,:e, nur das; er selbst um ein paar Un°
rrreichlichleitt-i, vuu dein Zweitbesten se,i,> > >>V
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!,iit seinem 3clü!le v.'e>. ^,ntnng desse,,, ,vao er
lvar, mit dem, Ions seine ^achalimnng l^eirer
brachte, ist d^e 'Ineüe aller Minversmndume
über diesen vielleicht größten aller Teutschen,
Goethes Talent ist, meiner Meinung nach,
vorl'ei'rsmend episch, Taher die wenige drastische
»rast seiner Tramen, Tas Drama iil>> l l,,i>,v:
soll ein ^vieiel sein, in dem sich die lebendige
Kaudluug malt, sein Trama ist ein Gemälde
ist a!s Til iner m alleni unendlich groß, was er machtl als dramatischer Tichter scheint
er mir dnrchans olnie Belang, Tic änßere For»',
des Trainas erstlill, besteln in, Tialog: zum
verschiedene Personen abwechselnd sprechen, son»
dcrn das, was sie sagen, mim unmittelbar ans
mnß überdies eine unverkennbare Richtung
nach dem Iivcckc des Stückes oder der T^enen
größernteils nicht der °Fall, 3eine Personen
sagen gewöhnlich alles, was sich über einen
Gegenstand Großes uud schönes sagen läßt^
Iphigcnia vermissen, aber dramatisch ist es nicht,
Taher tommt es, daß Goetbes ^tiiäe sich so
im.',, lese,, nnd so schlecht darstellen. Überhaupt
,n es böchn lranrig, daß »'>oeibe siel» lein großes
episches 3»,et gewäMt hat, er oder niemand
eine romantische Handlung dürfte il,m silnver ge
wordcu sein, Tic erste Hälfte der Achilleis
Goethes nenestc Cchriften gehen ans der
Apposition gegeu die Richtung der Zeit licrvor,
^venn man diesen Ttandpnnlt uicht aufgefaßt
urteilen, Hver aber in Opposition ist, sagt
immer mehr, als er eiaentüch selbst für wahr
hält, gleichfam in der Überzeugung, daß das
cntgegcngcfcpte Streben der Widersacher fc!,on
von selbst das wegiielnnen werde, was daran
grenznng predigt, so lehrt er bnrch sein Bei
spiel sie erst für den Fall, wenn man sich
vorher nach (irfurdeilicht'eit selbst erweitert hat.
Ich habe vor einiger Zeit eine Vcnrteilung
von Goctbes Geschwistern gelesen, Ta war nun
die Mcmnng, daß an einer so einfache,, ">e
Mädchens für einen ebenso unbedeutende!
Mann, der sogar vor dem Laden einer Käse»
tätigteit anstellen lönne, gar nichts Besonderes
und es daher unbegreiflich sei, wie man derlei
Vnbliknm vorführen könne, Ich erinnerte mich
dieser Rezenfion bei Gelegenheit einer andern
znhlnng! ein alter Spiclniann, !Hs geht eben
niit der Betrachtung von Kunstwerken, wie mit
rend der stumpfe 3iuu des gewöhnlichen Hiu^
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik