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2. Zur spanischen Literatur. 271
wcui>isie,,o w,cder eriuuere. Zugleich der immer
zuneimieude Ä^iderivillen gcgeu das Schreiben,
so daß ich mich wenigstens zwinge, die Feder
in die Tinte zu tauchen und zusammenhängende
Lätze anfs Papier zu werfe»,
Laurencia kommt also zu ibrem Vater zurück,
der Gras zieht ins heilige Vuud, c,m> Ncihc von
fahren vergeht. Unterdessen hört ein Graf
von Bearn von Lanrcncias Vortrefflichkeit und
Schi.nhcit, und er trägt ihr durch einen Abge-
sandten seine Hand an. Zugleich aber ist der
Graf von Nouffillon zurückgekommen und be-
gehrt sie als Magd iu sein Haus, da er gesonnen
zieht vor, Magd im hause ihres früheren Gatten
zu sein, und weist den vornehmen heiratsautrag
zurück, Wir finden sie mit dem Besen in der
Hand iu den Zimmern, die sie einst als Ge-
v!.'!! iln^ni Blautführer begleitet. Die vorgeb-
liche Braut ist aber niemand anderes als Lau-
rrncias Tochter, ihr Begleiter Lanrencias Sohn,
3>is Cnde ergibt sich von selbst.
Auch in diesem Slücke tomint ein Bclardo
abgibt und gewiß Lope de Vega selbst ist,
A. W, Tchlege,l, der über Lope de Vega ab-
geurteilt hat, offenbar, oliue ilni zu kennen,
hebt als einen Hauptzng Lopes Neigung zu
scholastische!» Spitzfindigkeiten heraus. Nichts
davon und an Stellen, wo fic nicht Hingchören,
Jene säwu nielnfältig bearbeitete Geschichte,
!vo ein >lö»ig von (5>,,iland einem seiner Ver-
tan,tt>n den Auftrag gibt, ein wegen ihrcrSchün-
zu nebmen, uni, wenn das Gerücht sich bestätigt,
in des Königs Namen um sie zu werden, der
Abgesandte sich aber selbst in die Schöne ver-
Mißgestalt des Mädchens täuscht, sich aber selbst
mit ihr vermählt, AIs nun der Betrug an den
larvlen »Günstling und heiratet die schone Nitlve,
Ein ganz guier Stoff, nnr daß schwer ein Schluß
zu finden ist, Lope de Vega, der die handlnng
nach Tentfchland verlegt, hat einen Schluß gc-
snndcn, aber welchen? Wie er denn überhaupt
sein Talent zur Vermauuigfaltiguug hier auf
eine sehr unglückliche Weise in Anwendung ge
bracht hat, Vie schöne Älfreoa !>at schon einen
ganze Stück mit seinen Liebestlageu bindnrch
gebl, ?er ^'ünstling Godofre, deni der «öuig
>iueu '^^qlciler auf die Gesandtschaft mitgegeben
bat, tötet diesen, da er ihn von dem Verrat an
>Vin.',n veiri, znrnilhalten will, schiebt aber die
Schuld auf deu menchelmürderischen Anfall eines
Unbelannten, so daß diese anf den unglücklichen Selandio fällt, der eben im Zimmer hinter den
3apel,u verborgen war, Den König täuscht cr
schon Uou vornherein unter die Unmöglichkeiten
gehört, Veniungeachtet erllärt er aber, die
häßliche beiratcn zu wollen, nm seine Ver-
möLenszustände zu verbessern' Zugleich tritt er
dein Könige, der nun einmal im Licbessieber
ist, seine eigene frühere Geliebte, Lifnndni, ab,
^llfrcda hat nichts weniger als eine befondcre
^iViguug zu Godofrc, cntfchließt fich aber doch
i^ i's >lönigs zn entziehen, auf eines seiner liniier,
>vo er fic in ländlichen Kleidern nnter Laud-
leuten verbirgt, was die 2tolze und Citle ziein-
lich übel uimmt,
Ländlichteit nnd Landlcute hat und beinalie in
keinem seiner Stücke versäumt, folchc i>iatur-
kinder ai,zubringen, findet hier eine gnte '.'ieben-
szene, >vo ein Banernbnrsche Abschied von seincm
dateustnudcs an seinem eigenen Vater einübt,
Im Verfolg tomml der «önig bei <>>elegenl,eit
einer Jagd auf das Gut Godufres, sieht dort
nicht geschwächt. Er muß endlich erklären, daß
sie seine Frau sei, dieselbe Alfrcda, die cr dem
König als so häßlich geschildert, Der König
gerät in den heftigsten Zorn, und die schöne
und ^röße fie von Godofre betrugen worden,
ist, ilnvui ^luiraktcr getreu, auf der Stelle bereit,
trägt, Godofrc hat uickns Besieres ;n tnn, als
auf der Stelle wahnsinnig zn werden, Dasselbe
tut Lisandra über die Untreue des Königs unt>
I>>n bereits früher der am-mte iwn coli-izposto
«elnndio getan, fu daß wir nun drei Walüi-
finnigc haben und das Stück da^n als vierten,
D>-r Vermählung des «ön,gs niii Alfreda siebt
d>is ^>'l>en ihres bisherigen Gatten im Wege,
D^r >!önig will es turz abtnn nnd ilni hin»
richten lassen, was aber dem Zartgesühle
Alfredas widerstrebt. Wie soll nnn alles das
Gaue kommt mit seinen nnd Alfredas beiden
Kindern auf dein Arme ins «unigsjchloß und
ihm znrückkehren, Äls man a!>er den hinge«
fnntenen aufheben will, findet man, daß cr tot.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik