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2. Zur spanischen Literatur. 273
blicks in die Welt schickte, und deren viele waren,
weil ohne Überlegn,,g geschrieben.
Mit dem zweiten Akte fängt eine ganz neue
Geschichte an, die mit dein erste» eigentlich in
gar keiner Verbindung steht: die Begebenheiten
gebracht hat und der mittlerweile schon zum
Jüngling herangewachsen ist. Er ist Gärtner
und dient mit seiner Mutter, unerkannt, in dem
Hause eines Gutsherrn, dessen Vater die Hilf»
losen aufgenommen hat, Eine wechselseitige Liebe
zwischen ihm nnd der Tochter seines Herrn
sindet ein nnüdelsteigliches Hindernis in der
Ungleichheit des Standes, Eine Neihe wenig be-
deutender Liebes- und Eifersuchtsszenen, wobei
selbst die noch immer schöne Mutter Lucrecia
ihre ländlichen Bewerber findet, endet mit der
Zurückkunft des vermißten Vaters, Dieser ist
bis Konstantinopcl gekommen, hat dort den be-
rüchtigten Barbarossa von einer Wassersucht gc-
wohl dieser dadurch in den Stand gesetzt wurde,
Karl dem Fünften als Gegner in den Weg zu
treten. Die Ankunft des Vaters löst den Knoten,
die Heirat geht vor sich,
ÜI zalier pueilo <!»ü»r.
In zwei Gattungen des Drama ist Lope
schwach sals Gegenfüßlcr Calderons, der gerade
darin seine Stärke hat): in solchen, die einen
Spitze stellen und lehrhaft die Idee in der Hand»
lnng ausführen^ dann in den eigentlichen Ver-
ist aber weder neu, noch durchgeführt, und über-
haupt außer einigen glücklichen Szenen und
guten Charakteren (Celia) nicht viel Besonderes
Eins von der Art Stücken, in der Lofte nicht
glücklich ist, nnd um derentwillen ihm Lmd
Holland Mangel an lirteilskraft Schuld gegeben
hat. Der Stolz, mit dem die Prinzessin von
Lothringen, Estcla, alle Bewerbungen zurück-
weist, bringt Ricardo, den Herzog von Polen,
auf die Idee, fie dadurch zu reizen, daß er ihr
zu Ohrcu kommen läßt, er habe sie häßlich ge-
funden. Zugleich aber weiß ei sich unter
falschen: Namen in ihr Hans einzuführen und
sie in fich verliebt zu machen usw, ill'wol,!
mau „un nicht sagen tan», daß die beiden Teile
dieses Doppclplans in keiner Verbindung mit-
einander stehen, so wirkt doch die Hauptidce bei
weitem nicht genug aus, nnd wenn der ver-
kleidete .Herzog nnr liebenswürdig genug ist,
um als Mann zu interessiere», so hätte es des
Reizmittels der beleidigten Eitelkeit gar nicht
d^dinft, um auch so zum Ziele zu gelangen.
Was aber Mangel an UrteUottast schämt, ,s,
GrillParzerö !>nn»iche Weile, I I . keit, die die Fakten so hinrollen läßt nnd sie
teilweise ausbildet, ohne sich um ihre» Zu-
vollcs Haften am Besonderen ist der Fehler, aber
auch der unermeßliche Vorzug Lope de Vegas.
Da ist uun gleich wieder im ersten Akt ein
wcnu es eintritt, nicht die geringste Wirkung
auf den Gang der Handlung ausübt, Ines, um
grünen Schuhbänder ans Fcnstcrgittcr binden,
das er nehmen und am Hute tragen soll. Nun
kommt ihm aber der vom Vater begünstigte
Werber der zweiten ^chwoster, und sie erscheinen
nun beide mit den: grünen Bande, Aber es er-
folgt nichts daraus, uud kaum geschehen, ist es
auch schon wieder vergessen. Übrigens ist das
Stück offenbar nach einer alten Romanze be»
arbeitet, und er führt eben die Umstände noch
Vricf seiner Geliebten erhält und ihn nur stellen«
weise liest, weil man so viel Süßes auf einmal
nicht vertragen könne. Das Liebesgespräch an
der ro^a, und wie sie so natürlich findet, daß er
abreise, um seine Eltern nicht die Nacht über in
Sorge zu lassen. Es ist ein Zander der Natur»
lichkeit über diesen Szenen, der sich nnr cmp»
finden läßt.
Die Geschichte jener sieben Iufanten von
romanzenartigen Ursprünglichkeit dargestellt, bis
ans die sieben Steine, die die rachsüchtige
Zimmer werfen läßt, um ihn an den Mord
seiner 3öl,ue zu erinnern. Der Schluß übereilt,
wie bei Lope häufig.
lichtn Verbesserungen, als Lustfpielhandlung be-
trachtet. Namentlich der den Herrn vorstellende
im Original nicht vorfindet. Überhaupt das
als es sonst bei den komischen Stücken Lopcs
der Fall ist, ein eigentliches Lustspiel, so daß
Art, wie der TomaZ zum Besitze deo Bildnisses
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik