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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Seite - 216 -
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216 Während der Christmette kann man auch die Hexen erkennen, wenn man ans einem Schemel sitzt, welcher aus neun verschiedenen Holzarten gemacht ist, oder wenn man durch einen durchlöcherten Span oder Stein oder durch das Astloch eines Sargbrettes schant. Die unheimlichen Wesen haben das Gebetbuch verkehrt vor sich liegen nnd sitzen oder stehen mit dem Rücken gegen den Altar gewendet. Nach der Mette wird in den Familien sogleich eine Fleischsuppe mit Auflage, auch Fleisch eingemacht oder gebraten gegessen. An mehreren Orten im V. O. W. W. ist das „Sankopfbratl" gebräuchlich; in den Gasthäusern ißt man meist Bratwürste. Am Festtage bildet den Schluß der Mahlzeit das Kletzeubrod. Von letzterem bekommen sämmtliche Hausleute je einen Laib oder einen Stritzel nebst Weißbrod; auch setzt man es an vielen Orten in Gasthäusern den Stammgästen vor. Das einfache Bauerukletzeubrod besteht aus gewöhnlichem Brodteig und kleingeschnittenem Dörrobst, namentlich Kletzen (gedörrten Birnen); in Bürgerhäusern mengt man unter den feineren Teig auch Nüsse, Maudelu, Feigen, Rosinen, Citronat und einige edle Gewürze. Auch liebt man es, den Teig mit Branntwein anzufeuchten. Das Kletzenbrod ist in den beiden Vierteln O. und U. M. B., besonders nördlich, und im V. U. W. W. nicht an allen Orten gebräuchlich. Man bäckt dafür Weißbrod, um Zwettl „Rawuzl" genannt, oder auch Nuß- und Mohnbengel. Zu Weihnachten soll man neun verschiedene Sorten Kletzenbrod essen, dann bleibt man gesund oder wird so stark, daß man neun Fuhren Heu bergauf rechen kann (Ötschergebiet), oder heiratet bald. An: Wechsel leitet eine Sage ohne Zeitangabe den Ursprung des Kletzenbrodes von einer Huugersuoth her, welche die Leute zwang, aus allerhand Abfällen ein „Mischmasch- brod" zu backen. Später that man dies in dankbarer Erinnerung an die Errettung aus jener großen Bedrängniß. Zu Weihnachten ziehen in mehreren Gegenden Niederösterreichs „Hirtensinger" herum, welche in Privat-, seltener in Gasthäusern kleine Spiele (Hirtenspiele) aufführen. Hierzu verkleiden sich vier Jünglinge ihren Rollen entsprechend und treten nach einander in die „Stube" ein. Der erste Hirte fragt nach dem Hausherrn, klagt über bittere Winter- kälte und legt sich neben dem Ofen auf den Boden. Ebenso machen es die beiden anderen, welche gekommen sind, ihren Kameraden zu suchen. Bald liegen alle drei in „tiefem Schlafe", aus welchem sie jedoch der Engel dnrch Berührung mit seinem „goldenen Stabe" weckt. Staunend vernehmen sie seinen Ruf: „(Zloria, in excelsis vec>!- und den Bericht vom Wunder zu Bethlehem. Hierauf singen sie gemeinsam eines von den lieblichen Hirtenliedern, deren Motive echt volksthümlich sind. Da „gucken" sie z. B. zum Himmel auf, wo es heute so lustig „hergeht", als thät man droben den „Fasching loben". Sie wollen dem Kindlein im Stalle allerlei Opfer bringen, der eine ein „zeckfeistes" Lämmchen, der andere ein neues rothes „Jankerl" (Jäckchen), der dritte seine schöne Kohlmeise
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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