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414 VI , Piograplnjclies,
macht, ich kann es nicht sagen, denn wir haben
mochte es den ansgeicichueteu Mann, dem >>>'
fu uieles verdankte, verdrossen l>abeu, das; ich
i!,N! meiue Stücke als fertige und abg>°>
zur Auofüln'uug übergab, ohne sie vorlier seiner
ilritil zn unterziehen. Ich hätte nun aller«
(nuzelue gleichgültig geivese,, wären, ich wnßle
aber aus Crsahruug, daß feine cieZicloiÄt» auf
das Iuucre uud das Weseu der stücke gingen,
und das wollte ich mir rein erhalten, auf die
Gefahr, einen Fehlgriff getan zu babeu. Aus
demselben Uuabhängigkcitsgefnhle bin ich allen
literarifckien iloterien fern geblieben, Nie hat
ein Journalist uder eine ^c'lebrität von mir
und fpäler igiwriert, was ich mit hochmütiger
Schadenfreude hinuahm, obgleich es »,ir fpäler
die Lust au der >>ervorbr,!iguug uertümmerte,
Ich trage hier nur ,wch uach, das; ich bei der
obeu erwälniten Veriuenguug des Nomautische»
mit deni >llasfischeu uichl eiue läppische Nacli-
äfferei Sha!esveares oder eines sonnigen
Tichters der Mille>',eit iui ^iune halle, sondern
die möglichste. Unterschcidnng von «olcl,,^ und
Griechenland, welcher llulerfcbied die »^,,ud
läge der Tragik in diese,» Quicke ausuiach^,
N'eshalb auch der freie Vero und der Fambus,
mir liirzlill, widerfalireuen llnbilden nnr vcr
stärkt schien, Tie Nolle der .^^ edea gehörle
der Schröder, Taf; ich aber wäbrcnd der Är
beit aus sie gedacht oder, wie mau sich ans
zndrnrlen Pflegt, die Noüe für sie geschrieben,
zeigt sich schon dadurch als lächerlich, weil ich
mich iu diesem Falle gehütet habeu wurde, >,,
deu beiden Vorstücken die junge und schöne
Medea oorznführeu, indes die Schröder sich
dem fünfzigste» Ialne näherte und nie hübsch
gewesen war, Für die Nulle der Amme brauchte
ich eine Persönlichkeit, in Organ und sousiigem
Vogel, die auch recht gut spielte, Tie lielle
ssrcusa paßte für Madame, Löwe, die, ubfchon
iu gleichen! Alter mit der Schröder, doch noch
Neste cincr uunerwüstlichen Schönheit bewahrte.
Ich habe überhanvt immer viel auf das Ver-
hältnis der Figuren und die Vildlichleit der
Tarstelluug gehalten- das Talent seple ich als
Schuldigkeit voraus, nber das Physisch Zu- samniensü»,inende nud >>l.'n!ras!iereude lag »nr
lani mir inein in der Fngeud geübtes
zuui ^,ei>lme,,, soi.'ie füe die Verjlillaiio,, ,ne,n
musilalisllie-ö i?br znslatien. >^!> l^ al'e uiul!
uie mit der Hietrit abgegebe,,.
Auch die übrige» Nolle,, ivare» g»>
und das ^liick ging mit würdiger ?!,,,!,,,,,!,,,>
in die ^>,!>' _^ >,!!l> ,>, " . . l ^ , ,^'l>, Tic
Wirl>,ug n>ar, vielleicltt inil !>!eä>t, ei,,e
i,l'rige» deuisllie» Theater gaben überhaupt uur
die dritte Abteiluug, >ve,! sick, i,l>e>
Echauspieleriu faud, die siä> der Medea für
geivachsen hielt, Tiese Meoea ist d,l
meiner Slücle, welches eiueu Hdeg ans die uichl>
österreicl'ischeu BiUnie» »uferen deulseln >> Valer»
Forlschriltc mir lächerlicl, niareu, vor alle,»
nber, daß ein !danplbesta»dte,! der >t»nst, die,
Pliantafie, auS deu (iufeberu, Schauspielern u»d
Schriflsiellrru sich iunuer mel>r zu verliere,i
aufiug, eiu Abgang, de» ma» durch dollriunre,
spelulaliue u,id demagogische Beimischuuge» z,i
erseNeu sucl,te' diese Verl'än»isse habeu die
Ä^irtuuge,! meiner späteren 2tücke auf die ösle»
reichischeu Laude beschräult,
>^>l! ljabe i,u»ier viel auf das Urteil des
Publüums gehalten. Über die >lou',eptio» fei>,eS
Glückes muß der dramansche Tia>ter mit sich
selbst zu :>late gclieu^ ob er aber mit der
Äussülirnug die allgemeine Menschennanir ge^
trussen, darüber rann ihn nnr das Publikum
präfeulaut diefer Meuselieunatur be-
lebreu. Tas Publiknui ist teiu ^nchler, soudein
eine I»>>>, es spricht sei» Veeditt als ^»efaüeu
fallen aus. Nichl < !^eseNtnude, sondern
üni'ifaugeuheit und ?iatürlicl,leit macheu seinen
Rechloauspruch ans. Von dieser '^atii!^
die im nördlichen Teutschland dnrch falsche
Bildung uud Nachbeterei sehr iu deu Hinter-
grund 'gelreteu ist, hat sich in ^sterr.
großer Nest erhalte,,, verinmdeu ,uit einer (imp-
säuglichteit, die bei gel,origer Leitung durch
den Tichter bis zum Verstäudnis iu ung!a»I>°
lichem l^rad gehobcu werdeu lau», ^
fallen ei»es solchen Pnblitnuis beweist wenig,
denn cs luill Uor allein unterhalten sein, sein
Mißfallen ist aber im höchste,, !>',^ ,e>e. belrhreud,
Tiesiual begnügte es sich mit einem Luecö»
Tiese Achtung oder wohl gar Vorliebe für
den Tichler zeigle sich aber sehr wenig praktisch.
Meine drei Tranerfpiele, da fie zwei Theater-
abende ansfi.llten, füllten niir als zwei Stücke
honoriert werden, Ta ertlärte nnu ^>raf
Stadion fchon vor der Auffübrung, mir die,
eine der beiden Hälften auf die gewöhnliche
Art honorieren zu" lassen, für die zweite wolle
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik