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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Seite - 196 -
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196 Am Pa lmsonntag bringen die Bauernbursche, besonders im Gebirge, große „Palm- buschen" auf Stangen zur Weihe in die Kirche. Jeder Bestandtheil an denselben hat seine Bedeutung: der Palmzweig (die Weidenruthe, von der salix capi-ea genommen) soll erinnern an den feierlichen Einzug des Herrn in Jerusalem, das fettgläuzeude „Schradllanb" (Stechpalme, ilex aczuikvUum) soll Hühner, Kühe und Pferde vor dem „Schradl" (Schratt) schützen, der sie oft in der Nacht plagt, die Zweiglein des Segenbaumes oder „Segel- baumes" (richtig Sebenbanmes, juniperus sadina) helfen gegen das Verschreien der Thiere im Stall. Auch Zweige von der Haselstaude, welche ja den Blitzschlag ablenkt, fügt man gerne hinzu. Den rothwangigen Äpfeln, welche an den längsten Ruthen aufgereiht sind und dem „Palmbnfchen" zur besonderen Zier gereichen, soll eine ähnliche bannende Kraft innewohnen. Im oberen Dbbsthal werden zuweilen auch Krenwurzeln (Meerrettig) nnd Salz- stückchen an die Ruthen gesteckt, welchen Dingen man aber so wenig Bedeutung beilegt wie den zum Schmucke dienenden Buchszweiglein, Nieswurzblüten und buntfarbigen Bändern. Dieser Palmbuscheu nun, auch „Palmbesen" genannt, wie ihn der Gebirgler zur Weihe in die Kirche trägt, besteht aus mehreren kleinen Büschlein, welche um das eine Ende einer langen, ja oft allzulangen Stange kreisförmig grnppirt sind und zu Hause losgebunden werden, um sie in den Gemächern des Hauses, in Stall und Scheune, sowie auch auf den Feldern „aufzustecken", zum Schutze uämlich gegen Blitz, Hagelschlag und anderen bösen Schaden. Wenn aber der Bursch (am Wechsel der Großbube) mit dem Palmbnschen heimkommt — und er soll der Erste zu Hause sein —, so überschreitet er nicht die Schwelle, ohne vorher dreimal, und zwar womöglich unbemerkt, um das Gehöfte zu laufen, denn wo dies geschehen ist, können Fuchs und Habicht keine Hühner stehlen. (Besonders im Mbsthal uud dem daran stoßenden Flachlande noch üblich.) Im V. U, W. W. nnd U. M. B. werden zumeist kleinere Palmbnschen aus Weiden- uud Sebenbanmzweigen oder auch nur „Palmzweige" geweiht und häufig von Kindern in die Kirche gebracht, welche dieselben dann in die Häuser tragen und einige Kreuzer dafür bekommen. Wohl in ganz Niederösterreich ist es bei unserem Landvolke Brauch, am Palm- sonntage nach dem Gottesdienst drei „Palmkätzchen" zu verschlucken; fromme Leute bleiben hier und da eigens bis dahin nüchtern. Man glaubt sich dadurch vor Krankheiten und anderen bösen Einflüssen zu schützen; auf Grund dieser Anschauung läßt man auch die Nutzthiere im Stalle drei „Kätzchen" genießen. Allbekannt ist die Meinung, daß während der Palmsonntagspassion verborgene Schätze zu heben seien. Jede Gegend kennt dies- bezügliche Sagen, doch immer steht da der Mensch neckischen, trügerischen Mächten gegen- über und ist zum Schlüsse der Enttäuschte. Erwähnung verdient endlich auch noch der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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