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Die Malerei hat in dieser Zeit gewiß ebenfalls schätzenswerthe Leistungen hervor-
gebracht, doch ist gar wenig erhalten und steht gewiß ihre Bedeutung in der Renaissance-
periode Österreichs gegen jene der Architektur, der Seulptur und ganz besonders des
blühenden Kunsthandwerks aller Zweige zurück. Spuren von decorativer Waudbemaluug
(z. B. in der Ruine Emmerberg) geben Zeugniß vou der allgemeinen Anwendung des
malerischen Schmuckes, daneben gab es auch größere bedeutende Bildercyklen, wie die
verschwundenen Malereien van Manders am Friedhofe in Krems; das große Tafelbild im
Sinne der langsam sich verbreitenden Barocke findet an Georg Bachmann (in Eggenburg
1642, S. Leopold und Benedict in Melk) oder an Clemens Beutl Vertreter. Auch die
gemalten Grabtafeln anstatt steinerner Epitaphien finden in der Renaissance häufige
Anwendung.
Umso reicher und üppiger gestaltet sich auch im Lande das Kunstschaffen während des
Barockstils. Der Hof uud der Adel, welche nach der endgiltig überstandenen Türkennoth
zahlreiche Schlösser nnd Parkanlagen schufen, die reichen Stifte, deren mittelalterliche
Kirchen nnd Wohngebäude min glänzenden Tempelu und fürstlichen Palästen Platz
machten, zogen ein ganzes Heer von Künstlern herbei, im Anfang meist Italiener, welche
aber bald unter den Einheimischen große Schule machten nnd dem Ganzen jenen freund-
lichen Charakter südlichen Wesens aufdrückten, der sich mit dem Naturell des Österreichers
so glücklich verbaud. Wir wolleu hier nur die bedeutendsten Erscheinungen an den
verschiedenen Orten kurz andenten
Das fürstliche Klofterueuburg, seit circa 1717 im Aufschwung begriffen, erhielt durch
Daniel Gran seine Kuppeldecoration des Marmorsaales, die Verherrlichung Österreichs
darstellend, die gewaltigen steinernen Karyatiden des Riesensaales schuf Loreuzo Mattielli,
ebeufalls aus Wien. Peter Freiherr von Strndel und Antonio Belncci malten die schönsten
der Altarbilder in der umgestalteten Stiftskirche. Der große Bildhauer G. R. Douuer
fertigte die Steiufculptureu des Friedhofes nnd eine reizende Bleifigur des Mercnr für das
Stift. Heiligenkreuz war zum Asyl für die in seinen Klosterfrieden getretenen Künstler
G.Giuliani nnd Martino Altomonte geworden. Ersterer, hier als Lehrer des obengenannten
Donner thätig, machte an Altären nnd am Calvarienberge viele Arbeiten, von Letzterem ist
das schöne Gemälde der Speisung der Fünftausend im Resectorium; auch hat der Salz-
burger F. Rottmayr einige hervorragende Altarbilder hier gemalt. In Göttweig finde»
wir den vortrefflichen Münchener Maler Andreas Wolff mit dem Hauptaltarbild Mariä
Himmelfahrt von 1694, Anderes von Tobias Bock aus Wien, Wagenschön und dem
sogenannten Kremser Schmidt, ferner den großartigen Frescoplafoud Paul Trogers,
welcher Karl VI. als Apollo darstellt, uud andere vorzügliche Deckengemälde von R. Byß.
Altomonte nnd Daniel Gran haben auch iu Herzogeuburg Bedeutendes geleistet; als
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317