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In der auch fürsorglich bedachteil Industrie lebte besonders die alte Eisenindustrie
der „Eisenwurzen" wieder auf, indem Josef II. die seit dem XVI. Jahrhundert bestehende
allen Fortschritt hemmende „Eisenwidmung" aufhob, derzufolge alle dort erzeugten Eisen-
waaren mir an die Eisenhändler in Purgstall und Scheibbs verkauft werden durften, die
dann die Eisenarbeiter mit Eisen und Lebensmitteln auf Abrechnung versahen.
Josefs Bruder, Kaiser Leopold II., war während seiner kurzen Regierungszeit
ernstlich bestrebt, Alles zu beseitigen, wodurch oft mehrhundertjährige Rechte verletzt waren.
So befahl er, den österreichischen Erzherzogshut nach seiner Huldigung am 6. April 1790
wieder ins Stift Klosterneuburg zurückzubringen, von wo ihn Kaiser Josef hatte wegführen
lassen. Er stellte die bereits aufgehobene Babenbergerstiftung Lilieufeld wieder her und
erneuerte dem Prälaten von Melk das von uralten Zeiten her stammende Recht eines
Primas des niederösterreichischen Prälatenstandes.
Leopolds Nachfolger, Kaiser Franz, war es nicht beschieden, im Frieden eine große
Cnltnranfgabe zu erfüllen. Auch Niederösterreich wurde von den Kriegsstürmen, wie sie
damals über Europa zogen, wiederholt durchbraust und durch feindliche Invasionen
Napoleonischer Heeresmassen bis ins innerste Lebensmark schwer geschädigt.
Niederösterreich war einer französischen Invasion zum ersten Male preisgegeben,
als nach der blutigen Schlacht bei Hohenlinden (3. December 1800) Erzherzog Johann
mit seinen Truppen sich nach Österreich zurückziehen mußte uud Marschall Moreau ihm auf
dem Fuße folgte. Der Feind war von Südwesten her eingedrungen und hatte Waidhofen
au der Dbbs, Seitenstetten, Scheibbs, Gaming und Linz überflutet, welches ganze Gebiet er
auf Grund des Waffenstillstandes zu Steyr (25. December 1800) mit der Demarcatious-
liuie des Flusses Erlas bis zum Luneviller Frieden (9. Februar 1801) besetzt hielt. Wie
drückend das Joch dieser Fremdherrschaft gewesen, zeigte sich so recht, als wieder der Friede
eingekehrt war und alle Kräfte sich zu sammeln und zu beleben anfingen. Hier ging jetzt
auch insoferne eine Veränderung vor sich, als durch den Reichsdepntations-Hauptschluß
(1803) das baierische Bisthum Freisingen säcnlarisirt und seine hiesigen Besitzungen, die
Herrschaft Waidhofen an der Ibbs und die Ämter Göstling und Hollenstein in Staats-
herrschaften verwandelt wurden.
Nach der Kapitulation von Ulm (20. October 1805) erschienen die Franzosen
neuerlich an der Westgrenze von Niederösterreich. Die Marschälle Davonst und Bernadotte
richteten ihre Märsche ius Gebirge, und wieder war es die Gegend um Waidhofen an
der Dbbs (vom Sonntagberg bis Ibbsitz hinein), welche den Übermuth der Franzosen
zuerst schwer zu fühlen hatte. Der österreichische General Merveldt, der von Reifling
her die Straße nach Annaberg und Maria-Zell gewinnen wollte, wurde durch eine
feindliche Abtheilung bei Neuhaus geschlagen. Inzwischen war Marschall Lannes längs
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317