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und gegen Wiener Neustadt langsam wieder abfällt, während Neunkirchen wieder um
beiläufig 95 Meter, Glogguitz schou um nahezu 190 Meter höher liegt als Wiener-Neustadt.
Diese eigenthümlichen, dem Auge weuig auffallenden Niveaudifferenzen sind durch zwei
große Schuttkegel hervorgerufen, die einerseits aus dem Thale derPiesting, anderseits
aus jenem der Schwarza herauskommen. Der Transport dieser unglaublichen Massen
von Schotter geschah hauptsächlich währeud der auf die Tertiärzeit folgenden Dilnvial-
epoche, welche das Steinfeld von Wiener-Neustadt mit einer mächtigen Decke von
Geröllen überschüttete. Währeud aber hier der Zerstörung die Verwüstung folgte, ist an
anderen Stellen aus der Zersetzung und Zerreibung des Gebirges fruchtbares Material?
entstanden, der Diluviallehm oder Löß, welcher, durch Wasser uud Wind fortgetragen,
auf weite Strecken hin den Boden in einen reichgesegneten verwandelte. Ein Theil unserer
Hauptstadt, sowie alle westlich gelegenen Vororte stehen auf Lößboden uud das Marchfeld
Das kaiserliche Schloß Laxenburg.
verdankt ihm seine Fruchtbarkeit. Nicht selten finden sich in dem diluvialen Schotter
abgerollt und geglättet, die Versteinerungen der Tertiärablagernngeu eingestreut; dieser
Umstand gilt aber als Beweis, daß auch die letzteren nach ihrer Entstehung abermals
zerstört und ihr Materiale sammt den organischen Einschlüssen durch Eis und Wasser
an anderen Stellen abgesetzt wurde.
Auf diluvialem Boden steht gerade gegenüber dem Eichkogel das Kaiserschloß
Laxenburg mit seiner reizenden alten Burg inmitten spiegelglatten, grünen Wassers.
Mit seinen uralten Bäumen, Hainen und träumerischen Büschen und Hecken gleicht es von
ferne einer Oase in den gleichförmig und eintönig dasselbe einschließenden Feldern. Unweit
davon liegt eine zweite Oase, die aus Ulmen- und Eichenbeständen gebildete Fasanerie,
die Gnnt ramsdorser Au. Zwischen ihren Durchschlägen genießt man einen reizenden
Ausblick anf das Randgebirge vom Schneeberg und der Hohen Wand an bis zum Kahleu-
nnd Leopoldsberg. Traulich gelegene Forsthäuschen beleben diese eigenthümlich einsamen
und doch anheimelnden Landschaftsbilder, wie das von hohe» Linden flankirte Forsthaus
Weida». Den Hintergrund deckt eine Coulisse vou üppigen Weiden nnd Ulmen und zur
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317