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Überschwemmungen sehr ausgesetztes Gebiet, dessen Boden infolge der Umklammerung
dnrch die Donau einerseits und die Fischa anderseits Winter und Sommer durchweicht
und sehr häufig stellenweise überflutet wird, daher einer Wasserpflanzen-, Rohr- und
Schilfentwickelung in malerischer Weise Gelegenheit zur Entfaltung bietet. Silber-,
Purpur- und Nachtreiher suchen alljährlich diese günstigen Plätze ans nnd in der Fischa
Hausen Enten und Taucher in reicher Menge.
Nach dem Hirschensprung folgen noch einige kleine dicht mit Bäumen besetzte Inseln;
ober denselben am hohen Plateaurand liegt der sehr alte Ort Maria-Ellend, dahinter, doch
durch Felder getrennt, breitet sich auf sanft ansteigenden Lehnen der große Eilender Wald,
ein schöner Eichenbestand, ans. Östlich von Maria-Ellend sind auch am rechten Ufer die
Auen für ein kurzes Stück unterbrochen nnd steile, gelbbraune Lehmwände fallen bis an
die Donau ab; an denselben ist das kleine Dorf Kroatisch-Haslau aufgebaut — die einzige
kroatische Niederlassung am rechten Donau-User. Die ersten Ansiedler kamen in der zweiten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts aus ihrer von den Türken schwer geschädigten Heimat.
Der für den Forscher und Naturfreund interessanteste Theil unseres Gebietes sind
unstreitig die großen Inseln oder Haufen, die zwischen der Lobau und den Albern-
Mannswörther Auen beginnen und bis hinab gegenüber von Fischamend einerseits und
Schönau anderseits reichen. Zoologisch sowie auch botanisch bietet diese kleine in sich
abgeschlossene Welt so viel des Wechselvollen und Lehrreichen, daß viel mehr Raum
nöthig wäre, um nur halbwegs eingehend diesen reichen Stoff zu behandeln; hier sei nur
ein kurzer Überblick gestattet.
Die ganzen Inseln sind in malerischester Abwechslung ein Gemenge von hoch-
stämmigen herrlichen Beständen, dichten Stangenhölzern mit wild überwucherndem Unter-
wuchs, undurchdringlichen Dickungen, von Lianengewächsen verbundenen Bäumen, kleinen
Wiesen, weiteu über mannshohen Schilf- und Rohrwänden, hohen brüchigen Lehmufern,
sandigen Flächen, lehmig-feuchten Stellen, Sumpf- und Riedgründen, weiten Schotter-
bänken, breiten Wasserarmen, kleinen bachartigen Rinnsalen, qnellenförmig aufsprudelnden
Lacken, mit breitblätterigen Wasserblumen überdeckten Tümpeln und mit Weidenanflug
überzogenen Dünen — dies Alles mischt sich untereinander in bnnter Unordnung und
gibt ein Bild urwüchsiger Wilduiß, das gewiß Niemand in unmittelbarer Nähe einer
Weltstadt vermuthen würde.
Der Strom und alle seine Arme schaffen durch reiche Niederschläge eine jahraus
jahrein feuchte Luft, welche, wie auch die Thätigkeit des Süßwassers, die erstaunliche
Üppigkeit und Mannigfaltigkeit der Vegetation, der auch der Reichthum der Thierwelt
entspricht, erklärt. Die Jnsecten, insbesondere die Gelsen, werden in der warmen Jahreszeit
zu einer wahren Plage nnd es gibt heiße Abende, an denen ein Eindringen in manche von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317