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VI, Biographisches.
lich mit einige,l Lankslenten inachte, die ich
schon in ^!om getroffen u,,d mit denen ich eine
daß, wie in Rom die Malaria, fo in Neapel
die , i^Ne und der Telnrotlo mir ge,valtig zu-
se!U>',, 0,,! dlniisilicr Ä>',t, den ich zu Rate zog
erklärte bei der vorgerückten Jahreszeit die Be-
schwerlichkeit einer Reise in Sizilien als gerade-
zu verderblich für mich. Ich begleitete daher
meine Landslente mit schwerem herzen bis zum
Schiff nnd blieb selbst in Neapel zurück.
Ich habe vorher gesagt, daß Graf Wnrm-
brand keine Nebenabsicht in bezug anf mich
gehabt habe, muß aber den, zn,n Teil wider
sprechen, nnr >var es eine änsirrst U'ol,l,vollende,
nach seiner. Meinung auf meinen Nutze,! ge-
richtete Nebenabficht, Er zeigte nämlich ein
immerwährendes Vcstrebcn, mich in die Nähe
seiner Gebieterin, der Kaiserin von Osterreiä»,
zu bringen, Er saqte ,nir ,viederholt nnd ofl-
Nie Kaiserin ivird morgen da oder dorthin
loninien, geben Sie eben dahin, ich weis;, daß
es il,r nngenehin sein wird, mit Ilmen ',>>>
snwmenzntommen. Nun lag es aber gar nicht
in meinen Wünschen, in irgend ein Verliältnis
zum ,^oie 'u toniinen, ?ie Kaiserin, eine der
vortrefflichsten nnd gebildeisten Frauen, war
zugleich wegen der strenge ihrer religiösen
Ub^r',engungen bekannt, indes meine eigene Re-
ligiosität sich nicht sehr iu den kirchlichen Formen
bewegte, Jede Annäbernng oder irgend nno-
gesprochene ^ninsi l,atte mir bei meinen künfti-
gen Arbeiten die Rücksicht aufgedrungen, ob ich
damit nicht gegen die Ansichten l,ol,er X'önner
verstieße. Zugleich hatte sich im Gefolge des
Kaifers die Meinung verbreitet, ich "würde
Selretär der Kaiserin werden, ia ich sei es
vielleicht schon gar, Nnn versah aber dieses
Sekretariat mit Vernn brmig seinem Einkommens
mein nächster Verwandter nnd damaliger bester
Freund, Ich hätte daher vor allem diesen
ausstechen müsse», was mir natürlich so fern
als möglich lag. Auf alle Aufforderungen des
Grafen Wninilnaiid wiederlioltc ich daher
immer- Wenn die Kaiserin mich e,i
svrächeö würdigen will, braucht sie mir nur
Tag und stunde zn bestimmen, mich aber auf-
zudringen oder durch eine >>intcrtüre einer
solchcu Ehre teilhaftig zu werden, widerspricht
nieinen Grundsätzen, So habe ich die hohe
svran, alc- deren einstiger Sekretär ich iu de»
Konversaiion^erila erschien, während der
ganzen Neise nicht ein einziges Mal anch nnr
geselien, Begegnet einmal, aber auch da uicht
gesehen. Ich inachte nämlich mit meinen Lands-
lenten und projektierte,, si,^ilianijchen Reisege
fährten eine Lrtnrfion nach dem Vesuu, der
dem österreichischen Hofe die Ehre antat, einen
seiner beträchtlichen Ausbrüche zum besten zu
geben. Nach einem lustigen und luxuriösen , Mittagmnhle in Portici, es gehörte nämlich znr
Gesellschaft ein junger Fürst Esterhazn und eiu
Graf Karoly niit il,reu Begleitern uebst dem
znsanimenhiug; alfo nach Tische, nielir als heiter
gestiuimt, machten wir uns zu Efel auf den
Weg, um bei einbrechender Nacht die Spil.e
es durch Stockfchläge iu Trott zu bringen, wn
lief. In der Nähe der Eiuficdlcrwohuung
kommt uus eine Kavalkade Uou ciuigen ver<
schlciertcu Tamen ,nit Begleitung entgegen.
es die Kaiserin von Österreich sei, Ich suchte
nun vor allem mciueu daliinstürmcnden Esel
znm Stehen oder weuigsteus aus der Mitte
des Weges zu bringe», ,welchcs letztere mir
Weg mit dem Kopf nach außen stellte, fo daß
vorüberrcitcn mnßle uud ich uur den Hut
,, fic aber uicht sehen tonnte, Anch Fürst
Metternich crnuev n:ir die Ehre, mich zu Tische
zu ladeu. Ich crwäliue dies uur um eines
dabei vorkomme,iden merlwürdigen Umstaudes
lvilleu, Tcr Fürst war liebenswürdig wie
immer, uach Tische beim Kaffee aber rezitierte
bekannten vierten Gefang von Lord Bhrons
Ehilde harold in englischer Sprache von An-
fang bis zu Eude, wobei ihm »nr sciue an-
wesende Tochter, die seitdem verstorbene Gräfiü
Joseph Esterhazy, eben auch aus dem Gedächt-
nisse, bei einzelnen Anstanden soufflierte. Es
war außer der Gräfiu Estcrhazy uur ihr nun-
mehr auch verstorbener Gemahl und Noktoi
Wahrheit meiner Angabe bezeugen kann.
Nach Vereitelung meiner Projekte nach
Sizilien, schickte ich mich znr Abreise von Neapel
an, da, als ich eines Abends in unsere Wohnung
im «zloerzo real« zurückkehre, finde ich den Platz
vor dem hause mit Menschen bedeckt. Ich
frage nnd erfahre, daß der Überslhofmcister
der Kaiserin von Österreich, der seinen ,<?of anf
das englifche Admiralfchiff im Hafen begleitet
hatte, indem er einen durch die Schiffoluckeu
reiche,iden lackierten Luftfchlauch für einen Masi-
dcu untersten Schiffsraum hinabgestürzt nnd
nur durch die Reibung der Wäude des
Schlauches vor völliger Zerschmetterung be-
wahrt wordeu sei, 'Schwer beschädigt, habe
man ihn eben in seine Wohnung gebracht. Ich
eile hinauf, fiude deu Grafen unter den Händen
der italienifchcu Wundärzte, wo er mir dann,
traurig, aber uicht kleinmütig, die .vand reicht
und, als ehemaliger Militär, von der Sache
als einer wenig bedeutenden fpricht, Tie künig»
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik