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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Seite - 197 -
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197 „Palmesel". So nennt man, besonders im Ibbsthal, denjenigen, welcher am Palmsonntage zuletzt aufsteht. Der Ausdruck: „aufgeputzt wie ein Palmesel" legt die Vermuthung nahe, daß einst auch in Niederösterreich festliche Umzüge üblich gewesen sind, wobei der Esel nicht gefehlt haben wird. Am Gründonnerstag wandern die Glocken aus und „reisen nach Rom." Während des Glorialäutens soll man sich den Kopf waschen, um vor Kopfleiden aller Art bewahrt zu bleiben. (Ziemlich weit bekannt.) Am Gründonnerstag soll das erste „Grüne" auf den Mittagstisch kommen. Noch jetzt ißt man an manchen Orten an diesem Tage die sogenannte „ Siebenkräntersnppe". Eine große Rolle spielen in der Meinung des Volkes die am Gründonnerstag gelegten Eier, „Antlaß-Eier" genannt, denn dieser Donnerstag heißt auch der „Antlaß- Pfingsttag". (Antlaß soviel wie Nachlassung, da früher am Gründonnerstage die feierliche Lossprechung der öffentlichen Büßer von den Kirchenstrafen stattfand.) So glaubt mau, daß diese Eier, wie auch die Charfreitags-Eier, sich sehr lauge, ja durch das ganze Jahr frisch erhalten. Man läßt sie am Ostersonntag weihen und genießt sie als Präservativmittel gegen „Bruchschaden", sowie Hieb- und Stichwunden. (V. O. W. W., besonders im Gebirge.) Auch den Kühen schlägt man — zur Abwendung der Hexerei — an vielen Orten ein Antlaß-Ei ins Maul. Im V. U. M. B. (z. B. um Retz) streut man die Schalen der geweihten Eier auf den Acker, und wohl fast allgemein ist der Brauch, Antlaß-Eier zur Abwendung des Blitzschlages unter das Dach zu legeu oder auch mit einem der sieben Worte Jesu am Kreuze beschrieben bei Bränden ins Feuer zu werfen, um dem Elemente Einhalt zu thun. Die Kohlen, womit man diese Aufschrift macht, sollen am Laurenzi- oder Johannistage aus der Erde gegraben werden. Am Charfreitag meidet das Volk womöglich jede geräuschvolle Arbeit; selbst Brotbacken und Waschen sieht man an diesem Tage nicht gerne. Manche Bäuerinnen verkaufen iu den drei letzten Tagen der Charwoche weder Milch noch Eier, auch gilt es als ungünstiges Vorzeichen, an dem Tage geboren zu sein, an welchem der Herr durch den Verrath des Judas den Kreuzestod erleiden mußte. Ein interessanter, mit dem wirthschaftlichen Leben zusammenhängender Brauch (Feldcnlt) hat sich im V. O. M. B. (Gmünd) erhalten. Am Charfreitag vor Sonnen- aufgang nämlich gehen die Weibspersonen von den Gehöften an den nächsten Feldrain und machen mit den Händen aus der leeren Schürze die Geberden des Säens. (Vielleicht bringt ulau heute im christlichen Sinne das in die Erde gelegte Samenkorn mit dem im Grabe ruhenden Leichnam des Herrn in Beziehung.) Vom Gründonnerstag bis zum Charsamstag gehen, hauptsächlich in den Ortschaften des Flachlandes, die „Ratschenbnben" mit ihren eigenthümlichen klappernden Instrumenten
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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