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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Seite - 234 -
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234 Nun tritt der Redner zum Tische vor die Braut hin und spricht: Ist die Braut g'snnd und frisch, Geb' sie aber Acht, Daß sie koan' schlechten Tritt nit macht, Sonst wird die ehrsam' Jungfrau Braut gestraft Um an Eimer Landwein, Um an Eimer Branntwein, Um a Bäckerkreinz'n** voll Kipfl, Da kriagt Jeder a Zipfl." So kommt sie über den Tisch; Ist sie frisch und wohlgemnth. So springt sie über meinen schwarzbraunen Federhut; Ist sie aber matt und krank, * So kommt sie nach der Bank. Ähnliche Strafe droht, wenn die Braut „mit'm linken Fnaß für den rechten tritt". Um dem vorzubeugen, hat der Redner vier Wächter aufgestellt: „Oan' z'Wean, oan' z'Graz, oan' z'Fürsteufeld — Und den vierten gar mitten in der Welt". Nun muß die Brau t auf den Tisch steigen und mitten zwischen Schüsseln, Teller, Flaschen und Trinkgläser hindurch auf den Heiratsinann oder Brautführer zugehen, ohne jedoch dabei ein Gefäß umzustoßen, denn dies würde einen Schatten auf ihren Jungfrauenkranz werfen, auch sonst kein glückliches Vorzeichen für die Ehe sein, besonders hinsichtlich des Kindersegens. Im V. U. W. W. muß sie auch über den „Federhut" des Brautführers steigen. Da gibt es nun unter den Gästen immer den einen oder anderen, welcher unbemerkt ein volles Trinkglas umstößt, was natürlich unter allgemeinem Gelächter auf die Braut geschoben wird. Am Wechsel sucht die „Brautmutter" ihrem Schützling auf dem Tische möglichst freie Bahn zu machen. Ist die Braut nicht Jungfrau, so geht sie längs der Bank von ihrem Platze. Diese Hochzeitssitte ist in den meisten Gegenden Nieder- österreichs bekannt, nur im oberen Theile des V. O. W. W. findet sie sich nirgends. Die Brautaufforderung ist die Einleitung zu den „Ehrentänzen", welche in derselben Ordnung gehalten werden wie im V. O. W. W, nur eben nicht, wie dort, schon am Vormittage. Vor oder auch nach Mitternacht, wenn die Gesellschaft in der heitersten Stimmung ist, treten gewöhnlich maskirte Bursche („die Maskerer") auf, welche dem Brautführer einen „Paß" vorzeigen müssen, dessen Inhalt viel komisches, tolles Zeug enthält. Wird er für gut befunden, so dürfen die Masken drei Tänze machen, wobei die Hochzeitsgäste Zuschauer sind. Den ihnen gereichten Wein müssen die „Maskerer" am Wechsel aus Strohhalmen schlürfen. Meist um zwölf Uhr Nachts oder auch gegeu den Morgen hin folgt eine andere Scene, welche von der Brant — wenigstens scheinbar — ernst, von den Hochzeitsgästen aber vielfach als gar lustiger Spaß aufgefaßt wird, nämlich das „Kranzlabtanzen". Im V. O. W. W. kennt man fast überall den Namen dafür, nicht aber auch die Sache. Man „tanzt" dort Vormittags das „Kranzl ab", welches die Braut indeß den ganzen Tag * Tas ist nicht Jungfrau. ** Vuckellorb.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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