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2. Zur spanischen Literatur. 2L3
Im übrigen auch sehr gut. Vortrefflich der
Hegensatz vgmans und Mardochais, Wie der
eiUe ,<',n»a» sich beinahe körperlich krank fülilt
über den l>iednnte», dasi ei» Mann im Lande sei,
d>'! i!,m t',e si!>»>d,ge Achtung versage, ?ie
',e n»il>u>> auf de», Il,eater vorgellt,
>oo x?,i,»a,i das Pferd a», Zaume führt, aui dem
^>ndl'!i>äus im Triumphe einherzieht und de,dc
sich über ihre Lage in kontrastierenden, länger
surtgcsehten Reden äußern, voll von jener naiven
Si,!»dild!ic!>le,t, d,e im Trainatischcn von so
großer Wirtnng ist, wenn das Publikum sich ein-
mii> aus jener engen französischen Wahrschein-
lichkeit hinausgedacht hat, die der Zerstörer alles
»Großartigen ist, Tcr Gang des ganzen Stückes
übelhanpt „»schuldig uud si,npel, wie die Quelle,
aus der es genommen,
Tieser ^ope de Vega Gemeistert sich meiner
mechr, a>s einem Tichtcr neuerer Zeit gut ist.
Er ist die Natur selbst, nur die Worte gibt die
mchis mehr zu macheu, höchstens ihre Ertrcmc
<">eich der Anfang, die Liebesgeschichtc des
spanische» ^äh»iic>,s, Juan Ramircz, mit der
neapolita»ische» Taine Visarda: >uie er in den
Krieg zieht, Verzweiflung von beiden Seite»!
doch kaum ist er fort, so werden die Bew^l'u,,gen
gelehrt, sie noch ^innia! -,n sehen, findet er sie
schon auf einer Lustpartie mit dem ncnen !^'
liebten, das allev so vortreiilich, dan e^ dem
Tie daraui folgenden historischen Personen,
der Bastard von ^annsfelo, der Bischof uo»
^lÄnCüpitan), Varon Tilly und Frnnzisco Ibarra
von der anderen Tcite, treten nicht mit der
Prägnan', aui, die Lope sonst in älüilichen fallen
zeigt, Tie komischen ^li,stünfte des Bcdieutcu
Varnnbe iiber feine Person gegen d>n Feldherrn
die !^>iel>n- deo '^cann^seld, auf, der Varnabe,
auf gut straßenränberifch, eine >lette init deni
Bilde ilnr--' ^iebliaders abninimt. Aber auch
loird von !>!,» an« dem drennenden Torsr ge^
l.'li^^ das die Lutheraner uus Nache angezündet,
lviuut auf eiumal die "vigur Cordauas für den
Leser di>,' Faltung, die fie für den Zuschcr gleich
von vornlierein liaben ninhtc. Wir erfahren
nämlich, dasi er ein noch junger Mensch, muncedc»,
ist gcge» welche Jugend die Ruhe und der
(rrnst, di,' er violn'r gezeigt, charaiteristisch ge-
nug absticht. Auch Mannsfeld kommt mit feiner
Madame ^anr^'tta, die von ihm dr^'i 0>abcn,' den Kopf Cordapas, die hauptfahne der spanischen
Armee und die Kette mit seinem Bildnisse be-
gehrt, die ihr ein Spanier abgenommen, den sie
nach dessen eigener Angabe Barnabe, ^IZi-qu«?
Im dritten Akt geht nun das Strafgericht
über die i.'iiicheraner los, Sie weiden geschlagen,
Tcr Bastard und der ketzerische Bischof bleiben.
Aber auch der Fähnrich Namirez wird zur
Raison gebracht, Trotz der Neue seiner Ge-
liebten schien ihm den» doch ihr Vergehen zu
stark. Noch immer verliebt, verweigert er doch
die Versöhnung, Da beschließt sie, zu sterben,
ist die Erbitterung besiegt, die Liebe behauptet
ihre Rechte, und glücklicherweise kommt die
Sinnesänderung nicht zu spät, denn die Ver-
ein kleiner Tiamant, Tas Ganze schließt mit
einer militärischen Nepne, die die Infanlin «lara
Eugcnia über die fiegreichen Truppen hält, Liuc
>laiiderweljch, in dein das französische bu svnu8)
wunderlich abwechselt, lind wenn man bedenkt,
daß das gleichzeitige Begebenheiten waren, die
den ^cilgl'nosien in einem so poetischen «olorit
vorgeführt werden konnten.
Großartig der Monolog Ervicios, wo er den
Himmel aukiagt, daß er ihn als Ncidifchcn schnf,
ins Werk "zu setzen beschließt, sl,) Unmittelbar
darauf Waniba mit feiner Gattin, Zufriedenheit
und Wohlwollen in jedi'in Worte, Terlei Gegen-
s>i>>', ungcsncht und aus der Notwendigkeit der
!>,>!,! üießend, erfrischen das Gemüt nnd
gotischen Großen, wo jeder, nicht uin zn
fechlen, sonder» als Zimibild des Baders, mit
erhält und wo, ehe die haud mit der goldenen
j Krone erscheint, ihm vorher einleitend nnd vor-
der reine» !^ni»lsauffassii»g möglich war. Zu-
gleich sind er und seine Frau, ohne 3chadeu
halb und halb, die Lustigmncher des Stückes,
Mitten uutcr diese» pha»tnstischeu Vorgängen:
die überliefert historischeu Umstände, daßWamda,
der früheste war, von dein sich Münzen in
späterer Zeit erhalten hatten. Ein wenig Nadi-
talismiis, da die gotischen Großen den König
gegen er sich durch heroische Taten rechtfertigt.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik