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Aber unleugbar ist das Streben nach diesem Ziele da und die Beschränkung des Verkehrs
wie die Klage über Unterkunft und Verpflegung wird mit jedem Jahre geringer.
Lassen wir die einzelnen Partien unseres Gebietes nach der oben versuchten Gliederung
an nns vorüberziehen und bezeichnen wir flüchtig, so weit der Raum es zuläßt, die Merk-
male, die zu ihrer Veranschaulichung dienen uud sie uns werth mache».
An der Ostseite des Höhenrückens, der vom Schneeberg in nördlicher Richtung zum
Unterberge hinzieht, sammeln sich in länger und kürzer gewundenen Thalsurchen die
Quellbäche der Piesting, die in ihrem weiteren Laufe abwechselnd auch Kalter Gaug
geuauut wird. Der Unterberg, 1.341 Meter hoch und einer der lohnendsten Aussichts-
pnnkte, bietet einen überraschenden Einblick in diese fächerartig verlaufenden Thäler. Die
Gegend, wo sie zusammentreffen, ist durch ihre» Naturreiz wie durch ihre geschichtliche
Bedeutung eine der merkwürdigsten im Lande. Gutenstein, nach 1186 Besitz der
babenbergischen Landesfürsten, von denen der vorletzte, Leopold VI., wahrscheinlich das
Schloß erbaut hat, ist während der Zeit der ersten Habsburger als Lieblingssitz und
Sterbeort (1330) Friedrich des Schönen bekannt worden, jenes Friedrich, der gegen
Ludwig den Baier den fruchtlosen Kampf um die deutsche Krone gekämpft, die Gefangen-
schaft auf Transnitz ertragen und — die Karthause zu Mauerbach gestiftet hat. Das alte
Schloß, auf einen Felskogl Hingebant, heute eine malerische Ruine nnd das neuere im
Wiesengrunde des Thales, mit schönen Gartenanlagen ausgestattet, sind Besitz des gräflichen
Hanfes Hoyos.
Im weiteren Verlans des Piestingthales, auf dessen beiderseitigen Lehnen die
Schwarzführe der herrschende Baum ist, wechseln uralte Ansiedlnngen mit der Neuzeit
angehörigeu Judustriewerkeu. Zu deu ersteren gehört der Markt Pernitz mit seinem ans
frühester Zeit anklingenden slavischen Namen, dann Waldegg, Wopfing, die beiden
Dörfer Piesting und Wölkersdorf, der Geburtsort des Sängers Staudigl, wo das
Thal in die Neustädter Ebene ausläuft; zu den letzteren insbesondere die Fabriksgebäude
für Metallwaaren in der Öd. Das interessanteste Landschaftsbild im Thale ist aber die
Ruine des Schlosses Starhemberg, eine der größten im Lande und an geschichtlicher
Bedeutung hervorragend. Ein bezeichnendes Gegenstück zu ihr bietet das nahe, von Theophil
Hansen für den Erzherzog Leopold erbaute und mit allen Kunstmitteln der Gegenwart
ausgestattete Schloß Hernstein, zu welchem man anf einer bequemen Straße über die
Höhe der linkfeitigen Thallehne gelangt. Unter den Seitenthälern der Piesting verdient
das in der Öd auslaufende Miesenbachthal eine besondere Aufmerksamkeit wegen der
Fülle landschaftlicher Einzelschönheiten, die es enthielt nnd, wenn die Waldverwüstung nicht
Fortschritte gemacht hat, noch enthält. Das Thal ist die Geburtsstätte unseres Landschafters
Fr. Gauermann, wo er die schönsten Studien geholt hat.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317