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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
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220 und früh reden lernt. Das Krösengeld gilt als unantastbar, es bildet ja die Grundlage aller späteren Ersparnisse. In die Krösenbüchse legt die Mutter auch ein Stückchen von der Nabelschnur des Kindes mit einem rothen oder blauen Bändchen geziert, weiter ein „Amas-Dedl" (^Anus voi) das ist ein geweihtes irdenes Medaillon oder sonst ein Heiligenbildchen. Das Taufmahl („Kindlmahl") wird fast überall im Elternhause des Täuflings gehalten und dazu werden nebst den Pathen auch Nachbarsleute und „Freunde" (Verwandte), nicht selten auch der Geistliche und der Schullehrer (dieser früher als Meßuer) geladen. Den Gevatterslenten obliegen gegenüber der Wöchnerin und dem Pathenkinde mehrere Verpflichtungen. Da ist besonders zu erwähnen die „Zutrag" oder das „Weiset". Die Gevatterin bringt nämlich der Mutter das „Sechswochenbrod", welches aus Semmeln, Zwieback und Candiszucker besteht, womit der Sauglappen („Sntzel", „Zutzel", „Schlotzer") des Kindes gefüllt wird. Im Laufe des ersten oder zweiten Jahres nach der Geburt wird das Kind von den Pathen mit dem „Wutzelgewaud" beschenkt, welches zumeist aus einem Kleidchen, Hemdchen und Häubchen besteht. Als letzte Gabe bekommt der kleine Pathe im Alter von 6 bis 12 Jahren (je nach der Gegend verschieden) das „Godlgewand" und einiges Geld. Das Pathenhemd ist meist so groß zugeschnitten, daß es nicht sofort in Verwendung kommen kann, sondern erst als „Hochzeitshemd", wozu es oft von Anfang her bestimmt ist, getragen wird. Stirbt das Pathenkind vor dem Ausgewanden, so haben die Gödenlente die ganzen Begräbnißkosten zu tragen. Für diese und andere Opfer und Verpflichtungen, namentlich auch für die Sorge und Theilnahme, welche die Pathen ihrem Schützlinge in den verschiedensten Lagen des Lebens zuwenden, werden sie bei jeder Gelegenheit mit besonderer Auszeichnung behandelt. Heiratet der junge Göd, oder wird er Priester, oder stirbt er, so nehmen die Pathen beim Hochzeits-, Primiz- oder Todtenmahl die ersten Ehrensitze ein. Die Gevattersleute ihrzeu einander, was bei unserem Landvolke indeß die Ansprache in der dritten Person bedeutet. Ein Mann soll jedesmal, wenn er an seines Gevatters Haus vorübergeht, den Hut abnehmen. Mancherlei Gefahren bedrohen das neugeborene Kind. So lange es nicht getauft ist, kann es gar leicht von einer Hexe oder, wie man im Gebirge glaubt, von einem Wild- fräulein mit einem Wechselbalge vertauscht oder von der „Trnd" angesaugt werden, welch letzteres man freilich sogleich an den aufgeschwollenen Brustwärzchen erkennt und für die Zukunft durch einen auf die Wiege gezeichneten Trndenfnß hintanhalten kann. Große Gefahr ist auch, daß das kleine Kind „verschrien", „verschaut" oder „verneidet" wird. Besonders Menschen, deren Augenbrauen über der Nase zusammenreichen, sind zu fürchten. Man schützt das theure Kleinod vor all diesen bösen Einflüssen, indem man, wenn man
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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