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Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Seite - 393 -
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VI, Biographisches. getroffen; ging aber das Wild durch, so wendete fttl, der alte Herr zornig zu sciueu Leibjägcr um und sagle^ ^,'el! Da ich nuu selbst infolge meiner Kurzsichtigkeit schlecht schoß, bei dem jnngeu Grafen aber froh sein mnsüe, nicht selbst sür einen Hasen oder ein Rebhuhn gehalten zu werden, so gehörte die ganze Jagdbeute gewöhn- lich den, ^aiipt des Hauses, und er war stolz >',,,! ieiue >!unst, ^denso tonnie er, obivo!,! er seit dreißig Hainen alliälnlicl, secl,-^ Monate iu Mähren zu- dracine, nicht ein Wort böhmisch, Daß die Banern nicht deutsch uud nicht französisch ver- standen, wnßte er, in jeder anderen Sprache aber prmendieite er, verstanden zu werden, Be- smidrro freigebig unir er niit lateinischen Aus- drüsleu uud ärgerte sich, wenu die Bauern nicht So vergiug die schöne Jahreszeit, und wir kehrten iu die 3tadt zurück. Ich weist nicltt, N'lir eo ^parjamleit, oder n>ar mau mit mir so Unfriede», es erschien noch imnier lein Hofmeister, ^>>ir ward da^ Verhält,ns uulcidlich, Nicht allein, daß meine Verbindung mit Älüuütter vor allem dadurch, daß ich iu meinem einund» z>l'auzigsteu Jahre durch gesetztes Betrage» eiu Muster uud Beispiel sür meinen Zögling sein Meiuen Vorstellungen wurde entgegengesetzt, daß mau einen Hofmeister suche, aber noch immer leiucu gefunden habe. Es war die traurigste Zeit meines Lebens, hat die übelste Wirkung auf meine Stimmung und Iugendentwickcluug ge- InU't, und uur die Lage und driugendcu Nitteu Nnn verwirren fich, >r>ahrfcheinlicl, durch die Langweiligkeit der Sache, meine Erinnerungen, deidldeier Praktikant bei der wiener Hofbibliu- >>,e! eintrat, zugleich aber uuch immer im Hanse deo >'>rafen hofnieisterte. Wie ich das vereinigte, Sommer demselben Jahres mit der Familie wieder nach Mahren gehen konnte; wahrschcin- bibliothcl ihucu nach, und der Onkel machte in- zwischen seldst den Hofmeister, Ich finde mich w^der mit ihnen auf einem Jagdschlösse im waldigieu Teile des Hrndischcr Kreises, Vs war ni der Mitte eines Fasau- und Wildgarteus auf einer zieniliciieu Äi,I,öhe ciusam gelegen, wunder- Zug nach ^ioctan, der lluiel^ang de7' frauzösi- d^l,!,>'e,i Freude, nm der ioir alle, ich auch, die gehäuften Greuel verualnuen. Jetzt hatte sich ilsierreiä, iu die Verhandlungen gemifcht, uud mau zweifelte uicht, daß es teil an dem ,^ r,e>ie >',eqen Napoleon nehmeu werde, Naß in diesem Falle die Franzofen in Böhmen eiu brechen- und darin weiter vordringen würden, als uns irgend lieb war, war uns nach frühereu waren immer zur Flucht bereit; ja vielleicht hatte der Graf nur darum sein Schloß Lukow, nahe der ungarischen Grenze, zum Ausenthalt' an, gestört zu werden. So felilte es iu uuserein Schlosse, wo sonst alles in Überfluß war, all- gemach an Kolonialartikeln, Ta bestimmte ker alte Onkel, sein Neffe sollte statt des Kaffees täglich eine Milchspeise frühstücken. Mir wurde den gewohnten Kaffee, solange der Vorrat währte, wie früher zu trinken. Ich entschied mich für ersteres aus Rücksicht für die alten Leute, Diese Milchspeisen beschwerten mir wcihr- meiner späteren Krankheit, Unser Schloß lag, wie gesagt, ganz einsam, und die nächste Kirche, eiu Wallfahrtsort, Maria beguügtcu uus mit der Sountagsaudacht. Au einem folcheu Souutag hing der Himmel voll einen ungeheuern^ wohlverfchlosscuen Wagen einzusteigen, als der Onkel hinzukam und mir anlag, ihn uicht allein fahren zu lafseu. Er war anders, als auf einem niederen Wurstwagen mit zwei alten Schimmeln, die er selbst leitete, Dabei war ich fast inimer sein Begleiter, dem und Peitsche anvertraute. Auch soust ging es so langsam, daß iu solchen Momenten die Pferde stehen blieben und sogar an den Rainen des Weges grafetcn. Die Fürstin, die mich licb hatte, protestierte, er aber verfprach diesmal 5e>i ^ttummelu „eiwas ins Ohr zu sagcu" u,.d mich noch vor dem Regen nach Maria Stip zu bringen, Ich gab nach, uud wir fuhren ab. Wir hatten längst den Wagen der Fürstin aus den Augen verloren uud befanden uns etwa auf der Hälfte des Weges, als der Regen in Strömen herabgoß. Als wir, bis auf die Haut durchnäßt, iu Maria Stift autameu, war mein erster Gang nach den beiden einzigen Häuferu, die sich uebst der Kirche da befanden, dem Hause des Geistlichen und des Kirchendieners, um Wäsche zu wechseln uud im Notfalle selbst eine Kutte des Geistlichen anzuziehen. Wir hatte» schloffen uud die Bewohner in der Kirche, Mir blieb nichts übrig, als anch hineinzugehen, wo mich denn schon ein empfindlicher Frost an- wandelte. Des nächsten Morgens erwachte ich in einem hitzigen Fieber mit Phantasien und allein Zugehür, Da war nun Not an Manu.
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Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Titel
Grillparzers sämtliche Werke
Untertitel
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Band
II
Herausgeber
Rudolf von Gottschall
Verlag
Hansa-Verlag
Ort
Hamburg
Datum
1906
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.2 x 15.9 cm
Seiten
552
Schlagwörter
Dramatik, Literatur, Gedichte
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
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