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280 V, Studien,
und das drin Pslegeuatcr Ln.zmans gleichzeitig
geborene 5lind, das jetzt ein Mädchen ist, einc,,
Knaben sein lassen wollen, wo denn allerdings
Vernechslnngcn hatten stattfinden können, Nie
Unbetümnierthcit und der Leichtsinn, mit drin
Lope schrieb, geben einer solchen Teiitnng liier
Tas ist nun wieder ein so artiges Frag. »nd
Antwortspiel, Ncr ganze erste Alt mit der toll-
töpfigen Madame Floris könnte allenfalls weg-
bleiben, die Handlung fängt eist mit dem zweiten
sonders die tugendhafte Mathilde, in welchen
Figuren Lope eine besondere Stärke besitzt,
Floris scheint von vornherein bestimmt, einen
.Hauptantcil an der Handlung zn nehmen, ver-
schwindet aber später beinahe gänzlich. Nie
überläßt sich dem ganzen llbermntc der Schön-
heit und des Angcbctctscins, Wenn sie alö Page
verkleidet den Festsaal betritt, meint sie, darüber
möge sich niemand wundern^
Man erzählt solche Ninge, weil sie wnnderbar
sind, nicht aber, weil sie leicht geschehen können,
Diese Worte könnte man als Motto und Ent-
schuldigung allen Komödien Lopcs voransetzcn,
Ter Prinz, eine Mischung von Vegchrüchleit
besonders im Lügen starker Vorte, einander
würdig, Naß doch eine Nation, bei der das
famose: m^ntis der größte Schimpf war, in
Liebe und Eifersucht jede Unwahrheit für er-
laubt hielt.
Ich weiß uicht, ist es nieine mangelhafte
Kenntnis der spanischen Sprache, oder sind es
die vielen Trnckfelilcr, oder das Schwankende
in der übereilten Ausdrucksweise Lopes, oder
schien die Tnnlelheit damals eine Schönheit;
fließend und mit dem vollen Reiz der Zufällig-
keit die ganze Behandlung'! Mich bezanbcrt
dieser Schriftsteller, ohne mich blind gegen das
Heer seiner Fehler zu inachen,
Nas ist nun ein wildes nnd ziemlich lang-
weiliges ^ei,g, Von den Charakteren höchstens
der italienische Graf gnt zn nennen mit seiner
romantischen Liebe, worüber ihn seine eigenen
Niencr auslachen. Die übelvcrheiratete Schöne
wodnrch sie iliren Ehemännern zur Last werden.
Als ihr Gatte Hand an sie legt, ruft sie Vater,
Vetter nnd Bruder zu .Hilfe, Freilich, als
letzterer herbeieilt, gibt fie vor, gestrauchelt zu
sein und sich den Fuß verrenkt zu haben ?er
Gatte ist eiu gewöhnlicher Lümmel, Tcudoro der Unbeständige ist seine,,, o >,>n>i!ler so tie,,,
daß er jeden A,i>ie,,l'!icl seine '.'.Vignng ändeit
nnd, bei dein blosien Rainen eines Frauen
zu»,,,>'!'.? schon in sie verliebt ist, ^achdem d^'
zwei ersten Akte unter nichtssagenden, >!>'>!>!>,,
spielartigcn Ereignissen Inngegangen sind, über.
sliiizt sich die Handlung i,n drillen so, das, !>',,,,n
!lar N'ird, wie siel), der Galle von der Nnnlmlo
seiner ^rau überzeugt hat und daher Hof,,,,,,,>,
zur Besserung gibt. Nie alte Kupplerin Mareelii
ganz gut. Naß der Gras i!,r ,„i ^»„slern, sie
inr ^ioballa haltend, sleischüch beiN'ohnt, nniß
man eben hinnehmen,
1,08 tro>< «Ilnmliüt« 5.
Niese drei Niamanten spielen nnr auf dem
TiUl eine Nulle, aus dem Glücke lönnten fie
ebensogut wegbleiben, Inr Verwickelung tragen
sie wenig bei, zur Entwickeln,,,1 gar nichte, Tie
^'Innattere ohne Vedentiing, man miiszte denn
Hospital zn gründen nnd dort Pilger und >!ran!e
selbst zu pflegen, für einen Ausfluß ihres Eharat-
tcrs ausgeben, was aber, da es mit ,>nv,,i
frülieren nicht zusammenhängt, mehr eine und
zwar wunderschöne Wcndung der ErzälNil,, ^ ,ü,
als daß sie aus irgend einer ,,,,,eve,i ',>>0t>l'endig>
kcit hervorginge. Eine Szene aber hält für
das ganze Stück schadlos. Es ist die, wo der
Schicksale erzählt und diese trol) aller Aufmerl.
samleit dabei einschläft. Ich zweifle, ob das
ganze Gebiet der Poesie etwas so Naturwahrrs
und unaussprechlich Süßes auszuweisen hat,
Shakespeares Mirauda hält dagegen keine Ver-
glcichnng aus, höchstens dieLie!.'e-7s;enc in Nomeo
und ^nlie, »ur freilich mit dem Unterschiede,
das letzteres Stück ein ticfgcdachtes und künst-
lerisch abgeschlossenes Ganzes ist, indes Lope
seligen Stoffes hineinwirft.
Ü1 llenov
Ein teils unbedeutendes, teils absurdes Stück,
Ottaviu Grimaldo loird vom genuesischen Senate
nach Paris geschickt, um die Herrschaft über
Genua dem Köuigc von Frankreich anzutragen.
Er hat eine Geliebte, Alexandra, zurückgelafsen,
rwrnelmie Tame, Marcela, gefunden, die sich in
ihn verliebt und, bei seiner Abreise, ihm, als
Mann verkleidet, in Pagcnweisc folgt, Seine
Verzweiflung bei der Rückkehr ist groß, man
m.''.!t aber bald, daß es ihm hanptsächlich um
^ den „Genuß" zu tun war. Als Gele,,
macher wird die als Page verkleidete Marcela
dem Gatten Alexandras ins Hans übcrlafsen,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik