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beschrieben, die Römerzüge und ihre Ansiedlnngen deutlich verfolgen. Wenn auch von
diesen Eindringlinge» und Kolonisten der Grundstein des österreichischen Weinbaues gelegt
wurde, so haben doch die im Culturleben unserer Gegenden den Römern folgenden geistlichen
Stifte Wesentliches zur Veredlung desselben beigetragen, uud ganz besonders sind es bessere
Traubensorten, welche die Weingärten in der Nähe dieser Stifte charakterisiren.
Niederösterreich zeigt eine mittlere Jahrestemperatur von 9 6° Celsius, welche
derjenigen des rheinischen Weinlandes nahezu entspricht, und wäre nicht das ganze Land
durch die hohe Alpenkette gegen Süden abgeschlossen, gegen Norden offen, so hätten wir
uns noch günstigerer natürlicher Grundlagen des Weinbaues zu rühmen. Nicht blos die
klimatischen Verhältnisse, sondern auch die Culturart der Reben und die Weinbehandlung
geben für diesen Zweig der Bodenwirthschaft den Ausschlag, und gerade hierin steht
Niederösterreich jedem anderen Kronlande voran und liefert thatsächlich vorzügliche, überall
geschätzte Weine.
Jedes rationell behandelte Weinland mnß aber auch eiueu sachgemäßen Wechsel in
seinen Traubensorten erfahren, uud hierin zeichnet sich Niederösterreich ganz besonders
ans; die älteren saueren und unfeinen Sorten sind längst verlassen und wurden durch edle
Trauben, wie Velteliuer, Zierfahudler uud den blauen Portngieser ersetzt, ja in den letzten
Jahrzehnten wurden mit Erfolg der Riesling, Traminer, Gutedel und blaue Burgunder
eingeführt und verbreiten sich diese überall da, wo sich die für dieselben passenden Ver-
hältnisse finden.
Die Weingärten Niederösterreichs sind zumeist auf südliche» Abhängen der Berge
und auf Vorhügeln gelegen. Steile Gebirgslagen finden sich in Gnmpoldskirchen, Vöslan,
Klosterneuburg, Nußdorf, dem Bisamberg und bei Krems, wo auch die besten Weine erzeugt
werden. Da, wo bei Anlage der Weingärten sich ein entsprechendes Steinmateriale ergab,
finden sich viele Terrassenmauern (Krems, Spitz), zumeist sind aber die niederösterreichischen
Weingärten durch Terrasseuwaude aus Erde (Lößboden) charakterisirt, welche sich bei
unbegrenzter Dauer leicht herstellen lassen und unseren Weingebirgen in vielen Gegenden
ein höchst eigenartiges Aussehen verleihen.
Da wohl das Erfrieren des alten Stammholzes in kalten Wintern sich zu häufig
wiederholt, pflegt man die niederste Erziehung (Kopferziehung) zu wählen, wobei man
in besonders exponirten Weingebirgen Gelegenheit hat, die Stöcke vor dem Winter mit
Erde zu bedecken. Vier bis sechs Tragzapfen mit je ein bis zwei Augen ergeben mit Traubeu
beladeue Sommerschosse, welche an anderthalb Meter hohen Tannenpfählen angebunden
und den Sommer über von der Jnfectenbrnt befreit werden. Die reifenden Trauben werden
von eigens hierzu bestellten Hütern beschützt uud die Weinlese wird auf Anordnung der
betreffenden Gemeindebehörde begonnen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317