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Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Seite - 384 -
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VI, Viugraphischcs, bare Volfianismns war. Oft, erinnere ich mich, rief er während der Vorlesung aus: Komm her, o «ant, und widerlege mir diese,i Beweis! Seine notdiirstig Platz machten. Änf sein schematisches Gerüst war er so stolz, daß er den Schülern er» laudte, dasselbe bei Prüfungen in Handschrift vor sich zu haben, wo dann die mit scharfen Anqen Begabten sich die Tcsinitioncn mit Heiner Ettniit dazwischen schrieben. Ich, der ich ein so !ui -,es Gesicht hatte, als der Professor selbst, ent- behrte leider dieses Hilfsmittels, Tas Ganze I'öchst gutmütige, Mann der deutschen Sprache, Ter Professor der Mathematik mochte so übel nicht sein, nur hatte er in einem Jahre sieben Bände eines mathematischen Lehrbuches abzu- handeln, so daß er von einein Lehrsahe auf den andern Mang und wieder ging, ehe man das erste begriffen hatte, und so der hauptnutzen von der Mathematik, die innere Erfahrung von dem ^esen des strengen Veweises, ganz ver- Ter Professor der philosophischen Philologie galt für eine» tüchtigen Mann, nur war er Nocken lns ^iiin Abschreckenden, und so ans seine Übersetzung der tüstulanischcn Untersuchungen v^rseisen, daß er jeden anderen, als den von ihm gebrauchten Ausdruck, mit stummem Kops- schütteln -,urüciwies, Am meisten befriedigte uns der Professor der Geschichte, trotz seiner vollendeten Geckerei, Sein Vortrag war affektiert, aber lebhaft, Ta mir hie Geschichte nüs inciueu Kindeljahren ge- länsig war, so sand ich mich hier am besten zu- recht. Ich erinnere mich sogar, daß er meine Art, die beschichte zu studieren, sämtlichen Mit- schülern als Muster empfahl, da, bei einer Prü- fung über die hnndclswegc der Alten, er aus meinem hernmzeigcn mit den Fingern auf der Schulbank abnahm, daß ich mit Zuhilfenahme d '^r Landkarte studiert hatte, Meine gleicherweise aus Büffon erworbenen Kenntnisse in der Naturgeschichte halfen mir bei dem Professor dieses Faches wenig, da er, als Mitglied der Landwirtgescllschast, hauptsächlich auf die Konfigurationen und Schichten der Erd- oberfläche gestellt war, welche mich nicht inter- essicrte. Von dem Professor der Ästhetik läßt sich nur sagen, daß er das gerade Widerspiel dem Professor der Philosophie sie sich gegenseitig Leider übertrug ich meine Geringschätzung der Professoren auf die von ihnen vorgetragenen Wissenschaften, und lernte im eisten Halbjahre, im strengsten Sinne des Wortes, gar nichts, was um so unbegreiflicher ist, da nach der damaligen Studieuciurichtnng man am Schlüsse des Halb- jahres eine mehr oder weniger strenge Pl'üsiiüg wiifztc und des Lateinischen mächtig genug sei, um der Philologie zn genügen, besonders da ,>!, den Inhalt der tnslulamschen Untersuchungen so unbedeutend faud, daß ich gar nicht begriji, die Mühe geben miigeu, das alles niedcrzu' schreiben, Tie Geomei!^' linderte mich geradezu >in, besondere durch ihre Mißbandlung d,-> >" stalt, wo denn Linien ins Willtui>>>>>>- ^'Nängert, verschiedenes als gleich gej'eiU n,,d die rein» lichsten «reise durch hii!ein>,,'^n!,!>>'!>' Dreiecke mich auch auf das Villardspiel, zu dem mich ein Verwandter von gleichem Alter an- oder wohl gar verleitete. Na wir t>>'ide wl'msi Geld I,a!t,,,, iibtcn wir nns in der hinteistube eines Kassee- Imnses, welche so finster war, das; wir mehrere Minulen brauchten, um uur das Billard und die Bälle unterscheiden zu können Zugleich hatte sich schon in den letzten Gym» nasialjahren meiner eine unersättliche Lust zur Nomancnleltürc bemächtigt, und ich, der ich in meiner Knnbenze^t nnr gnte Bücher gelesen hatte, verschlang nun Tpiesi, «ramer und Lajo,!' taine mit eigentlicher '^nt. Ich erinnere mich, in Sommernächten bei Licht bis ,;nm Morgen und nach Aufgang der Sonne, ohne Schlaf, bei der Tageshelle weiter gelesen zu haben, und so oft ich jetzt ein chemisches Feuerzeug zur Hand nehme, überkömmt mich ein Tnnlgesny!, w,', -, ich der Zeit gedenke, wo ich bei Nacht mich stundenlang fruchtlos abmühte, mir mit Stahl und Stein Licht zu verschaffen. Meine eigene,! schongeistigen hervorbrin» gnngen hatten in meinem Vater ein großes Hindernis gefunden: so oft ich ihm ein Gedicht, meine Arbeit, oder Ähnliches zeigte, konnte er anfangs eine gewisse Frende nicht verbergen, die aber bald in immer heftiger werdende Kritik überging, deren Schluß immer die stehende Phrafe war, „ich würde noch auf dem Miste krc« Pieren". Tns hing wahrscheinlich so zusammen: d,ner der Vrüdcr meiner Mutter, eiu liebens» würdiger und anstelliger Mann, hatte, ohne eigentliches Talent, sich eben auch mit poetischen Bestrebungen abgegeben. Er machte Gedichte, übersetzte Theaterstücke aus dem Französischen, wobei eben äußerst wenig herauskam, Ja, er vernachlässigte darüber die eigeutlichen Not- wendigkeiten, nnd nur ein eigener Glücksstern, verbunden mit einer großen Gewandtheit, mach- ten, daß er sich doch immer über dem Wasser erhielt und uach unzähligen Vestimmungs- wechseln sich in Ansehcu und guten Vermögens- ninständen befand. Mein Vater mochte mir lein größeres Talent bei einem vielleicht minderen Glücksstern und gewiß geringerer Anstelligteit
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Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Titel
Grillparzers sämtliche Werke
Untertitel
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Band
II
Herausgeber
Rudolf von Gottschall
Verlag
Hansa-Verlag
Ort
Hamburg
Datum
1906
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.2 x 15.9 cm
Seiten
552
Schlagwörter
Dramatik, Literatur, Gedichte
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
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