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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Seite - 184 -
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184 natürlichen Anstände eine Art Anstelligkeit zu verbinden, welche das ihrem Stande anhaftende Linkische oft kaum bemerken läßt. Der Gebirgsbewohner ist mehr in sich gekehrt, der Bauer auf dem Flachlaude geweckter, beweglicher, der Weinbauer heißblütiger und im Ganzen von derberer Natur, in einem Punkte aber stimmen sie alle überein, in der Art nämlich, dein Fremden zu begegnen. Wen der Bauer nicht näher kennt, dem erschließt er sich nicht sofort, er verhält sich vielmehr anfangs zuwartend, beobachtend, doch muß man dahinter ja nicht sogleich berechnete Abgemessenheit oder gar Verschlagenheit vermuthen, sondern man darf zumeist richtiger bedächtiges Wesen, natürliche Klugheit und gewiß auch oft bescheidene Zurück- haltung, ja sogar Schüchternheit als Grund solchen Benehmens voraussetzen. Weiß unser Landmann einmal, mit wem er es zu thun hat, und hat er Zutrauen gefaßt, so geht er aus sich heraus, und bald liegt sein ganzes biederes, treuherziges Wesen offen da. Er wird dann auch eine andere an ihm so oft und mit Recht gerühmte Tugend hervorkehren, die Gastfreundlichkeit, welche gerne gibt, ohne Prunk und ohne Schein. Dieser Charakterzug tritt vollends als Nächstenliebe auf, wenn der Mitmensch im Unglück sich befindet; da leistet unser Landvolk wohl oft entschieden mehr, als Christenpflicht vorschreibt. Dem Armen vor der Thüre reicht der Bauer auch in Mißjahren das erbetene Stück Brot, und Nacht- herberge verweigert er nicht leicht dem obdachlosen Fremden. Es gibt mancherlei Gelegenheiten, bei welchen unser Landvolk auch eine überaus heitere Seite hervorkehrt und seinem natürlichen Witz und Humor freien Lauf läßt. Da will man „leben", da „haut" auch unser sonst sparsame Bauer „auf". Man hat wohl deßhalb den Niederösterreicher wiederholt leichtlebig, ja leichtsinnig genannt. Das heißt aber die Ausnahme als Regel hinstellen; nur in Bezug auf den Weinbauer kann man sagen, daß er, nachdem er oft mehrere Jahre hindurch infolge Mißwachses spärlich gelebt hat, in besseren Zeiten mit dem Erworbenen weniger haushälterisch umgeht. Auch die Nähe der Großstadt mag in mancher Hinsicht ungünstig auf die Lebensweise des Landvolkes rückwirken. Die Charakterzüge, welche hier zunächst an unserem Bauernstande hervorgehoben wurden, gelten mehrfach auch vom niederösterreichischen Bürgerstande. Man trifft noch allenthalben wahre Ehren- und Biedermänner, und die Bürgersfrau hat das würdige matronenhafte Wesen von altersher noch in vielen Zügen bewahrt. Im Ganzen betrachtet kann uns aber der Bürgerstand heute nicht mehr wie einst als echter Repräsentant des niederösterreichischen Volksthnmes gelten, denn auf ihn hat der veränderte Zeitgeist, hat namentlich das Fabrikswesen und dessen Rückwirkung auf das Kleingewerbe, auf ihn hat in Tracht und Sitte auch großstädtisches Wesen bereits vielfach umgestaltenden Einfluß geübt. Der Kleiderluxus findet indeß auch bei unserer bäuerlichen, besonders weiblichen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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