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Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Seite - 308 -
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308 die große Meinung, die wir baben. Wenigstens wird Tpeneer in seiner Grabschrift tke prines ot poetz in Ins tvm« genauut, Ta nun «vcneer im Jahre 1596, nach einigen 1583 starb, so war er unzweifelhaft ein Zeitgenosse von Shakespeare, ^'s mnsüe nnr ieiu, dan mau damals iib«>>aupt ^ie Ticltter fürs Tlieatcr nicht uutcr die eig.'nt' lichen Poeten zählte (was mir sehr wahrscheinlich ist'!, da sie doch anch inituutcr für den Pöbel schrieben, uieslialb deuu wohl anch Sbaleiveare seine beiden, nicht sehr empfehlenswerten ^riulnii ^iediclite schrieb, um doch auch eineu Rang in der gebildeten Welt zu liabeu, Anch seine Sonette erklären fiel, teils ans diesem Gesichtspunkte, teils als Äusdriick iuneren Bcdüifnifses, aus sis) felbst. Um Sbatcsveare zu rechtfertigen, da doch ein großer Tci! seiner Sonette an ein männliches Individuum gerichtet sind, sührc» die Ansleger riele Stelleu aus seinen Tranieu an, wo das Wort Liebhaber (lover) von Mann zn Mau», nir Freund, loohlgencigt, ergeben gebrnucbl iliid, ^n alle» diese» fallen ist aber nie die Schön- heit der Grund des Wohlwollens, Tie letzten dieser Suuette (sowie die sechs oder acht ersten) sind wieder nn ein Fiaueu- ,-immer gerichtet, Tie sind aber nnch die ,'chlechtesten, spitzig und lalt. Man merkt ans iliueu, daß das Frauenzimmer nichtsuuyig !var uud ^datefpeare alt^ also auch wieder einl' ividerlichc Empfindung, Man sollte überhaupt diese Soiiette ans sich beruhen lassen, Sie!l>u,!l'u 2>,akespeares Ruhm nichts beifüge,! und, aufs beste gedeutet, nnr Vedaucrn erwecken. Vor allem soll man sie nicht übersetzen. Man überlasse sie den Literaturen, dcreu Straußeu- magen alles verdaut. Es ist immer nur die Nede von den Ver- unglimpfungen, die sich Voltaire gegen Tdake« speare erlaubt hatte. Er war aber selir empfäng- lich gegen seine Vorzüge, und erst, als ein frau« zösischer Schriftsteller sich erlaubt hatte, Racine gegen ihn herabzusetzen, brach sein Unmnt aus. In dem Artitel Int,olel2nee (viotionnaire pililcizopkiquß 1. III) setzt er ihn in die Ncihc der llaren Köpfe, welche die Intoleranz nicht tanntcn, unter die Newton, Friedrich den Großeu, Locke, Shakefpcare, Leibnitz, Und diefc L^ute gelten nicht wenig bei ihm. Unsere Theater-Entrepreneurs machen es mit öen Schauspiele» wie der bekannte Räuber Pro- lrustes mit den Reisenden, Sie haben eiu enges Bette, in dies legen sie jedes Stück, und was zn grosj ist und nicht hineinpaßt, wird zu beiden Enden abgeschnitten, Naher sehen wir Shake- speare, so oft auf unsern Theatern lahm uud ohne Kopf, Hamlet. Man hat so viel über die Grundidee des Hamlet gesagt, mich hat nichts befriedigt. Viel- leicht liegt die Ursache von der unglaublichen, Iimrüälücheu Vnimili du'!>> ?IU,!>^ gerade Labyrinth geht, fo nufichtbar bleibt, Tadui,l, wird es zu einem getreuen Vildc der 3v>'itt>> gebeuhcitcu uud wirlt ebenso uugcl^u,',, >!> > diese. Ein Geist erscheint und foro^n inr >^ach>- iU>.'n beiliegenden oerstlilag^n. gn'nlnl'e Tinge gefchehcu fast olnie ^ioell^ der ^iclrunlt d.s fich das Geschick, alles mit sich forneisiend und ,,'elc-erbend. Shakespeare ist ,;u dieser scheinbareu Plaulofigkeit offenbar dadnr>h getonunen, das; er sciner Gewohnheit unch di,' nn,s>>^ >'i>il!^>!,,', Schritt vor Schritt, verfolgte. ?er ^nstinlt obgleich losen Zusaninienliang !nne,u, der nn gleich wirksamer ist, als die ^tnvn, die in den -itilileü der nenesten Mache ans »osten der Hand- lung, wie Gespenster am hellen Tage, sicblbnr uud greifbar spulen. Aber freilich darf niemaud wagen, das Shakespeare nachzumachen, ?^'nn Tieck beliauptet, ^olouius liabe an- fangs die Liebe Hamlets zu ^plielieu begüustigt, >i >>,,,!>!et habe Ophelieus le>,i>' ^ninst >, so bleibt unch dieser VorausseNnng unbegveislich, oerai,stallen kann, die er den >l0ni>, ainiordelt. zri behorchen. Mußte der Vater nicht fürchten, ^lk't, dem die Anwcfeuhcit des ^v ubetannt war, durch ein oder die ander, rnng dem Könige das doppelte Spiel seine? Ministers verraten könnte? Würde sich fermr jemals Ophelia zn dieser Szene hergegeben habe», wenn sie fürchten mußte, daß eiu einiges ^ort des vormals begünstigten Liebhabers ihre, Schande dem Vater uud dem Könige betannt machte? Wenn sie den Prinzen jemals in l,> terem Grade begünstigte uud sich »uu, auf Ge> heiß des Vaters, vou ihm zurückzog, war es icht natürlich, daß bei erster Gelegenheit, da er sie allein traf, ihr Hamlet das Vergangene in den bestimmte/teu Ausdrücken vorwarf? Ich beneide Tieck als Mcnfch uud bedaure ilm als Dichter, wenn er die Wirkungen der c^hn>> i „int, des Ierfallenscins mit sich nnd der Welt so wenig kennt, daß er das Betragen Hamlets gegen Ophelia nur dadurch erklären zu können glaubt, daß er einen bestimmten Grund der Ver» achtuug gegen sie in dem Prinzen voran Im Vrüte» über seinem dunkeln VoNiaben ucrsnnkeu, ist für ihn die ganze übrige Welt nicht da, uud wcuu er fich ihrer eriuuert, so gcfchieht es mit dem innersten Ekel gegen s>> uud alle ihre Verhältnisse, Seine Empfindung für Ophelien war gewiß nie viel mehr, als ihr Vater uud Vruder gleich aufaugs vermuten, nur daß das arme Mädcheu leichte ^ignng mit warmer Leidenschaft erwiderte, Tic Erfcheiuung des Geistes verwischte jede Spur jenes Eindruckes in dem Prinzen, Zu furchtbarcu Tiugcn be-
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Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Titel
Grillparzers sämtliche Werke
Untertitel
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Band
II
Herausgeber
Rudolf von Gottschall
Verlag
Hansa-Verlag
Ort
Hamburg
Datum
1906
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.2 x 15.9 cm
Seiten
552
Schlagwörter
Dramatik, Literatur, Gedichte
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
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