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Wie sich die Dinge im Einzelnen hente ausgestaltet haben, sind so zahlreiche Verbindungs-
glieder und Übergänge zwischen Wien und Niederösterreich vorhanden, daß auch die
Schilderungen, welche auf den folgenden Blättern versucht werdeu, oft genug von dein
Ganzen sprechen müssen: von dem Kronlande zusammt seiner Perle, der Residenzstadt
des Kaiserreiches.
Tandwirthschaft und Viehzucht.
Die eben besprochene Vielgestaltigkeit des Bodens und Klimas vereitelt den Versuch,
Niederösterreich als eiu Ganzes zu schildern. Nach dem Vorgange der beobachtenden
Statistik theilen wir es in fünf wirthschaftliche Gebiete, welche die Orientirnng über die
Prodnctionsweise wesentlich erleichtern. Von dem höchsten Punkte des Kronlandes, dem
mehr als 2.000 Meter hohen Schneeberge, überblickt man diese sünf Gebiete insgesammt.
Längs der steirischen Grenze zieht sich das Alpengebiet hin; an dieses stößt das Berg-
gebiet des Wienerwaldes, den Wienerwald mit dem Bisamberg uud die weiter nach
Westen sich erstreckenden Vorberge der Alpen umfassend. Auf dem linken Ufer der Donan
nimmt das Berggebiet des Manhart nahezu das Viertel ober dem Manhartsberge
ein. Zwischen diesen beiden Berggebieten zieht sich am rechten Donan-User von der Enns
bis ans untere Ende des Tnllnerseldes das Gebiet des Hügellandes, welches dann
am linken Donan-User zwischen Manhart einerseits und Bisamberg und Leiserberg
anderseits bis zur mährischen Grenze als das sogenannte Weinviertel sich fortsetzt. Das
fünfte Gebiet endlich ist das Wiener Becken, das Land östlich vom Wienerwald, Bisam-
berg, Leiserberg bis an die Grenze von Ungarn, dessen weit ausgedehnte Ebenen mit ihrem
schon steppeuhasten Klima diesem Theile vou Niederösterreich seine» eigenen Charakter
aufpräge«.
Auf engem Raume berühren sich oft die größten Verschiedenheiten der Boden-
gestaltuug und wahre Gegensätze in den Grundlagen der Bodencultur. So zieht sich aus
der kühlen Höhe des Schneeberges der Baumwuchs uud zuletzt selbst die zwerghafte
Krummholzkiefer bereits zurück und macht Alpenmatten Platz, die nur durch wenige
Monate Weide gewähren, während sich nur wenige Stunden ostwärts in den Bezirken
Glogguitz und Neunkirchen bereits die ersten Weinberge finden und durch den Anbau von
Mais als Körnerfrucht auch der Feldbau von einem wärmeren Himmelsstriche zeugt. Das
gauze Wiener Becken und das Hügelland sind warm und trocken oder uur iu mäßigem
Grade feucht. Südlich vou der Donan aber steigt das Land aus Ebene und Thal bald iu
die Vorberge uud das Alpengebiet, die obere Grenze des Ackerbaues wird erreicht, ja eine
Fläche von mehr als 7.000 Hektar hebt sich als Alpe selbst über die Region des Waldes,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317