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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
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231 durch den Alarmruf unterbrochen: „Die Brau t ist gestohleu!" Eiuer der Gäste hat sie nämlich heimlich in ein Nachbarhaus eutsührt und nun muß der Brautführer mit einigen Kameraden sich aufmachen, die Vermißte zu suchen. Der Spaß kostet ihm manche „Maß" Wein. Gegen Ende des Mahles wird „geweiset" oder „geweifert", das heißt die Musikanten, die Köchin und der Wirth (letzterer, wenu die Hochzeit im Gasthanse gehalten wird) kommen in den Speisesaal nnd heben die üblichen Geldspenden von den Gästen ein. Dabei gibt es viel „Jux" und „Hetz'" und werden „Gstanz'ln" gesungen. Der Wirth allerdings macht seineu Rundgang in einfach geschäftsmäßiger Weise, indem er von Gast zu Gast gehend das „Tafelgeld" einsammelt, das ist den für das Besteck bedungenen Preis, welcher bei gewöhnlichen Hochzeiten ungefähr vier Gulden beträgt. An Stelle des Wirthes „weifert" öfter auch eiue von ihm damit betraute Person. Auf besonders lustige Art geschieht das Weisern seitens der Köchin. Man verspürt erst im Saale einen Brand- geruch und fragt nach der Ursache desselben. Da kommt der Heiratsmann oder der Brautführer mit einem halbverkohlten „Küchenfetzen" (Lappen) zur Thüre herein und mit ihrem Patrone meist zugleich auch die Köchin; oft hält diese selbst in der einen Hand den rauchenden Fetzen, in der andern einen Schöpflöffel zum „Löschen des Brandes". Da wird nun gejammert, daß der Unglücklichen die Schürze oder der „Kittel" in der Küche verbrannt sei und sie nun das Geld nicht habe, den Schaden zn ersetzen. Zuweilen verlangt der Heiratsmann von den Gästen eine lächerlich hohe Summe! doch die letzteren „handeln" nnd schließlich gibt jeder nur das übliche Scherflein. In der Umgebung des Schneeberges tritt statt der Köchin gewöhnlich ein mit glimmendem Werg behängter Mann auf. Im Erlafthale geht die Köchin hier und dort schon acht Tage vor der Hochzeit in die Häuser „weisern". Noch lustiger geht es zu, weuu die Musikanten um ihr „Weisert" kommen. Im Hornerwalde (B. O. M. B.) hält der Heiratsmaun zu ihreu Gunsten eine Anrede an die Gäste, worin er ihnen begreiflich macht, daß die „Spielleute" bei solcher „Strapazirung" ihrer Instrumente Geld für „neue Saiten" brauchen. Ein Musikant tritt vor und reicht Wein, öfter auch Glühweiu, um die Gäste „splendid" zu stimmen. Allein der Wein wird „verschnupft", auch die „elende" Musik, und nur Kreuzer falle» auf die Sammeltasse. Doch bald „bessern" sich die Gäste, zumal sie auch einen auf eine Gabel gespießten Gulden als Wahrzeichen erblicken. Zu Puchberg am Schneeberg geht ein Musikant als Doctor herum und preist seinen „heilkräftigen" Wein an — gegen gnte Bezahlung. Am Wechsel erzählt ein Musikant, oft maskirt, der Braut unter allgemeinem Gelächter die „Spiel- manus-Lug'" oder eine „gedruckte", das ist handgreifliche Lüge. Dafür empfängt er ein Trinkgeld, aber in viele, viele kleine Lappen eingewickelt, welche mit unzähligen Fäden
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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