Seite - 368 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Bild der Seite - 368 -
Text der Seite - 368 -
3L3 X', 3 tu dien.
wollen, England, weil es innß. Sei» erkiinstelter
Prodnltionsznstand nins! breclie,,, i.'vrd Pa!
inerston hatte als eige,»süchtiger Engländer ganz
Vrand der Welt gibt W-ärwestoff für ihre Maschi-
ucn, und nur Bettler sind itänfer sür ilne
Fabritate. ",>iiel,tsdes!o>veniger ist Englands
Uiitcrgang ein Unglück snr die Welt, England
hat die Macht '.'iapoleons gebrochen, und seine
den uud der rol,en Masse des Volten, das; die
Turchfch,iittslinie der Bildung, die dicNegicruug
<-,nhalte,i ums;, sich von der gebildeten »Une
allzulveit entsernt, ?as N'erden sie unier dem
(iinflns; der enropäische» Traditionen anf die
Länge nicht ertragen, uud eine Nevolnlion kann
Augenblick nu^veiiellnifter. Vielleicht dasi ein
dann den gewechnten ".'lbslns, dnrch )!>anb nnd
Eroberung verf>. aift nnd die Welt den >!reislanf
wieder durchzumachen hat, den, !ei,< Sinter u,,d
lein ^ioolan ein elemeutarifches ^iel seyt. Ich
will nickn an derlei glauben, aber man ^
starle^ Vertrai,en in die Vorsehung haben, nm
liickit schwär,-, -,n selien, Ich stehe an, Nande
Ini Ttant gebt es wie in der Welt: Wer
nicht schwimmen lann, der ersäuft,
Ter ^taat ist eine Anstalt znni 3>I>ub, nirlit
zur Versorgung, Helfe» sollen die einzelnen,
WaZ der ^iaai den Verhungernden gibt, muß
cr den Hungernden nehmen,
Tcr ^taat !ann nichte geben al^ Ziccht, den»
sein einzigem 'N^m,^ j ,^ h^^ ^>uang.
Das C!efeN straft die Verbrechen, die Natnr
die Ungeschitllichteit,
^er Ttaat ist eine ^!ech tsa n stalt, und die
Mrige» Zwecke der Gesellschaft gehen nnr
nebenbei,
V ewci s. Als Ttaat gibt cr tt e setze und er-
zwingt ihre Befolgung, als Gesellschaft überläßt
er dein eigene» Ermesse» die Benützung seiner
Porsorge,
Ans dem Gesichtspunkte des Ttaates als An-
stalt zur Ticherung der Rechte ist die Strafe
ein Mittel ;nr Abhaltung von Verbrechen,
Mittel der Besserung gehört es zu de» übrigen
moralisch'politischen Zwecken der Gesellschaft,
Um vom Verbrechen abzuhalten, mnsi die
seine ganze Echrccklichleit erst dem schon Wirk- ich Eingelerlerteu darstellt. Im «erler kann
der Verbrecher vielleicht gebeffert werden, er
vird gewiß für die 3aner feiner ,v>ift nnfcl'äd
lich gemacltt. Aber die strafe null schon da>
Erinordete Iiatte ein Recht anf den Schütz, nicht
erst der nwgliche zweite,
Ter Abfcbe» Uor der Todesstrafe ist nnr eine
^olge der ,^,glieit der neueren Zeit, d,e >,,,!,, >
Tod als der Verbrecher uuter der ^>i,,llotine
oder a,n Galgen, 3ie Sc>,ande der ,^,iü nlnnng
trifft das Verbrechen nnd nicht den Tod, Ner»
felbe Mvnarcki, der mit Z,Uer>, nnd Tränen ein
Todesurteil unterschreibt, erläsit ganz rubri
eine Versiignng, d,e einen «rieg zur Folge lnü,
!^'^ er die Gesellschaft in ihrer «,^rn,,dbedingnng
a,»greift, fclüießt fiel, selbst von der Menfchhe,r
aus, die ihre Grundbedingung in der Gesell'
fchaft bat. Er macht fich selbst znm Tier nnd
muß als Tier behandelt werden,
ans eine Art Wortspiel. Tie ^onveränität fetzt
Regicrungsfvrin: so daß rige,!tlicl! nnr die Regie»
rnng souverän ist ii»d n,e das Volt. Es ist
damit, wie mit der Berübmtheit. Ter eiu^elue
für filh allein ist nie berülnnt, weil er es dnrch
andere wird, aber er tan,, sich berülnnt wachen,
und dann ist er es. 2o ist das Volt nie son>
der es aber »ur ist, weil man ihn dazu ge-
inacht hat.
Es ist lächerlich, wenn wan behauptet: der
Mensch sei von der 'liatur znni gesellschaftlichen
Zustande bestimmt. Wenn die Natur das ge-
wollt, so hätte sie uns als Teilwefen gebildet,
mit einzelnen ^ähigteiten und «rasten, ans
deren Vereinigung erst ein Znstaud der Fort-
dauer und des Genusses möglich wäre, Tas
hat fic aber »icht geta», fonder» jeder Menfch
sieht als ein Ga,,-,es da, mit allen Vermöge»
feines Bruders begabt und uur dein Grade
nach verschieden, Jeder Mensch kann als ein
Einzelwesen aristieren. Obige Redensart ,!'t
übelbmipt Unsinn, Nie Natur wi l l alles, was
der Menfch kann.
EZ ist eigentlich lächerlich, vou natürlichen
(angebvrenen, Rechten zu sprechen! Recht ist
nichts anderes, als daß ich in irgend einer
Kraftäußernng von andern nicht gehindert we> ,
den darf. Nie soll nu» zur Natnr i>' "«> "
fchen gehöre», wns »icht in ihm, sondern i,l
ander» liegt?
Huraz fagt sehr richtig: Das Recht entsteht
aus dem Unrecht, Nei Mcnfch bringt nichts
anf die Welt mit, als seine Persönlichkeit; die
ist aber »icht sein Recht, sei» Anfpruch, foudcrn
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik